Tottenham Hotspur spielt unter seinem argentinischen Übungsleiter Mauricio Pochettino einen schnellen und effizienten Angriffsfußball. Dies liegt natürlich auch an den Führungsqualitäten des Cheftrainers. In... Die Spurs unter Mauricio Pochettino: Der überzeugende Angriffsfußball

Tottenham Hotspur spielt unter seinem argentinischen Übungsleiter Mauricio Pochettino einen schnellen und effizienten Angriffsfußball. Dies liegt natürlich auch an den Führungsqualitäten des Cheftrainers. In seinen mittlerweile vier Jahren im Norden Londons, gelang es dem Argentinier viele junge Spieler zu formen und weiterzuentwickeln.

In der Defensive hat sich der Kader im Vergleich zur Saison 2016/17 nur punktuell verändert. In der Innenverteidigung kamen mit dem jungen Juan Foyth und Davinson Sánchez von La Plata bzw. Ajax Amsterdam weitere vielversprechende Optionen hinzu. Außerdem rückte der Rechtsverteidiger Kyle Walker-Peters im Sommer von der U23 ins Profiteam.

Im Sommer 2017 holten die Verantwortlichen um Klubboss Daniel Levy den Spanier Fernando Llorente von Swansea als Backup für die Mittelstürmerposition. Zudem wurde im Januar 2018 der Brasilianer Lucas für die offensive Rechtsaußenposition von Paris Saint-Germain verpflichtet. Mit diesem Transfer wurden die Alternativen im Angriffsbereich deutlich erhöht.

Das bewährte System

Mauricio Pochettino lässt seine Mannschaft zumeist in einer 4-2-3-1-Formation auflaufen. Allerdings wird dieses bestehende Grundsystem auf vielfältigste Weise interpretiert. Ein Teil der Grundidee besteht darin, dass die offensiven Außenverteidiger sehr aggressiv und weit in die gegnerische Hälfte hineinschieben. Auf der Doppelsechs agiert der physisch starke englische Nationalspieler Eric Dier sehr umsichtig – und kippt meistens zwischen die beiden breitgefächerten Innenverteidiger ab. Aufgrund dieser Bewegung entsteht situativ eine Dreierkette. Dadurch erhält der Belgier Moussa Démbéle auf der Achterposition genügend Freiräume um den Spielaufbau mit vertikalen Pässen in die Offensivzone zu beschleunigen.

Spielmacher Dele Alli ist in diesem System ein absoluter Schlüsselspieler. Durch intelligente Dribblings gelangt Alli in abschlussreiche Situationen. Er kann auf Bedarf zusammen mit Toptorjäger Harry Kane eine Doppelspitze bilden, die den Gegner an einem geordneten Spielaufbau hindert. Auf den offensiven Flügelpositionen sind Christian Eriksen und Erik Lamela zwei gesetzte Stammkräfte. Der Däne positioniert sich dabei bei eigenem Ballbesitzspiel in den Halbräumen, während der Argentinier den Fokus durch seine Bewegungen in die Breite zieht.

Starkes Pressing

Bei gegnerischem Ballbesitz bilden die vier Spieler im vorderen Drittel einen engen Block um den Ball im Pressing zu erobern. Auch wenn es dem Gegner gelingt die erste Pressinglinie zu überspielen, befinden sich noch genügend Spieler der Spurs hinter dem Ball um Zugriff zu erzeugen. Diese Pressingvariante wirkt seit geraumer Zeit gegen sämtliche Vereine in der Premier League präzise einstudiert und umgesetzt.

Spitzenteams wie beispielsweise Liverpool haben in Spielen gegen die Spurs eine deutlich niedrigere Passgenauigkeit als gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel. Ein Grund für solch positive Statistiken sind die spielnahen Übungen in der täglichen Trainingsarbeit. Auch die Defensivarbeit ist beim Vizemeister von 2017 stark ausgereift. Der belgische Innenverteidiger Jan Vertonghen kommt in der Beletage des englischen Fußballs auf knapp fünf klärende Aktionen pro Partie.

Auf der internationalen Bühne

In dieser Saison sind besonders die Auftritte auf internationalem Parkett sehr erfolgreich. In der Gruppenphase der Champions League landete Tottenham souverän auf dem ersten Tabellenplatz. In den beiden Duellen gegen Real Madrid – den Champions League Gewinner von 2016 und 2017 – agierten die Spurs äußerst abgeklärt. Beim 3:1-Heimsieg im Wembley-Stadion wurden die Madrilenen trotz eines Ballbesitzanteils von über 60 % überzeugend bezwungen. In diesem Spiel agierten die Außenverteidiger etwas konservativer und durch diese Spielweise kamen die Flügelstürmer der Königlichen nicht in aussichtsreiche Zonen.

Tottenham Hotspur überzeugt auch dank hervorragender Akteure schon seit einigen Jahren mit einer extremen Variante des Angriffsfußballs. In großen Spielen auf dem internationalen Parkett tritt das Team von Mauricio Pochettino in dieser Saison sehr überzeugend auf. Die Spieler setzen die taktischen Vorgaben seitens des Trainerteams präzise um, denn im kompakten Abwehrverbund sind die Abstände zueinander passend gewählt. Der gebürtige Londoner Kane ist mit sieben Toren in der Königsklasse sowohl ein effektiver Angreifer, als auch mit durchschnittlich zwei entscheidenden Pässen pro Partie sehr kombinationsstark.

Hart umkämpfte Spitzenplätze

In dieser Saison ist die Konkurrenz um die Champions League Qualifikationsplätze in der heimischen Barclays Premier League sehr groß. Mannschaften wie Manchester United, Chelsea und Liverpool haben sich in den letzten beiden Transferperioden auf sämtlichen Positionen gezielt verstärkt. Manchester City ist derzeit dank starkem Positionsspiel und vielen klugen Investitionen unangefochtener Tabellenführer in England. Arsenal rangiert momentan in der Tabelle einen Platz hinter Tottenham. Die erneute Teilnahme am höchsten Wettbewerb im europäischen Fußball liegt für den Vizemeister von 2017 im Bereich des Möglichen.

Der ehemalige Trainer von Southampton hat in seiner Amtszeit noch keinen Titel gewonnen. Die Gründe dafür sind vielschichtig und haben ihren Ursprung in den Qualitäten der konkurrierenden Mannschaften. Auch in der sensationellen Meistersaison von Leicester City landeten die Spurs „nur“ auf dem dritten Platz. Allerdings ist seitdem viel Zeit vergangen und Pochettino konnte sein Konzept Jahr für Jahr dank des vorhandenen Spielermaterials anpassen. Auch ist es interessant zu beobachten, wie die Spurs mit Drucksituationen umgehen können: Insbesondere im FA-Cup und in der Champions League hat Tottenham dieses Jahr eine große Chance bis in die Finalspiele vorzudringen. Ab der Saison 2018/19 werden die Fans ihr Team in der neuen White Hart Lane unterstützen.

Lorenz Bildstein, abseits.at

Lorenz Bildstein

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