Einseitiges Manchester Derby endet 4:1 – City gruppentaktisch reifer als United
England 23.September.2013 Alexander Semeliker 0
Am fünften Spieltag der englischen Premier League kam es zum Stadtderby zwischen Manchester City und Manchester United. Im heimischen Stadion dominierten die Blues die Partie, führten nach 50 Minuten bereits mit 4:0. Verantwortlich dafür waren zwei Treffer von Sergio Agüero, sowie je einer von Yaya Toure und Samir Nasri. Das sehenswerte Freistoßtor von Wayne Rooney zum 4:1 in der Schlussphase hatte somit keinen Wert mehr.
Im Etihad Stadium war City in allen Belangen überlegen. In gruppentaktischer Hinsicht zeigten sich die Blues viel reifer, was sich insbesondere im Pressing und im Umschaltspiel zeigte. Sie übten aktiv Druck auf den Ball aus, während United gegen den Ball äußerst passiv agierte.
Ohne Silva, aber mit drei Neuzugängen
City-Coach Manuel Pellegrini musste zwar unter anderem auf den spanischen Weltmeister David Silva verzichten, kann aber nicht zuletzt aufgrund einer intelligenten Einkaufspolitik im Sommer auf einen facettenreichen Kader zurückgreifen. So begannen mit Fernandinho, Jesus Navas und Alvaro Negredo drei Neuzugänge, die bereits in der Reihe „Transfers erklärt“ vorgestellt wurden. Fernandinho war im flexiblen 4-2-3-1 als tiefster Mittelfeldspieler vor allem für die Absicherung der Angriffe zuständig. Navas agierte, wie man das aus seinen Einsätzen für das spanische Nationalteam und Sevilla ableiten konnte, als rechter Flügelspieler sehr breit.
Negredo gab im Angriffszentrum sein Startelfdebüt und wurde als Wandspieler nicht nur mit langen Bällen auf den Kopf gesucht, sondern bekam die Bälle auch in die Füße gespielt. Hinter dem Spanier begann Sergio Agüero, der in gewisser Weise eine Freirolle hatte. Je nach Situation agierte als spielmachender Zehner oder ging im Stile eines hängenden Stürmers mit Tempo in die Spitze.
van Persie fällt kurzfristig aus
Bei Manchester United trat David Moyes das schwere Erbe von Sir Alex Ferguson an. Der Schotte hielt sich am Transfermarkt zurück, holte mit Marouane Fellaini nur einen potenziellen Weltklassespieler fürs zentrale Mittelfeld. Dort soll der Belgier gemeinsam mit Michael Carrick eine physisch starke Doppelsechs bilden. In diesem Spiel fanden die beiden jedoch kaum Zugriff auf das Spiel. Sie spielten zwar mehr Pässe als anderen Spieler, jedoch kaum zwingende, sondern lediglich auf die Seiten. Zudem musste Moyes zwei Stammspieler angeschlagen vorgeben. Die rechte defensive Außenbahn bearbeitete in Abwesenheit von Rafael mit Chris Smalling ein Spieler, der sich als Innenverteidiger wohler fühlt.
Schwerer wog aber die kurzfristige Absage von Torjäger Robin van Persie. Der Niederländer ist ein Spieler, der mit seiner Torgefährlichkeit Spiele alleine entscheiden kann. Ersetzt wurde er von Danny Welbeck, der allerdings überhaupt nicht ins Spiel fand. Das Offensivspiel hing damit in erster Linie an Wayne Rooney, der versetzt hinter seinem Landsmann begann. Phasenweise beschäftigte er die City-Innenverteidigung zwar gut, über die volle Distanz war dies gegen einen solchen Gegner jedoch zu wenig.
Uniteds Unterlegenheit auf den Außen
Das lag jedoch vor allem an der fehlenden Unterstützung, insbesondere von den Seiten, was an der konservativen Ausrichtung von United lag. Die Flügelspieler positionierten sich sehr tief und hatten dann lange Wege nach vorne. Gegen den Ball machten Ashley Young und Antonio Valencia jedoch auch keine gute Figur. Es war deshalb keine große Überraschung, dass es in erster Linie über die Außen gefährlich fürs eigene Tor wurde. Mit Navas und Pablo Zabaleta hatte City auf der rechten Außenbahn ein sehr offensiv und breit orientiertes Tandem. Young stand eng, was es den beiden erlaubte ihre Seite zu überladen.
Auf der gegenüberliegenden Seite war es insbesondere das schlechte Stellungsspiel und mangelnde die Beteiligung am Defensivspiel von Valencia, das United in Bedrängnis brachte. Der Kolumbianer erlaubte es Aleksandar Kolarov immer wieder ungedeckt mit Tempo seinen Vordermann zu hinterlaufen. Passenderweise war dies mit Samir Nasri bzw. phasenweise Agüero ein Spieler, der den Ball im Eins-gegen-Eins behaupten und das Spiel verzögern konnte. Zwar kamen Kolarov und Navas zusammen nur auf sechs Hereingaben, wie hoch die Qualität dieser war, ist allerdings in der obigen Grafik gut zu erahnen. Sie konnten nahe, manchmal sogar im Strafraum querlegen.
Passives Spiel gegen den Ball bei United
Das schlechte Defensivspiel zeigte sich aber nicht nur anhand individuelle, sondern auch gruppentaktischer Fehler. Manchester United stellte sich abwartend mit zwei Viererkette hinten hinein, was City die Möglichkeit eröffnete, ihr flexibles Aufbauspiel aufzuziehen. Extrem sichtbar wurde dies in den tiefen Zonen, wie das nachstehende Beispiel zeigt.
Zwar steht United mit drei Spielern in Ballnähe, City bringt aber durch die tiefen Außenverteidiger, die beiden Sechser und dem zurückfallenden Nasri noch mehr eigene Akteure dorthin. Aus diesem Nulldruck heraus, konnten vor allem der spielerisch starke Toure immer wieder nach vorne stoßen. Er ging in die Freiräume zwischen den Linien und konnte sogar im Zentrum viele Vorwärtspässe spielen. Ein zusätzlicher Aspekt dafür, dass die nominell starke United-Doppelsechs oft überlaufen wurde, war zudem die enge Position von Nasri. Zudem hielt sich auch Agüero phasenweise im Zehnerraum auf.
Aktives und hohes Pressing bei City
Carrick und Fellaini war es unmöglich all diese Passwege zuzustellen. Gelang es mal den Ball aus der Gefahrenzone zu bringen, konnte City – meistens in Person von Fernandinho – die Befreiungsschläge um den Mittelkreis mühelos absammeln und wieder nach vorne spielen. Diese Tatsache ging in erster Linie auf ein geschlossenes Pressing vonseiten der Blues zurück. Der Ballführende wurde schnell unter Druck gesetzt, was im tiefen United-Aufbauspiel unpräzise lange Bälle hervorrief bzw. im zweiten Drittel ungenaue Kurzpässe. Das nachstehende Video zeigt ein paar Beispielszenen.
http://www.dailymotion.com/video/x151aka_city-press_sport
Auf ein kollektives Abwehrpressing musste City nur in den wenigsten Fällen zurückgreifen, da Uniteds Offensivspiel einfallslos wirkte und jeglicher Druck fehlte. Den fluiden Angriffsbewegungen der Gastgeber hatte man in der ersten Stunde fast ausschließlich ungefährliche Flanken aus dem Halbfeld entgegenzubringen. City reichte es, mit acht Feldspielern hinter den Ball zu kommen und kompakt zu verschieben. Deshalb eröffneten sich United auch als City nach dem 4:0 die eigene Intensität dosierte kaum brauchbare Torchancen. Dass das Tor letztlich nach einer Standardsituation des noch auffälligsten United-Spielers fiel, war daher keine Überraschung.
Alexander Semeliker, abseits.at
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