Die möglichen Anpassungen des Chelsea FC für die K.o.-Phase der Champions League | Was lässt sich Mourinho gegen PSG einfallen?
Champions LeagueEngland 16.Februar.2015 Rene Maric 0
Die Champions League ist im Anflug, denn schon morgen trifft Paris Saint-Germain auf Chelsea. In dieser Woche ist es wohl das Topspiel und besonders einer wird wie üblich bei CL-K.o.-Spielen im Fokus stehen: Chelseas José Mourinho. Jede Mannschaft mit Mourinho auf der Bank polarisiert in dieser Saisonphase wegen ihrer Spielweise die Massen und gilt gleichzeitig als Mitfavorit auf den europäischen Thron. Doch wie stehen die Chancen für Chelsea? Und was könnte sich Mourinho in Anbetracht seines Kaders für die entscheidenden Spiele ausdenken? Kommt eine neue Strategie schon gegen PSG zum Einsatz?
Chelsea: Unüblicher Stil für eine Mourinho-Mannschaft
Die englische Liga führen die Blues souverän an, doch englische Experten zeigten sich verwundert wegen der Statistiken. Eigentlich ist Mourinho in England bekannt dafür, dass seine Mannschaft meist souveräne, aber knappe Siege bei eher chancenarmen Spielen davonträgt. Zu Beginn der Saison agierten die Mannen von Mourinho in der Defensive allerdings deutlich instabiler und viel offensivfokussierter, wodurch teilweise spektakuläre Spiele entstanden.
Teilweise wurde dies von Fans und Medien darauf zurückgeführt, dass Mourinho seine Mannschaft dieses Mal langfristiger formieren und deswegen eine offensive Spielphilosophie installieren möchte. Auch seine Verpflichtung von Cesc Fabregas als zweitem Sechser deutet darauf hin, dass Mourinho deutlich aggressiver nach vorne und offensivorientierter spielen möchte.
Nach dem Saisonbeginn normalisierte sich dies allerdings wieder ein bisschen. Die Abstimmung in der Arbeit gegen den Ball wurde etwas verbessert, die öfters etwas zurückhaltenden Außenverteidiger sowie eine tiefere Spielanlage brachten wieder mehr Stabilität und ein weniger fokussiertes Offensivspiel zurück.
Der Kader und auch die Stammelf sind aber gleich geblieben. Ohnehin vertraut Mourinho in dieser Saison fast immer auf die gleiche Elf.
4-2-3-1-Dogmatik mit wenig formativen Veränderungen
Mourinhos herausragende Trainingsmethodik hat einen oft unterschätzten Vorteil: Er kann fast immer die gleiche (und somit meist die nominell stärkste) Elf aufbieten. Willian auf dem rechten Flügel, Eden Hazard auf dem linken Flügel, Oscar als Zehner und Diego Costa im Sturmzentrum bilden das Offensivquartett. Nur sehr selten rückte André Schürrle in die Mannschaft, der jetzt aber zum VfL Wolfsburg abgewandert ist und durch Juan Cuadrado ersetzt wurde.
Auf der Doppelsechs gibt es ebenfalls relativ wenig Rotation. Ramires und Obi Mikel können manchmal für Cesc Fabregas oder Nemanja Matic ins Spiel kommen, doch die letzteren zwei sind eigentlich gesetzt. In der Viererkette konnte sich Filipe Luis als linker Außenverteidiger noch nicht durchsetzen, weswegen Cesar Azpilicueta und Branislav Ivanovic wie in der vergangenen Saison das Flügelpärchen bilden.
Im Laufe der Saison hat sich allerdings in der Innenverteidigung etwas verändert. Chelseas Urgestein und Abwehrchef John Terry ist zwar weiterhin gesetzt, doch sein Nebenmann Gary Cahill könnte seinen Platz in dieser Saisonphase an Kurt Zouma verlieren. Letzterer wurde Cahill schon mehrmals vorgezogen und spielte sich mit seiner enormen Athletik in den letzten Wochen in Mourinhos Fokus. Im Tor ist Thibaut Courtois noch immer unumstritten, aber mit Petr Cech gibt es enorm starke und erfahrenere Konkurrenz.
Dies ist die Stammelf, welche in den meisten Spielen aufläuft und fast immer im 4-2-3-1 agiert. Vereinzelt gab es 4-1-4-1-Formationen, meistens wurde dies aber nur für besondere Situationen oder bestimmte Spielphasen genutzt. So wurde letztens Cahill auf der Sechs in Schlussphasen eingewechselt. Doch es wäre falsch zu sagen, dass Mourinho eine sehr rigide und inflexible Aufstellungspolitik verfolgt. Besonders im Aufbauspiel ist Mourinho sogar variabler als früher.
Einige Anpassungsveränderungen im Spielaufbau und Angriffsspiel
In einigen Spielen zeigten die Blues beispielsweise ein extrem konstruktives, taktisch komplexes und ballbesitzorientiertes Aufbauspiel. Hazard und Willian ließen sich öfters als Flügelstürmer weit zurückfallen, besetzten teilweise neben Matic die defensiven Halbräume, überluden Räume und kurbelten das Spiel aus der Tiefe an. Ihre Dribbelstärke und Kreativität ist hierbei ebenso hilfreich wie die Überladung, weil ihre nominellen Gegenspieler sie nicht so weiträumig verfolgen können. Dies wird meist gepaart mit einem aufrückenden Fabregas und einem ausweichenden Oscar.
In den meisten Partien war die Rollenverteilung vorne allerdings eher eine abschlussorientierte Freirolle von Hazard im letzten Drittel, ein balancegebender Oscar sowie ein einrückender und spielgestaltender Willian. Hazard sollte damit seine herausragende Passstärke, seinen guten Schuss und seine Dribblings möglichst hoch und positionell frei einbinden können. Diego Costa weicht dafür immer wieder aus, bindet Spieler, verhindert herausrückende Bewegungen und bietet sich für Pässe hinter die Abwehr an.
Dazu gesellen sich unterschiedliche Passmuster und Abkippbewegungen von den Sechsern. Fabregas spielt in manchen Spielen eher tief und diktiert das Tempo, in anderen schiebt er aber weit vorne und konzentriert sich auf die tödlichen Pässe.
Allerdings ist zu erwarten, dass Mourinho in den KO-Spielen zu seinem typischen, defensiveren Spiel zurückkehrt. Eine Veränderung der Formation könnte es dann durchaus geben.
Formative Umstellungen für die Topspiele?
Zur erhöhten Zentrumskontrolle und einem massiven Umschalten über die Mitte wären beispielsweise eine Rautenformation oder ein 4-3-2-1 denkbar. Hazard würde dann den zweithöchsten Spieler nach Diego Costa geben, während Oscar und Willian die Halbpositionen besetzen. Fàbregas auf der Zehn lässt sich dynamisch zurückfallen, sucht nach offenen Räumen und spielt die tödlichen Pässe im Umschaltspiel, während Oscar und Willian dynamisch nach vorne stoßen. Beide sind defensiv sehr gut und schnell im Umschalten, wodurch sie eine solche Rolle ausüben können. Ramires ist hier ebenfalls eine interessante Option.
Alternativ könnte Fàbregas auch auf der Acht spielen, obgleich hier eine leicht asymmetrische Raute passender wäre, um Fàbregas auf seiner Seite wegen der geringeren Breitenstaffelung mehr zu unterstützen. Der ehemalige Star des FC Barcelona und von Arsenal könnte sogar eine Pirlo-Rolle spielen.
Für eine sehr defensive Spielweise ist ein 4-5-1 mit flacher Fünf im Mittelfeld denkbar. Hazard und Willian/Oscar auf den Seiten könnten situativ zocken und sehr schnell umschalten, drei aus Matić, Fàbregas, Mikel, Oscar und Ramires würden das Zentrum besetzen. Ansonsten gibt es mit Didier Drogba als Zielspieler für ganz vorne oder Loïc Rémy auch die Möglichkeit für ein klassischeres 4-4-2, welches in Schlussphasen interessant wäre.
Ein 3-4-2-1 oder 3-4-1-2 wäre in Anbetracht der sehr interessanten Flügel- und Halbverteidiger-Möglichkeiten denkbar, erscheint aber sehr unwahrscheinlich. Besonders eine Art 3-6-1 könnte durch die Verpflichtung Cuadrados und ihre spezifischen Eigenheiten eine unorthodoxe und gleichzeitig Mourinho-hafte Idee für die Champions League sein. Allerdings ist dies unwahrscheinlich, denn Mourinho wird wohl auf Anpassungen der Pressinghöhe, den Abläufen und der Personalwahl beharren, exklusive in Schlussphasen und sehr speziellen Situationen.
René Maric, www.abseits.at
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Rene Maric
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