Die ungewöhnliche Karriere des Jay DeMerit (1) | Vom Barkeeper zum Premier-League-Spieler
England 21.Januar.2014 Stefan Karger 0
Mit 23 Jahren sah Jay DeMerit eine Zeit lang keine Zukunft mehr als Fußballprofi und nahm einen Job als Barkeeper an. Er beschloss jedoch noch einmal in Europa sein Glück zu versuchen und spielte sich von der neunten englischen Spielstufe bis in die Premier League hoch. Im ersten Teil sehen wir uns zunächst seine Anfangszeit in den USA und seine weitere Vereinskarriere an. Morgen blicken wir auf seine Leistungen im Nationalteam und analysieren, welche charakterlichen Eigenschaften es dem Abwehrspieler ermöglichten, seinen Traum einer Profikarriere doch noch in Erfüllung gehen zu lassen.
Jay DeMerit war in seinen Jugendjahren ein exzellenter Sportler, der neben Fußball auch Basketball und Leichtathletik auf einem sehr hohen Niveau betrieb. Rückblickend sagt er, dass Fußball damals vielleicht etwas zu kurz kam, da er sich eben auch auf andere Sportarten konzentrierte und als Jugendlicher lange nicht wusste, in welcher der drei Disziplinen er eine Profikarriere anstreben würde. Er besuchte die Bay Port High School und spielte dort für sein Team Green Bay Seven Up im Angriff. Ein ehemaliger Coach verschaffte ihm ein Stipendium bei der University of Illinois at Chicago, wo er für die Chicago Fire Premier spielte, die quasi als Nachwuchsteam für den MLS-Klub Chicago Fire agieren. DeMerit wurde nun nicht mehr als Stürmer eingesetzt, sondern agierte fortan im Abwehrzentrum als Innenverteidiger. Nachdem er seine Ausbildung abschloss, hoffte er auf einen Vertrag in der MLS, doch kein Verein wollte den athletischen Verteidiger einstellen, sodass er eine Zeit lang seinen Traum Fußballprofi zu werden begrub und als Barkeeper jobbte.
Abenteuer England
Ein Freund machte ihm dann den Vorschlag mit ihm nach England zu fahren, um es dort noch einmal als Profi zu versuchen. Jay DeMerit spielte in seiner Zeit bei den Chicago Fire Premier oftmals gegen Spieler, die sich in der MLS durchsetzten und sah dabei gut aus – also entschloss er alles auf eine Karte zu setzen. Mit 1.800 Dollar in der Tasche bestieg er ein Flugzeug nach England und stellte sich dort bei verschiedenen Vereinen vor. Dabei half es ihm, dass er einen dänischen Großvater hatte und deshalb in der Europäischen Union eine Arbeitsgenehmigung bekam. In einem Interview meinte DeMerit, dass er zwar viel Selbstvertrauen besitzt, aber ebenso über eine gesunde Portion Realismus verfügt. Er wusste, dass er nicht bei Chelsea oder ähnlichen Kalibern anklopfen kann, um dort vorzuspielen. Sein Plan war es sich mit harter Arbeit von unten hinauf zu spielen, jeden Tag an sich zu arbeiten und auf seine Chance zu warten.
Schlüsselerlebnis Loftus Road
Kurz nach seiner Ankunft in London besuchte er mit einem Freund zum ersten Mal ein Spiel in Europa. Er kaufte sich Tickets für eine Partie der Queens Park Rangers, die damals in der First Division spielten. Der US-Amerikaner war von der Stimmung im Stadion und von der Fankultur dermaßen begeistert, dass er sich entschloss nun wirklich alles daran zu setzen, um im englischen Profifußball Fuß zu fassen. Das spielerische Niveau am Platz schreckte ihn zudem nicht ab und er wusste, dass er mit hartem Training ebenfalls soweit kommen könnte.
Über die neunte Spielklasse in die Premier League
Seinen ersten Vertrag unterschrieb er beim Neuntligisten Southall, wobei er daneben noch in zwei schwächeren Ligen spielte und so drei Meisterschaftsspiele pro Woche bestritt. Er sagte, dass er möglichst präsent sein wollte, um sein Können in möglichst vielen Spielen unter Beweis stellen, in der Hoffnung, dass er Scouts auffallen würde. Bei Southall bekam er 40 Pfund pro Woche, sodass er in dieser Zeit äußerst sparsam von seinen ohnehin nicht üppigen Geldreserven leben musste. Ein Jahr später spielte er immerhin schon für Northwood in der siebten Spielklasse und bestritt dabei ein Vorbereitungsspiel gegen den FC Watford, der damals in der Football League Championship tätig war. DeMerit nutzte in dieser Partie seine Chance und Watford-Coach Ray Lewington zeigte sich von dem Abwehrspieler so angetan, dass er ihn nach dem Spiel zu einem zweiwöchigen Probetraining einlud. Auch dort wusste der US-Amerikaner zu gefallen und bekam einen Einjahresvertrag vorgelegt, den er natürlich sofort unterschrieb. In seinem ersten Jahr nahm er immerhin an 24 der 46 Meisterschaftsspartien teil und zeigte dabei solide Leistungen. Der Klub spielte gegen den Abstieg und landete am Ende am 18. Tabellenplatz (24 Mannschaften). Auch in der darauffolgenden Saison lautete die Devise nicht abzusteigen, doch unter dem neuen Coach Aidy Boothroyd gelang der Truppe der sensationelle Dritte Platz, womit ein Playoff-Spiel um den Aufstieg in die Premier League winkte. In dieser Partie wurde Leeds United mit 3:0 bezwungen und Jay DeMerit erzielte nicht nur das erste Tor des Spiels, sondern wurde auch anschließend zum „Man oft he Match“ gewählt.
Als Belohnung für die tollen Leistungen bekam er einen neuen Vertrag, der nun auch wesentlich besser bezahlt wurde. Watford stieg zwar gleich wieder aus der Premier League ab, aber der Abwehrspieler blieb auch in den kommenden Jahre eine wichtige Stütze, auch wenn sich sein Verhältnis zu Coach Aidy Boothroyd langsam verschlechterte. Nach der Saison 2009/10 lief sein Vertrag aus und er beschloss seine Karriere als MLS-Spieler zu beenden. Er unterschrieb bei den Vancouver Whitecaps, wurde dort sogleich zum neuen Kapitän bestimmt und nahm, sofern er nicht an Verletzungen laborierte, an allen Partien teil.
In der abgelaufenen Saison zog er sich in der siebten Minute des ersten Meisterschaftsspiels einen Achillessehnenriss zu, von dem er sich jedoch mittlerweile wieder vollständig erholte. Sein Coach lobte seine harte Arbeit während seiner Verletzungszeit und der Innenverteidiger kam früher als geplant wieder zurück und bestritt die letzten sieben Meisterschaftsspiele der Saison. Erst gestern wurde sein Vertrag verlängert, denn der 34-Jährige gilt im Verein für die jungen Spieler als eine ganz wichtige Identifikationsfigur und wird als Vorbild bezeichnet, was die professionelle Einstellung betrifft.
Hier geht es weiter zum zweiten Teil: http://www.abseits.at/fusball-international/weitere-lander/die-ungewoehnliche-karriere-des-jay-demerit-2-als-der-barkeeper-spanien-schlug/
Über Jay DeMerits Karriere wurde übrigens eine Dokumentation gedreht, die jedoch nicht vollständig im Internet hochgeladen ist. Ihr könnt euch die DVD jedoch hier bestellen.
Stefan Karger, www.abseits.at
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