Auch die längste Durststrecke geht irgendwann zu Ende. Gestern war es im Old Trafford soweit. Nicht unverdient setzten sich die Spurs auswärts gegen Manchester... Historisches 2:3 im Old Trafford – Tottenham schlägt United nach 23 Jahren auswärts

Auch die längste Durststrecke geht irgendwann zu Ende. Gestern war es im Old Trafford soweit. Nicht unverdient setzten sich die Spurs auswärts gegen Manchester United mit 3:2 durch. Eine schnelle Führung und gute Defensivarbeit halfen dabei, den Vorsprung über die Zeit zu bringen.

Aufstellungen

United begann das Spiel im 4-4-1-1 mit Rio Ferdinand und Jonny Evans in der Innenverteidigung, der wegen Nemanja Vidics akut gewordener Verletzung in die Mannschaft rückte. Ryan Giggs auf links und Nani auf der rechten Seite sollten mit Patrice Evra und Rafael die Flügel bilden, Paul Scholes und Michael Carrick starteten als Mittelfeldzentrale hinter Shinji Kagawa, der hinter Superstar Robin Van Persie Räume suchen und Passwege zustellen sollte.

Andre Villas-Boas hingegen vertraute wieder auf ein 4-2-3-1, diesmal aufgrund des Ausfalls von Benoit Assou-Ekotto mit Jan Vertonghen als linkem Außenverteidiger, während Gareth Bale auf dem linken Flügel begann. In der Innenverteidigung stand der Routinier William Gallas neben dem jungen Steven Caulker, der den Vorzug vor Michael Dawson bekam. Dembélé und Sandro wurden im Mittelfeldzentrum eingesetzt, wobei Sandro sich hauptsächlich um die Defensive kümmerte und Dembélé sich gut in die Offensivbemühungen einbrachte. Am rechten Flügel begann Aaron Lennon, auf der Zehn Clint Dempsey, der ein starkes Spiel machte. Als einzige Sturmspitze durfte der großartig in die Saison gestartete Jermain Defoe sein Glück versuchen.

Schnelle Führung für die Gäste

Bereits in der dritten Minute konnte Vertonghen das 1:0 für Tottenham erzielen. Die schnelle Führung spielte den Gästen in die Hände. Die Spurs konnten nun ihre Schnelligkeit und Ballsicherheit in Gegenstößen besser ausspielen, als wenn sie gegen den zweikampfstarken Abwehrverbund von United anrennen hätten müssen. Immer wieder konnten sich die Spurs danach aus dem Pressing der Gastgeber befreien und die Lücken zwischen Abwehr- und Mittelfeldreihen gut ausnützen. Aus einem dieser Konter resultierte auch das 2:0 für die Spurs durch Gareth Bale.

 

Ein 1:0 wie aus dem Lehrbuch: Dreiecksbildung an der Flanke, Doppelpass, Defoe zieht Ferdinand aus seiner Position, Vertonghen hat freie Bahn – Ferdinand, Carrick, und Evans versuchen noch einzugreifen, kommen aber um den berühmten Schritt zu spät

 

Ryan Giggs – ein Routinier als schwächster Mann am Platz

Ausgerechnet der Waliser sollte einen rabenschwarzen Tag erwischen. Kaum einmal konnte er einen Pass anbringen, er machte viele kleine Fehler, häufig verzettelte er sich und blieb an einem Gegenspieler hängen. Aus seinen Ballverlusten resultierten die meisten Konterangriffe der Gäste. Ihm gelang überhaupt nichts. Er wurde zu Recht zur Halbzeit ausgetauscht und durch Wayne Rooney ersetzt.

United ohne zwingende Torchance

Die Defensive der Spurs stand sehr kompakt und organisiert. Der schon angesprochene Totalausfall von Giggs lähmte das Angriffsspiel über links, einzig Nani konnte auf der rechten Seite hin und wieder durch seine Dribbelstärke Akzente setzen. Doch weder Van Persie, noch Kagawa konnten diese Bälle verwerten. Zu disziplinierten standen Gallas, Sandro, und Co im Zentrum und entschärften die gegnerischen Angreifer. Symptomatisch dafür war, dass United nur aus einem Fehler bei einer Kopfballklärung beinahe Kapital schlagen konnte – nach dem folgenden Pressball zwischen Gallas und Van Persie musste der Holländer verarztet werden – und ein Abpraller nach einem Eckball zu einem Torschuss von Nani führte.

Ferguson stellt um – offener Schlagabtausch zu Beginn der zweiten Halbzeit

Aus dem 4-4-1-1 wurde nach der Pause ein offensives 4-2-1-3. In der Sturmreihe sollten Rooney, Van Persie, und Nani situationsabhängig ihre Positionen wechseln und sich in die zweite Reihe fallen lassen. Kagawa fungierte als Bindeglied zu Carrick und Scholes. Rafael und Evra standen nun sehr hoch. Tottenham wurde dadurch weit nach hinten gedrückt und fand kaum noch Anspielstationen. Unmittelbar vor dem Anschlusstreffer gab es eine Szene, in der die Spurs den Ball ungeplant nach vorne droschen. Eine gute Hereingabe von Rooney über rechts konnte Nani zum 1:2 verwerten.

Nachteile der offensiven Ausrichtung

Durch das sehr hohe Aufrücken der Außenverteidiger kam es aber auch zum 1:3. Nach einem hohen Ball auf Uniteds rechte Seite musste Ferdinand nach außen. Rafael eilte zurück, postierte sich dann aber schlecht. Im Zentrum stand schließlich Evans alleine gegen Dempsey und Bale, da Evra nicht einrückte. Den scharfen Schuss von Bale konnte Lindegaard noch parieren, den Abpraller verwertete Dempsey.

Evans erkennt die drohende Gefahr und deutet an, er sei alleine – Defoe läuft Ferdinand davon und gibt den Ball an Bale weiter, der gut in den freien Raum sprintet. Evra konzentriert sich auf Lennon und greift zu spät ein, Scholes und Carrick sind zu langsam, Bales Schuss ist zu scharf, Dempsey staubt ab  – 1:3.

 

United drückt weiter

Nur eine Minute später schlug United mit dem 2:3 erneut zurück. Für einen Moment gab es in der Abwehr der Gäste eine Lücke, was Van Persie mit einem tollen Pass auf Kagawa ausnützte, der den Ball an Friedel vorbei im Tor unterbrachte. Die Spurs kamen nun enorm unter Druck und kamen bis zum Ende des Spiels kaum noch aus ihrer eigenen Hälfte. Kurz nach dem 2:3 schoss Rooney einen Freistoß aus 20 Metern an die Stange, Van Persie ein Abseitstor. Das Spiel drehte sich nur noch um den Strafraum der Spurs. Immer wieder kam es zu Großchancen für die Reds, die aber kein Tor mehr erzielten und die erste Heimniederlage gegen die Tottenham Hotspurs seit 23 Jahren hinnehmen mussten.

Florian Eliadakis, abseits.at

Florian Eliadakis

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