Gute Ausgangslage: Liverpools Kampf um die Champions-League-Plätze
England 14.März.2015 Marcel Matzhold 0
Die diesjährige Saison des FC Liverpool schien für die meisten Kritiker und auch so manchen Fan schon Mitte Dezember vorbei zu sein. Mit dem Wechsel von Superstar Suarez zu Barcelona und dem Versuch diesen Verlust mit Einkäufen für die Zukunft und die Breite des Kaders zu kompensieren waren massive Startschwierigkeiten in der Liga verbunden. So dümpelte man nach 16 Runden in der zweiten Tabellenhälfte herum. Dazu kam dann auch noch das Ausscheiden aus einer mehr als machbar scheinenden Gruppe der so lang herbeigesehnten Champions League. Somit waren alle gesteckten Ziele in weite Ferne gerückt.
Trainer Brendan Rodgers war angezählt, die Chemie in der Mannschaft stimmte nicht mehr, die Verletzungsprobleme des zum „Main Man“ gewordenen Daniel Sturridge zogen sich schier unendlich in die Länge, während Überraschungszugang Mario Balotelli seine Schussstiefel wohl in Mailand vergessen hatte. Doch was danach kam, war mindestens so unerwartet wie eine Krise bei Manchester United nach Fergusons Rücktritt und somit befindet man sich mitten im Kampf um die Plätze 3 und 4 die einen weiteren Champions League Anlauf ermöglichen würden.
Überblick
Situation nach der 28. Runde: Nach dem unglaublich spannenden Meisterschaftsrennen zwischen Manchester City und Liverpool der Saison 2013/14 schafften es heuer, die an Stars hoffnungslos überfüllten, mit sehr potenten Gönnern ausgestatteten, Manchester City und Chelsea ihren Qualitätsvorsprung auch in Punkte umzumünzen. Mittlerweile konnte sich Chelsea aber einen nicht zu unterschätzenden Fünf-Punkte-Vorsprung auf City erarbeiten und das obwohl sie noch ein Spiel mehr zu spielen haben. Die Meisterschaft scheint also bereits so gut wie entschieden.
Interessanter wird es dahinter, denn Liverpool liegt nach einer Serie von 12 ungeschlagenen Matches in der Liga als einziges im Jahre 2015 unbesiegtes Team der Premier League auf Platz 5, zwei Punkte hinter Manchester United, das auf Platz 4 verweilt und drei hinter Arsenal auf dem 3. Platz. Einen Punkt hinter den Reds haben sich wie in den letzten Jahren gewöhnlich, die Spurs eingefunden die stets im Rennen um ein Top-4-Finish sind, aber selten bis zum Ende mithalten können. Nur einen Punkt hinter den Londonern befindet sich die Überraschungsmannschaft dieser Saison, Southampton, denen Liverpool im Sommer fast ein Drittel ihrer Startformation weggeschnappt hatte.
Form
Wenn es rein um die derzeitige Formkurve ginge wäre Liverpool wohl zumindest Favorit auf den 4. Platz und dürfte sich durchaus Chancen auf Platz 3 ausrechnen, allerdings ist auch Arsenal im Moment in bestechender Form: Nur ein Punkt weniger aus den letzten sechs Spielen sprechen für sich. United hingegen tut sich momentan merklich schwerer in der unberechenbaren Liga zu glänzen. Vor allem auswärts kam gehörig Sand ins Getriebe (nur 9 Punkte aus den letzten 6 Spielen), wobei 3 davon erst letzten Mittwoch in der 88. Minute nach einem schrecklichen Tormannfehler gegen Newcastle geholt werden konnten.
Auch Tottenham könnte durchaus eine Rolle spielen, vorausgesetzt ihnen geht dieses Jahr ausnahmsweise einmal nicht die Luft im Finish aus. Dreh- und Angelpunkt für diese Aufgabe ist zweifellos das neue Stürmertalent Harry Kane – wenn sein Lauf nicht anhält oder er sich verletzt, wird man wohl ein weiteres Mal das gesteckte Ziel Champions League nicht erreichen. Zum Abschluss noch zu den Saints aus Southampton. Mit ihnen rechnen wenige, dafür ist die Qualität aber vor allem auch die Erfahrung der Teams vor ihnen zu groß, allerdings kann bereits jetzt schon von einer sensationellen Saison gesprochen werden auf der man aufbauen kann.
Restprogramm
Immer wichtig, in so einer engen Entscheidung, sind die Gegner, die noch auf die jeweiligen Teams zukommen. In den letzten 10 Runden gibt es noch jede Menge direkte Duelle unter den Champions League Bewerbern.
Auf Liverpool wartet gleich in der übernächsten Runde das wohl heißeste Derby des englischen Fußballs gegen Manchester United. Dieses Jahr wird es durch die Meisterschaftskonstellation auch endlich wieder direkte Bedeutung auf die jeweiligen Tabellenplätze haben, dabei ist der Heimvorteil in Anfield natürlich ein Faktor, der durchaus zum Zünglein an der Waage werden könnte. Gleich danach geht’s für die Reds nach London zum Arsenal FC. Nach diesen beiden Partien wird man schon mehr darüber sagen können, ob dem FC Liverpool tatsächlich noch der spektakuläre Turnaround gelingen könnte, denn danach wartet nur noch Chelsea als Vertreter der Spitzenclubs.
Arsenal spielt noch gegen United und auch Chelsea, wobei es für die Nord-Londoner wegen der Pole-Position im Duell um Platz 3 und 4 wohl eher darum geht, gegen die vermeintlich schwächeren Mannschaften konstant zu punkten. So könnten sie die direkten Duelle gegen ihre Konkurrenten entschärfen und ohne großen Druck mit „Pflichtsiegen“ die 18. Teilnahme an der Königsklasse in Folge sichern.
In Manchester ist die Situation schon um einiges brenzliger, denn dort haben sie noch die schwersten Aufgaben vor sich. Sie spielen sowohl direkt gegen Liverpool, Arsenal und die Spurs als auch gegen beide Meisterschaftskandidaten, nur gegenein Team aus den jetzigen Top 7 haben sie bereits in der Rückrunde gespielt – und zwar das vermeintlich schwächste: Southampton. Wenn in diesen Matches nicht ein paar Siege gefeiert werden können ist es sehr wahrscheinlich, dass sich Liverpool oder Tottenham noch vorbeischieben und damit die bereits abgehakt geglaubte Krise doch noch anhält.
Direkte Duelle entscheiden
So wie man Arsenal kennt, werden die Gunners nichts mehr anbrennen lassen, wobei ein Ausscheiden gegen Monaco im Achtelfinale der diesjährigen Champions League sehr wohl auch die Form in der Liga beeinflussen könnte. Gegen die abstiegsgefährdeten, um ihr Leben kämpfenden Mannschaften in England ist zwar jederzeit ein Ausrutscher möglich, ja sogar wahrscheinlich, allerdings gilt das für alle Duellanten um die Top 4 gleichermaßen. Spannend wird es im Endeffekt wohl zwischen Manchester United, Liverpool und Tottenham Hotspur.
Die Ausgangsposition spricht natürlich für United, sie haben es in der Hand, allerdings könnte vor allem das harte Restprogramm bei den derzeit sehr durchschnittlich spielenden Red Devils ihren Tribut fordern. Ein guter Indikator war natürlich das FA-Cup Spiel gegen Arsenal, das mit 1:2 verloren ging. Wie so oft wurde mitgespielt, allerdings war es am Ende eindeutig zu wenig und Arsenal gewann verdient. Eine Niederlage gegen Liverpool in Runde 30 würde wohl früh den Wind aus den Segeln nehmen und die Chancen auf Platz 4 auf ein Minimum reduzieren. Eine Nicht-Qualifikation würde nach einem sehr aktiven Sommer und einer viel gelobten Herbstsaison wohl einen heftigen Schlag für den erfolgsverwöhnten Verein aus der Industriestadt bedeuten.
Für die Spurs geht es darum die Form bis zum Ende zu halten und nicht wieder abzufallen, allerdings werden auch einige Punkte aus den schweren Duellen von Nöten sein um vom derzeit 6. auf den 4. Platz vorzurücken. Die Abhängigkeit von einem 21-Jährigen der gerade erst in die erste Mannschaft gestoßen ist, kann allerdings alles in allem nicht für die Londoner sprechen. Wenn die eigentlichen Führungskräfte nicht bald das Heft in die Hand nehmen wird es wohl im hektischen Finale der Meisterschaft wieder unmöglich sein das Ziel Top 4 zu erreichen.
So ist Liverpool auf jeden Fall Mitfavorit im Zieleinlauf. Wenn das Spiel gegen United gewonnen werden kann würde das sowohl ein Überholmanöver in der Tabelle nach sich ziehen als auch einen moralischen Boost der Extraklasse bedeuten, dann hätte nämlich Liverpool nicht nur das Steuer in der Hand sondern auch den Erzrivalen geschlagen. Mit dem 2:1-Sieg gegen Manchester City in dem laut Ex-Red Devil Gary Neville City förmlich „zerstört“ wurde, zeigte der LFC, dass diese junge, jetzt auch selbstsichere Mannschaft jeden Gegner schlagen kann. Ob gerade das zuletzt etwas schwächelnde rote Team aus Manchester den Gegenbeweis antreten kann, bleibt abzuwarten. Im Endeffekt werden wohl die direkten Duelle die Entscheidung bringen. Auch diese bringen auf der Tabelle zwar nur drei Punkte, doch verliert der Gegner gleichzeitig drei mögliche und die moralische Seite ist im Meisterschaftsfinish stets mitentscheidend.
Marcel Matzhold, abseits.at
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Marcel Matzhold
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