Man muss nicht in jeder Partie glänzen, um Meister zu werden. Die Sensationsmannschaft von Claudio Ranieri gewann das Heimspiel gegen Newcastle United mit 1:0... Ein weiterer Schritt Richtung Glück: Leicester bleibt nach 1:0-Sieg gegen Newcastle in der Titelspur

_Christian Fuchs - Leicester CityMan muss nicht in jeder Partie glänzen, um Meister zu werden. Die Sensationsmannschaft von Claudio Ranieri gewann das Heimspiel gegen Newcastle United mit 1:0 und stellte den Abstand von fünf Punkten gegenüber dem Tottenham Hotspur FC wieder her. Diesen Vorsprung gilt es nun in den verbleibenden acht Runden zu verteidigen, damit eines der unglaublichsten Märchen der modernen Fußballgeschichte wahr werden kann. Gary Lineker würde den möglichen Meisterschaftsgewinn der Foxes sogar als den unwahrscheinlichsten Triumph in der Geschichte des Sports einordnen, war doch die Mannschaft von Christian Fuchs der Quotenfavorit auf den Abstieg und Coach Ranieri wurde von den Buchmachern als der Trainer ausgemacht, der die besten Chancen hatte, als erster Premier-League-Coach seinen Posten zu verlieren.

Benitez im Stile eines Dirigenten

Der Tabellenführer war vor der Partie jedenfalls gewarnt, denn es kam nicht überraschend, dass das Meisterschaftsspiel gegen Newcastle United kein Spaziergang wurde. Die um den Klassenerhalt kämpfenden Magpies hofften auf den Trainereffekt, denn vor einigen Tagen löste Rafa Benitez den erfolglosen Steve McClaren ab. Dementsprechend präsentierte sich die Mannschaft des Spaniers enorm motiviert und in einigen Aspekten auch sichtlich verbessert. Während Steve McClaren zuletzt resignierend auf der Trainerbank saß und von außen kaum ins Spiel eingriff, stand Benitez fast während der gesamten 90 Minuten in der Coaching Zone und half mit lautstarken Anweisungen seinen Spielern die richtigen Positionen einzunehmen. Er trieb bei Ballbesitz seine Abwehr-Viererkette nach vorne, forderte Rochaden im Mittelfeld, zeigte seinem Tormann an, wohin der nächste Abschlag gehen sollte und stellte im Laufe des Spiels seine Mannschaft auch in taktischer Hinsicht mehrmals um. Moussa Sissoko, der gestern Abend wohl der stärkste Spieler der Gästemannschaft war, begann außerdem am linken Flügel, während er unter Steve McClaren gewöhnlich über die rechte Seite kam.

Benitez ist bekannt dafür seine Mannschaften in der Defensive hervorragend einstellen zu können. Er will aus einer kompakten Ordnung mit hart arbeitenden Spielern zum Erfolg kommen. Am ehesten scheiterte er wohl bei den ganz großen Vereinen, weil es immer wieder Spannungen zwischen ihm und den Weltstars gab, was bei Newcastle nicht unbedingt ein Problem werden dürfte. Hier verfügt er über Fußballer, die von ihm lernen wollen und seine Anweisungen umsetzen. Dies sah man schon bei seinem ersten Spiel, was die Newcastle-Fans trotz der Niederlage optimistisch in die Zukunft blicken lässt.

Probleme in der ersten Halbzeit

Obwohl Leicester mit einer 1:0-Führung in die Pause ging, war Ranieri mit der ersten Halbzeit nicht zufrieden. Er vermisste bis zum Pausenpfiff die Kompaktheit seiner Mannschaft, korrigierte dies jedoch nach der Halbzeit und verlangte von den Flügelspielern, dass sie sich mehr zum Zentrum hin orientieren sollten. Newcastle gewann im ersten Durchgang dort nämlich fast alle zweite Bälle und erarbeitete sich durch die Mitte auch die eine oder andere brauchbare Chance. In den zweiten 45 Minuten setzte die Heimmannschaft die Vorgaben ihres Trainers besser um und spielte schließlich den Sieg nach Hause. Auch wenn Ranieri den Medien stets versichert die Tabelle noch immer nicht zu beachten und nur von Spiel zu Spiel denkt, so zeigen diese Bilder aus den Schlussminuten doch sehr deutlich, wie emotional der Coach wurde und dass es vielleicht um ein wenig mehr geht, als er in Interviews zugeben möchte:

Okazaki Matchwinner| Kanté abermals überragend

Stürmer Jamie Vardy und Mittelfeldspieler Riyad Mahrez sorgten im Laufe der Saison für die meisten positiven Schlagzeilen bei Leicester, doch diesmal holten andere Spieler die Kohlen aus dem Feuer. Shinji Okazaki erzielte nach einem Vardy-Assist den einzigen Treffer des Spiels, der sich aber sehen lassen konnte. Der ehemalige Stuttgart- und Mainz-Legionär erzielte per Fallrückzieher das einzige Tor der Partie und sicherte seinem Klub so die wichtigen Punkte im Meisterschaftsrennen:

Im Mittelfeld zeigte der französische Legionär N’Golo Kanté wieder einmal eine absolute Glanzvorstellung. Kein geringerer als Alex Ferguson adelte den 24-Jährigen vor der Partie zu dem mit Abstand besten Premier-League-Spieler der Saison und auch gegen Newcastle zeigte er die Qualitäten, die ihn momentan so unverzichtbar für sein Team machen. Kanté überzeugte mittels exzellentem Positionsspiel, einer fantastischen Arbeitsrate, seiner Zweikampfstärke und Passgenauigkeit. Sein Kollege Danny Drinkwater wurde zwar nach der Partie zum Spieler des Spiels gewählt, doch obwohl dieser auch eine starke Vorstellung ablieferte, muss man Kantés Leistung klar höher einstufen. Während Drinkwater bei gegnerischem Ballbesitz ebenfalls stark agierte, machte er doch deutlich mehr Abspielfehler und wirkte im Spielaufbau nicht so souverän wie der Franzose.

Christian Fuchs kam wie gewohnt über die gesamten 90 Minuten zum Einsatz und zeigte eine solide Partie, wurde jedoch in der Defensive nicht allzu sehr gefordert. Wenn es brenzlig wurde, war er jedoch zur Stelle. Seine Standardsituationen, egal ob Eckbälle, oder seine auf der Insel gefürchteten weiten Einwürfe kamen immer wieder gefährlich in den gegnerischen Strafraum. Benitez verstand es aber auch gut, den Spielaufbau über den linken Flügel zu unterbinden, weshalb es ihm nicht immer gelang, im Zusammenspiel mit Marc Albrighton konstanten Druck zu erzeugen. Wie der Sieg zustande kam interessierte am Ende aber nur die Wenigstens. In dieser Situation zählen nur die drei Punkte.

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger

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