Der 22-jährige Italiener Riccardo Calafiori wechselt vom FC Bologna zu den Gunners. Für seine Dienste überweisen die Londoner kolportierte 45 Millionen plus Boni nach... Die Gewinner und Verlierer des Calafiori-Transfers

Der 22-jährige Italiener Riccardo Calafiori wechselt vom FC Bologna zu den Gunners. Für seine Dienste überweisen die Londoner kolportierte 45 Millionen plus Boni nach Italien. Für Gesprächsstoff sorgen zusätzlich gleich zwei Weiterverkaufsklauseln.

Defensiv-Shootingstar der EM 2024 in Deutschland

Riccardo Calafiori zählte bei der Europameisterschaft 2024 zu den wenigen Lichtblicken der Squadra Azzurra. Luciano Spalletti hatte den gebürtigen Römer für viele überraschend mit zuvor nur zwei Einsätzen im Nationaldress in das Aufgebot für das Turnier in Deutschland nominiert, wo der 1,88 Meter große Innenverteidiger an der Seite von Inter-Abwehrchef Alessandro Bastoni ein hervorragendes Turnier spielte und zum heimlichen Abwehrchef mutierte.

Für ZDF-Experte Christoph Kramer war Calafiori nach den Gruppenspielen sogar der beste Spieler der EM.

Das Aus für die Italiener im Achtelfinale gegen die Schweiz kam just in jenem Spiel, in dem Calafiori gesperrt war. Ohne den Neo-Londoner war die Mannschaft von Spalletti in der Defensive ungewohnt anfällig, wirkte unsortiert und war meist den entscheidenden Schritt zu spät.

Spielstarker Innenverteidiger

Calafiori erinnert in seiner Spielweise und Motorik stark an Alessandro Nesta. Starkes Stellungsspiel, gute Übersicht und präziser Spielaufbau, Beidfüßigkeit. Der Römer kann das Spiel lesen wie derzeit kaum ein anderer Abwehrspieler, was ihn in dieser Sommertransferphase zu einer der heißesten Aktien am Transfermarkt gemacht hat.

Über Rom, Genua, Basel und Bologna nach London

Bei seinem Jugendverein AS Rom konnte sich Riccardo Calafiori nicht durchsetzen. Es folgte eine einjährige Leihe nach Genua und im Anschluss schlussendlich der Verkauf um 3,5 Millionen Euro nach Basel.

Bereits ein Jahr später dann die Rückkehr nach Italien, zum FC Bologna. Ablöse: 4,5 Millionen Euro. Der Rest ist bekannt: Calafiori spielte eine bärenstarke Saison und schrieb mit den Rossoblu Vereinsgeschichte. Der Klub qualifizierte sich erstmals in seiner Geschichte für die Champions League.

Ein weiteres Jahr später dann der sportliche Aufstieg in die beste Fußballliga der Welt, der englischen Premier League. Neuer Klub Calafioris ist der kein geringerer als der amtierende Vizemeister Arsenal London.

45 Millionen Euro Ablöse

Mikel Arteta und der Hauptstadtklub lassen sich die Dienste des Italieners geschätzte 45 Millionen Euro kosten. Neben William Saliba, Gabriel Magalhaes, Ben White und Jurrien Timber ist Calafiori der fünfte nominelle Innenverteidiger im Kader der Gunners, wenngleich White und Timber auch oder gar vorwiegend auf den Außenverteidigerpositionen zum Einsatz kommen. Der Wert, wohlgemerkt nur der Innenverteidigung, steigt damit auf weit über 200 Millionen Euro.

Stammplatzgarantie: Fehlanzeige. Denn der Arsenal FC hatte in der abgelaufenen Saison die beste Verteidigung der Liga. Mit 29 Gegentreffern haben die Gunners die wenigsten Tore zugelassen und einen großen Anteil daran haben die beiden Stamminnenverteidiger William Saliba und Gabriel Magalhaes. Sie werden derzeit mit einem Marktwert von 80 bzw, 70 Millionen Euro taxiert.

Mit einer Ablöse von 45 Millionen Euro ist Riccardo Calafiori aber nun der teuerste italienische Verteidiger der Geschichte. Er löst damit Leonardo Bonucci ab, der den bisherigen Rekord mit einer Ablösesumme von 42 Millionen Euro hielt.

Ob sich Calafiori in London durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Der Italiener bringt Qualitäten mit, die man in London brauchen kann. Vor allem das präzise Aufbauspiel des neuen Abwehrmannes wird dem Spiel des FC Arsenal guttun.

Zank um Weiterverkaufsbeteiligungen

Überschattet wurde der Transfer zum FC Arsenal um Querelen rund um Weiterverkaufsbeteiligungen. Sowohl die Roma als auch der FC Basel hatten bei den jeweiligen Transfers Weiterverkaufsbeteiligungen für Calafiori ausverhandelt.

Dem Vernehmen nach 40% beim Transfer des Italieners von der Roma zum FC Basel und gar 50% beim Transfer vom FC Basel zum FC Bologna. Mit ein Grund warum sich der Transfer länger gezogen haben soll, da man in Bologna wusste, dass man 50% der Ablösesumme gleich direkt an den FC Basel weiterüberweisen muss und deswegen versuchte die Ablösesumme weiter in die Höhe zu treiben. Arsenal war aber wenig verhandlungsbereit.

Der große Verlierer ist nun der FC Bologna, der nun den Abwehrchef verloren hat und nur 22,5 Millionen Euro Ablösesumme eingenommen. Neben Calafiori der große Gewinner ist freilich der FC Basel, der auf Grund der Beteiligung am Weiterverkauf ebenso 22,5 Millionen Euro Ablösesumme erhält.

Und Arsenal? Die Gunners haben ein Schnäppchen gemacht. In Zeiten, in denen für Spieler gerne Transfersummen jenseits der 70 Millionen Euro aufgerufen werden, ist es dem Hauptstadtklub gelungen einen hochveranlagten Verteidiger zu einem „Freundschaftspreis“ zu holen.

Patrick Stummer, abseits.at

Patrick Stummer