„No alcohol beyond this line“ – es ist ja schon aus vergangenen Reisen bekannt, dass es nicht erlaubt ist das Stadionbier mit auf die Ränge zu nehmen. Auch die engen Drehkreuze an den Stadieneingängen lösen ein wohltuendes Gefühl aus, endlich wieder unterwegs zu sein, um des großartigen Spieles Willen. Die Plätze wurden wie immer so nah gewählt, dass man den Duft des Rasens ständig in der Nase hat und den Schweiß der Spieler riecht, ganz nach dem Motto: Mittendrin statt nur dabei.
Leeds
Bei der ersten Station zeichnet sich schnell ab wie sehr die Fans von Leeds United an ihren vergangenen Erfolgen zerren. Einspielungen aus den 80er-Jahren auf der Videowall bringen die Fans in Stimmung. 2004 aus der Premier League abgestiegen und zwischenzeitlich sogar nur in der dritten Liga zu finden, träumen alle Fans von der Rückkehr in die oberste Spielklasse. Der Gegner ist Derby County, ein direkter Konkurrent um den Aufstieg. Hoffnungsträger Chris Wood, der schon in jungen Jahren bei der WM 2014 mit Neuseeland für Aufmerksamkeit sorgte, ist bester Torschütze und stellt auch in diesem Spiel wieder seine Kopfballstärke unter Beweis. Er trifft zum 1:0. Durch seine Körpergröße wirkt das Muskelpaket oft schwerfällig und unbegabt, seine Torstatistik spricht aber für ihn. Auch die Fans im Stadion, die wie immer sehr mit dem Spielverlauf mitleiden, werden immer lauter. Das Stadion bietet traumhaftes Flair wie viele englische Stadien. Die Tribünen wurden über Jahrzehnte immer wieder erweitert und zusammengestückelt und die erste Sitzreihe ist unfassbar nah am Spielfeldrand. Rund 25.000 Zuschauer besuchten das Spiel an der gut gefüllten Elland Road und waren mit dem 1:0 im Sechspunktespiel gegen Derby sehr zufrieden. In der Euphorie des Sieges hörte man die Fans sich unterhalten: „This year is our year!“
Derby hingegen fiel hauptsächlich auf sich mit den matt-türkisgrünen Trikots perfekt dem neuen modernen Premier-League-Farbschema angepasst zu haben. Wenn sie weiterhin Punkte liegen lassen wird es aber wohl nichts mit der Chance sich über die Playoff-Spiele einen Aufstiegsplatz in der Championship zu sichern. Auch der Österreicher Andi Weimann war beim Aufwärmen zu beobachten, Einsatzminuten bekam aber nicht. Er hatte sicher auch im Kopf, dass er vor dem Aufbruch nach Wolverhampton steht. Dass er ein paar Tage später in Anfield gegen Liverpool trifft, hat er sich wohl aber noch nicht erträumen lassen.
Sunderland
Der zweite Programmpunkt stand in Sunderland an. Das im Jahr 1997 eröffnete Stadium of Light, dessen Name als Symbol für die Minenarbeiter steht, die im Schacht kein Tageslicht gesehen haben gilt, erscheint sehr gepflegt und modern. Der Verein, der sympathisch wirkt, ohne große Topstars auskommt und im erbitterten Abstiegskampf feststeckt, weiß mit vielen Fans zu überzeugen. An die 40.000 besuchten das Spiel bei bitterkalten Wind. Leider leerten sich die Ränge schon bis zur Halbzeit (!) schnell wieder, nachdem sie bereits 0:3 zurücklagen und dementsprechend sauer auf ihre Mannschaft waren. Die Region hätte sich mehr verdient, nachdem auch Newcastle nur mehr in der zweiten Liga spielt. So nahm das Spiel seinen Lauf und obwohl Sunderland auch in der zweiten Hälfte bemüht war, reichte es nur mehr zum Anschlusstreffer. Am Stuhl von Trainer David Moyes wird weiter kräftig gesägt.
Ein Aufwärtstrend des Gegners, Stoke City, ist über die letzten Jahre deutlich erkennbar und hat sich mit gezielten Kaderverstärkungen abgezeichnet. Marko Arnautovic, der mit zwei Treffern bei dem Spiel auch in Österreich für Schlagzeilen sorgte und Xherdan Shaqiri bilden die starke Flügelzange, aber auch britische Sympathieträger wie Peter Crouch und Joe „Welsh Pirlo“ Allen sind im Kader zu finden. Allen mit Wales und Jonathan Walters mit den Boys in Green aus Irland waren vor kurzem in Wien auch beim Ländermatch zu beobachten.
Als großes Highlight hat sich die Reise Richtung Norden quer durchs ganze Land bis nach Schottland erwiesen. Täglich immer wieder weiter mit dem Zug zu fahren und zu beobachten wie die Besiedelung immer dünner und von Schafweiden abgelöst wird. Die Steilklippen zur Nordsee signalisierten uns ganz oben gelandet zu sein. Das beeindruckende Edinburgh Castle, in der sehr mittelalterlichen Altstadt umgeben von Dudelsackspieler die sich für Touristen inszenieren, faszinierte zum Abschluss einer wohl durchdachten und ereignisreichen Reise.
Hardfacts:
Freitag, 13. Jänner 2017 – Montag, 16. Jänner 2017
Transport im Land mit öffentlichen Verkehrsmittel, Übernachtungen im Mittelklassehotel mit Frühstück, Ausgaben ungefähr 500 € (inklusive Verpflegung und Souvenirs, exklusive Alkohol)
Reiseroute: London Gatwick – Leeds (Championship: United gegen Derby County, Übernachtung) – Sunderland (Premier League: AFC gegen Stoke City, Übernachtung) – Edinburgh (Übernachtung) – London Gatwick
Es folgen einige Eindrücke von der Reise, die sich per Klick vergrößern lassen:
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Paul Stelzhammer
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