Zwanzig Tage vor dem Champions-League-Finale zwischen dem FC Barcelona und Manchester United, kann sich nun auch die Truppe von Alex Ferguson beruhigt auf das Spiel der Saison vorbereiten. Mit einem 2:1-Heimerfolg gegen Chelsea holte Manchester United heute faktisch den Titel, ist von den Blues nur noch theoretisch einzuholen. Nach den abschließenden Ligaspielen gegen Blackburn und Blackpool dürfen die Red Devils im Wembley-Stadion gegen die wohl beste Klubmannschaft der Welt spielen. Oder ist der Sachverhalt genau umgekehrt?
Die Premier-League-Saison verlief für Manchester United sehr untypisch, fast schon grotesk. Von 18 Heimspielen konnte Fergusons Elf 17 gewinnen. Nur gegen West Bromwich Albion gab es ein 2:2-Unentschieden. Die letzte Liga-Heimniederlage datiert vom 3.April 2010, damals 1:2 gegen den späteren Meister Chelsea. Zudem blieb Manchester United in allen zehn Champions-League-Spielen unbesiegt, musste nur drei Gegentore hinnehmen. Gar nicht meisterlich sieht hingegen die Auswärtsbilanz in der Premier League aus: Nur fünf Siege aus 18 Auswärtspartien, dazu neun Unentschieden, seit nunmehr fünf Wochen konnte Man Utd. in der Liga nicht mehr auswärts gewinnen.
PSYCHOLOGISCHE ARROGANZ
Trotz einer leicht angepatzten Bilanz ist die Elf von Manchester United neben dem FC Barcelona wohl das kompletteste Team der Welt. Die Mannen des 1878 gegründeten Klubs stehen dem Starensemble des FC Barcelona wohl um nichts nach, kitzeln ihre eigene Stärken jedoch anhand anderer Tugend aus sich heraus. Das Spiel des vorweggenommenen spanischen Meisters ist auf ein zermürbendes Kurzpassspiel aufgebaut. Bis zu 550 Pässe pro Spiel, teilweise mit Fehlpassquoten von nur 5%. Diese Art zu spielen lässt nicht nur Ball und Gegner laufen, sondern auch die Hirne der gegnerischen Spieler rauchen. Die Art und Weise wie der FC Barcelona sein Spiel aufzieht ermüdet seine Gegner auch geistig, jeder Spieler lässt seinen Gegner durch nahezu choreografischen Fußball wissen: „Ich bin der bessere Fußballer als du.“
47 SPIELER UNTER VERTRAG
Mit anderen Mitteln, aber nicht weniger effizient, operiert Manchester United. Ferguson verfügt über den größeren Kader als sein diesjähriger „Endgegner“ Guardiola, gespickt mit nicht nur elf, sondern mehr als zwanzig Fußballern, die in punkto Laufarbeit, Stellungsspiel und Zweikampfstärke allesamt zur internationalen oder gar Weltklasse zählen. Schmerzlich erlebt hat dies der FC Schalke 04, der von der Reservebank des Manchester United F.C. mit 4:1 aus dem „Theatre of Dreams“ geschossen wurde. Wenn zu dieser Reservebank jedoch der Führende der Premier-League-Torschützenliste, Dimitar Berbatov, zählt, sagt dies schon einiges über die Qualität des Kaders aus.
CHELSEA ENTZAUBERT
Heute präsentierte Manchester United, vorallem in der ersten Halbzeit des Spiels gegen Chelsea, seine Tugenden nahezu makellos. Wayne Rooney spielte erneut als Offensivfreigeist eine Top-Partie, der mittlerweile unheimliche Mexikaner Javier Hernández, genannt „Chicharito“, traf bereits nach 40 Sekunden und markierte damit sein 20.Pflichtspieltor in der laufenden Saison und mit Nemanja Vidic traf sogar noch ein Spieler aus der bombensicheren Innenverteidigung. Die eigentlichen Top-Leistungen waren jedoch im Mittelfeld zu bewundern:
* Die rechte Seite wurde erfolgreich vom wendigen Antonio Valencia, einst Teamkollege Paul Scharners bei Wigan Athletic, beackert.
* Der unermüdliche 37jährige Ryan Giggs spielte einmal mehr die vollen 90 Minuten durch. Der 64fache walisische Teamspieler bestritt heute sein 612.Ligaspiel für den frischgebackenen englischen Meister!
* Michael Carrick, 29, ein Mann von verkannter Weltklasse, machte wie so oft in dieser Saison zentral die Schotten dicht, spielte vorallem in der ersten Hälfte eine Weltklassepartie.
* Der beste Mann am Platz war aber wahrscheinlich der Südkoreaner Ji-Sung Park, der in England in Anlehnung an seine Laufstärke auch gerne „Three Lung Park“ genannt wird. Der 30jährige ist gemeinsam mit Carrick der Garant dafür, dass die Techniker des FC Barcelona im Champions-League-Finale zu wenig Platz für 500+ Kurzpässe bekommen werden. Garanten dafür, dass sich vielleicht sogar der leicht verkannte Außenseiter aus Manchester zum europäischen Fußballkönig des Jahres krönt.
Das Finale findet am 28.April in London statt. Mit abseits.at seid ihr vor dem Finale immer auf dem Laufenden, was das Geschehen im Alltag der beiden Finalisten angeht!
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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