Seit einiger Zeit ist bekannt, dass Pep Guardiola mit Ablauf dieser Saison seinen Arbeitgeber wechselt. Es geht nach Manchester City, wo er auf seinen... Guardiolas Manchester City (2): Die Innenverteidigung

Spielszene Pass_abseits.atSeit einiger Zeit ist bekannt, dass Pep Guardiola mit Ablauf dieser Saison seinen Arbeitgeber wechselt. Es geht nach Manchester City, wo er auf seinen alten Weggefährten Txiki Begiristain trifft. Erwarten wird ihn dort vor allem finanzielle Freiheit, kaum ein Spieler dürfte zu teuer werden. Aber auch ein Team, das ganz und gar nicht nach Peps Stil spielt und diese Saison schon katastrophale Leistungen abliefert. Wie auch bei den Bayern wird der Katalane einiges umstrukturieren müssen. Welche Spieler könnte er holen, welche könnten gehen und welche Formationen könnten mit diesem Spielermaterial gespielt werden? Dies ist natürlich eine spekulative Thematik, dennoch versuchen wir Antworten auf die Fragen, die die Fußballwelt im Sommer bewegen werden, zu finden. Der Einfachheit halber werden wir uns nicht mit Spielern beschäftigen, die beim FC Bayern unter Vertrag stehen, oder Stammspieler beim FC Barcelona sind. Alle Statistiken wurden im Vergleich zudem erhoben aus Spielern, die mindestens 15 Einsätze diese Saison hatten. Auf der Basis der einzelnen Fazits über die Mannschaftsteile werden am Ende dieser Serie die möglichen Formationen besprochen.

Nachdem wir im ersten Teil die Torhüter-Situation analysierten, wollen wir uns nun den zentralen Abwehrspielern widmen.

Innenverteidiger

Citys Innenverteidiger gehören für viele zumindest individuell in ihrer Defensivarbeit zum Besten, was Europa so hergibt. Mit Otamendi, Kapitän Kompany, Mangala und Demichelis hat man eine gesunde Mischung aus angestammt und erfahren in den eigenen Reihen. Interessant dabei: Das Fähigkeitenprofil deckt sich zum größten Teil, alle vier sind vor allem einmal physisch starke, große  Verteidiger, die gerne proaktiv Duelle suchen und, außer Demichelis, ihre Gegner oft aggressiv mannorientiert Verfolgen. Diese Konstellation birgt jedoch Probleme, Abstimmungsprobleme beim Rausattackieren sind bei den Citizens keine Seltenheit. Wenn keiner der beiden Innenverteidiger den absichernden Part spielt, und dies auch von Natur aus macht, ist es selbst mit sehr gutem Training schwierig diese Spielstile zu verändern und die Rollen besser zu verteilen.

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Otamendi UND Mangala rücken raus, Sagna muss einrücken und öffnet so den Passweg auf Matuidi. 

In den Passstatistiken fallen Mangala (whoscored.com rating 6.86) und Demichelis (6.82) gegenüber Kompany und Otamendi ( 7.34 & 7.47) ab. Die letztgenannten gehören zu den besten Passspielern der Premier League, bei beiden liegt die Passgenauigkeit prozentuell gegen 85%, jedoch fehlt ihnen die strategische Stärke, wie sie zum Beispiel Boateng oder Hummels besitzen. Sie sind jedoch prinzipiell ballsicher und könnten sehr gute Partner für einen Mannschaftskollegen sein, der den Spielaufbau übernimmt. Ebenfalls eine Möglichkeit könnte die „salida lavolpiana“ sein, also das Abkippen des Sechsers zwischen beide Verteidiger. Dies würde die Last des Aufbaus aufteilen, die Passwege in die Vertikale verbessern und zudem die Dribbelstärken der beiden akzentuieren. Otamendi und Kompany können nämlich mit dem Ball am Fuß viel Dynamik aufnehmen, wenngleich es oft nicht sehr elegant aussieht. Diese Vorstöße könnten jedoch sehr gut eingebunden werden. Vor allem bei Otamendi ist jedoch sein linker Fuß ein Problem. Er spielt zwar oft auch auf der linken Innenseite, verwendet beim Passspiel jedoch kaum seinen linken Fuß. Dies verschlechtert nicht nur die Passwinkel, sondern macht eine Ballannahme schwieriger und der Gegner bekommt leichter Zugriff auf den Ball.

Kompany ist Kapitän und einer der wenigen langdienenden Spieler bei City, somit quasi ein Symbol des Vereins. Er wechselt im Aufbau zwischen hohen und flachen Bällen, jedoch ist seine Handlungsschnelligkeit nicht die beste, denn manchmal braucht er etwas zu viel Zeit um den richtigen Pass zu wählen. Dies passiert jedoch nicht allzu oft, er schafft es auch immer wieder mit klugen Pässen in freie Räume zu glänzen. Sein Defensivspiel ist sehr von seiner Physis geprägt, er ist stets eng am Mann und sucht den Körperkontakt mit seinem Gegner.

Otamendi und Kompany sind sehr gute Innenverteidiger, im Typ sich jedoch zu ähnlich. Mangala und Demichelis fallen in der Qualität und vor allem im Spiel mit dem Ball deutlich ab, weshalb auf der Position auf jeden Fall Handlungsbedarf besteht.

Top Kandidat #1: Aymeric Laporte

Der 21-jährige Franzose ist eine der heißesten Aktien am Transfermarkt in letzter Zeit. Laporte spielt zurzeit bei Athletic Bilbao, wird jedoch schon seit längerer Zeit mit mehreren Top-Klubs in Verbindung gebracht. Der Linksfuß hat zwar eine schlechtere Passgenauigkeit als die derzeitigen Innenverteidiger bei City (80%), jedoch muss man dies auch im Kontext sehen. In der spanischen Liga wird deutlich intensiver und höher gepresst als in England. Zudem gehört Bilbao nicht wie City zu den absoluten Top-Mannschaften, man hat als Verteidiger somit prinzipiell weniger Zeit im Aufbau. Dazu kommt, dass Laporte viele Vertikalpässe spielt, welche einen höheren Schwierigkeitsgrad haben und deswegen nicht so oft ankommen. Laporte spielt auch ab und an hohe Bälle zu ungünstigen Zeitpunkten, beziehungsweise sind diese Pässe recht aussichtslos. Prinzipiell ist er im Passspiel jedoch sehr sauber und weiß den Ballbesitz zu erhalten.

In der Defensive sticht zuallererst seine Schnelligkeit heraus. Pässe in die Tiefe kann er oft ablaufen, selbst wenn er in keiner guten Position steht. Dies passiert jedoch äußerst selten, Laportes Stellungsspiel ist vor allem bei Bällen in die Tiefe herausragend. Auch bei hohen Pässen steht er oft so gut, dass er sich den Ball einfach mit der Brust annehmen kann.

Was noch für ihn spricht: er ist Linksfuß. Dies birgt logische Vorteile in der Spieleröffnung, die Guardiola sicher zu schätzen weiß. Das französische Supertalent steht für Schnelligkeit, Ballsicherheit und Kreativität in der Spieleröffnung. Alles Eigenschaften die City schmerzlich braucht, weshalb er für Guardiola zu einem sehr wichtigen Bausteinen in der Innenverteidigung werden könnte.

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Direkt nach der Balleroberung spielt Laporte einen schwierigen, weiten Pass durch zwei Gegenspieler hindurch in den Lauf seines Mitspielers und leitet damit einen Konter ein.

Top-Kandidat #2: John Stones

John Stones wird, vor allem in England, teilweise noch höher gehandelt als Laporte. Dies liegt aber wahrscheinlich auch an der enormen Medienpräsenz. Auf der Insel wird er mit jedem Top-Klub in Verbindung gebracht und es wird behauptet er sei der einzige englische Spieler, der für Barcelona spielen könnte. Diese Aussage ist auch gleich ein guter Hinweis auf seine Fähigkeiten. Die Stärken des jungen Briten liegen vor allem im Passspiel und dem prinzipiellen Spiel mit dem Ball am Fuß. Für einen Innenverteidiger ist er höchst kombinationsfreudig, versucht immer wieder durch Doppelpässe Dynamik aufzunehmen und aufzurücken. Dies wird bei Everton jedoch nur selten  richtig eingebunden. Er setzt auch gerne zu Dribblings an, die teils sehr weiträumig ausfallen können. Hier schafft er es jedoch nicht immer den Ball im richtigen Moment abzuspielen, woraufhin er sich in Probleme bringt und Ballverluste generiert. Strategisch ist er ebenfalls nicht der Stärkste. Gewisses fehlerhaftes Verhalten im Freilaufen oder ab und an (aber eher seltener) in der Passwahl sind bei ihm zu erkennen. Laporte ist ihm da prinzipiell noch etwas voraus.

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Stones spielt den ball nach vor und möchte ihn sofort wieder. In diesem Raum steht aber schon Barry, der den Ball schlussendlich auch bekommt. Stones hat sich falsch freibewegt und hat seinem Mitspieler eigentlich sogar eine Rückpassoption genommen.

Stones‘ Stellungsspiel in der Defensive ist ebenfalls nicht so gut wie das von Laporte, er macht diese Fehler jedoch oft mit viel Einsatzfreudigkeit wett. Er grätscht häufig im letzten Moment noch den Ball ab. Dies sieht zwar spektakulär aus, birgt jedoch auf der einen Seite viel Risiko und zeugt auf der anderen Seite von unzureichendem Stellungsspiel. Der in Barnsley geborene Stones ist auch sehr schnell, womit er ebenfalls einige minimale Fehler immer wieder ausbügeln kann. Sein Verhalten in der Defensive kann als prinzipiell gut, jedoch etwas unsauber beschrieben werden.

Top-Kandidat #3: Leonardo Bonucci

Leonardo Bonucci ist einer der besten Innenverteidiger Europas zurzeit, und dies trotz seiner eher schlechteren Zweikampfstatistik. Auch bei Kopfballduellen zählt der Italiener nicht zu den Besten seiner Zunft. Er glänzt jedoch durch herausragendes Stellungsspiel, saubere Spieleröffnung und sehr gut eingestreute weite Bälle. Guardiola lobte ihn auch bereits öffentlich, ihm sind die Qualitäten des Juve-Verteidigers bestens bekannt. Er ist sicherlich der beste der drei Top- Kandidaten und würde sich auch sehr schnell in Guardiolas System zurechtfinden. Bonucci ist ebenfalls schon sehr erfahren im Spiel in der Dreierkette, was ein weiterer Pluspunkt ist. Eine Verpflichtung Bonuccis würde der City-Defensive wahrscheinlich zu einem enormen Niveau-Sprung verhelfen. Interessant bei Bonuccis Spielweise sind seine Klärungen, diese kommen nämlich oft direkt beim Mitspieler an, obwohl der Versuch per se zu Beginn eher blind aussieht. Er hält manchmal voll drauf, hat jedoch sichtlich immer wieder ein Ziel, wo er die geklärten Bälle hinschlagen will und leitet auf diese Weise immer wieder Konter ein.

Wild-Card: Mats Hummels

Mats Hummels ist ebenso wie Bonucci zurzeit einer der weltbesten Verteidiger. Die Spieleröffnung gehört zu seinen absoluten Stärken, auch er besitzt die Fähigkeiten punktgenaue weite Bälle zu schlagen. Wir haben letzte Woche bereits ein Porträt des Deutschen veröffentlicht. Wie wahrscheinlich die Verpflichtung von Hummels ist, ist jedoch schwierig zu sagen. Beim BVB wird zurzeit eine herausragende Saison gespielt, mit Tuchel kam ein neuer Trainer und so wird vielleicht auch für Hummels der Reiz zu bleiben groß sein.

Fazit

Trotz der prinzipiellen Qualität des Innenverteidiger-Duos Otamendi und Kompany sollte ein neuer zentraler Abwehrspieler kommen. Die beiden passen nicht wirklich zusammen und brauchen einen Partner, dessen Fähigkeitenprofil ein anderes ist. Dass Guardiola das Passspiel wichtig ist zeigt er diese Saison, in der Kimmich und Alaba viele Spiele in der Innenverteidigung bestreiten, während Notnagel Tasci weiterhin auf der Bank sitzt. Laporte, Stones und Bonucci sind die wahrscheinlichsten Kandidaten, wobei man natürlich nie weiß, wen Guardiola sonst noch im Blick haben könnte.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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