Das Märchen geht weiter! Nach dem 1:0-Sieg über Southampton führt Leicester City sechs Spieltage vor Schluss die englische Premier League mit sieben Punkten Vorsprung... Die perfekte Defensive: Watford-Stürmer Troy Deeney erklärt Leicesters Höhenflug

_Christian Fuchs - Leicester CityDas Märchen geht weiter! Nach dem 1:0-Sieg über Southampton führt Leicester City sechs Spieltage vor Schluss die englische Premier League mit sieben Punkten Vorsprung auf den Tottenham Hotspur FC an. Sollte sich der Meistertitel am Ende ausgehen wäre das eine der unglaublichsten und überraschendsten Leistungen in der Sportgeschichte. Was macht aber Leicester City momentan so stark? Prödl Teamkollege Troy Deeney, der beim Watford FC als Stürmer unter Vertrag steht, erklärte gegenüber bbc.com, weshalb es so schwierig ist als Angreifer gegen Christian Fuchs und Co. zum Erfolg zu kommen.

Zwei Innenverteidiger vom alten Schlag

Huth ist der unangenehmste Gegenspieler, gegen den ich in dieser Saison angetreten bin.“ Mit diesen Worten beginnt die Lobrede des Watford-Stürmers, der sich insbesondere von den physischen Fähigkeiten des Innenverteidigers beeindruck zeigt! Deeney, der es in dieser Saison immerhin auf neun Treffer brachte, stand heuer in den Premier-League-Spielen allen Stamm-Innenverteidigern gegenüber, tat sich jedoch gegen den ehemaligen deutschen Nationalspieler am schwersten. Der Stürmer erklärt, dass Huth von Anfang an seinen Gegenspielern zeigt, dass er am Platz steht und sich von Beginn an mittels harten Tacklings und Einlagen Respekt verschafft. Auch Deeney weiß im Normalfall dagegenzuhalten und teilt seinerseits hart, wenn auch meistens fair aus, doch der Deutsche zeigte sich laut dem Watford-Angreifer davon unbeeindruckt. Deeney merkt an, dass der Innenverteidiger zu jener Sorte Spielern gehört, die kaum mit den Gegenspielern am Platz sprechen. Dafür köpfelt und schießt er alle Bälle ohne Rücksicht auf Verluste weg – Hauptsache das Spielgerät findet den Weg nicht ins eigene Tor.

Auch Huths Kollege im Abwehrzentrum, Wes Morgan, ist ein ähnlicher Typ. Der Nationalspieler Jamaicas erzielte gegen Southampton seinen ersten Saisontreffer und glänzt ansonsten durch schnörkellose Abwehrleistungen. Die primäre Aufgabe ist es den Ball vom Tor wegzuhalten, es wird nur selten Risiko genommen und das Motto ist es lieber einmal den Ball übers Stadiondach zu klären, als sich in ein riskantes Dribbling verwickeln zu lassen. So wie viele seiner Mitspieler blüht der Innenverteidiger auf und zeigt Leistungen, die man ihm zu seiner Zeit bei Nottingham Forest nie zugetraut hätte.

Was es besonders schwer macht gegen dieses Abwehrzentrum ist, dass sich die beiden Innenverteidiger nur ganz schwer herauslocken lassen. Im Verbund mit der auch ansonsten exzellent eingestellten und hart arbeitenden Defensive eröffnen sich so für die gegnerischen Stürmer nur wenige Möglichkeiten.

Untypische Außenverteidiger

Troy Deeney lobt jedoch nicht nur das Abwehrzentrum, sondern auch die Außenverteidiger in höchsten Tönen, was uns natürlich besonders freut. Der Stürmer meint, dass heutzutage von den Außenverteidigern meist viel Offensivkraft von den Trainern abverlangt wird und dass oftmals offensive Flügelspieler zu Außenverteidigern umfunktioniert werden, was es den Stürmern dann doch etwas leichter macht, an ihnen vorbeizukommen. Fuchs und Simpson, die beiden Außenspieler in der Leicester-Viererkette, machen es den Angreifern jedoch laut Deeney extrem schwer, da sie etwas konservativer agieren, kaum auf ihre Defensivaufgaben vergessen und sehr gut nach hinten umschalten. Deeney meint, dass viele Teams mit offensiveren Außenverteidigern antreten und sich so auf den Flügeln nach Ballverlusten oftmals Lücken bilden. Wenn Fuchs oder Simpson nach vorne gehen, dann sichert stets der andere Außenverteidiger hinten ab und rückt zentral ein, während nach Ballverlusten der offensivere Außenverteidiger auch schnell zurückschaltete. Auch bei gegnerischen Flanken auf die zweite Stange zeigen Fuchs und Simpson ihre Kopfballstärke und klären zahlreiche Bälle. Im Verbund mit den großen Huth und Morgan ist es ohnehin schwer in der Luft gegen Leicester zum Erfolg zu kommen. Der jüngste Fuchs-Assist gegen Southampton zeigte jedoch wieder einmal auch die offensiven Qualitäten des Österreichers.

Kommunikation ist alles

Aber nicht nur die Viererkette sorgt dafür, dass Claudio Ranieris Mannschaft oftmals zu Null spielt. Die beiden zentralen Mittelfeldspieler Danny Drinkwater und N’Golo Kanté arbeiten extrem hart für ihre Mannschaft und stopfen viele Lücken. Deeney erzählt, dass Huth zwar so gut wie nie mit seinen Gegenspielern redet, dass dafür aber die Leicester-Hintermannschaft während des gesamten Spiels lautstark miteinander kommuniziert. Als Beispiel führt er Drinkwater auf, der viel nach hinten arbeitet und wenn er sich einmal nicht sicher ist, wie er sich in der Defensive verhalten soll, sofort lautstark Anweisungen von der Viererkette einholt.

Für N’Golo Kanté hat der Watford-Stürmer sowieso den größten Respekt, da der französische Nationalspieler, der für viele Experten der beste Premier-League-Spieler der Saison ist, überall zu finden ist und über 90 Minuten lang hart und extrem effektiv für sein Team arbeitet. Auch zwischen den beiden Mittelfeldspielern passt die Abstimmung perfekt. Wenn sich einer der beiden zentralen Mittelfeldspieler in den Angriff einschaltet, dann sichert der andere hinten ab und unterbindet die Gegenstöße. Deeney beschreibt, dass es ganz schwer ist durch die Mitte durchzukommen, da man Kanté nicht bloß einmal überspielen muss, da der Franzose niemals einen Zweikampf aufgibt und immer wieder hinter seinen Gegenspieler kommt. Es ist kein Zufall, dass Kanté die meisten erfolgreichen Tacklings aller Premier-League-Spieler in dieser Saison aufweist (139).

Das war mit ein Grund weshalb es Southampton bei der jüngsten 1:0-Niederlage mit 33 Flanken aus dem offenen Spiel heraus versuchte. 28 davon wurden jedoch von der Leicester-Hintermannschaft geklärt, was die oben beschriebene Kopfballstärke einmal mehr unterlegt.

Wenn dann noch Spieler wie Riyad Mahrez, Jamie Vardy und Shinky Okazaki dazukommen, die sich noch dazu so wie die meisten Leicester-Fußballer in der Form ihres Lebens befinden, dann ist die Tabellenführung zwar noch immer überraschend, allerdings alles andere als ein Zufall.

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger

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