Der englische Fußballprofi Joe Thompson besiegte den Krebs gleich zweimal – und kehrte auf den Platz zurück.
Es klingt wie eine Geschichte aus einem kitschigen Hollywood-Film. Ein Profifußballer erhält innerhalb von drei Jahren gleich zweimal von seinem Arzt die wohl niederschmetternste aller Diagnosen – Krebs. Er lässt sich jedoch nicht unterkriegen und besiegt den Krebs – zweimal. Kurz vor Weihnachten kehrt er in den Kader seines Heimatvereins zurück und sichert am Saisonende mit einem Treffer den Klassenerhalt.
Diese Geschichte kommt jedoch nicht aus der Traumfabrik in Los Angeles. Sie spielt in England und ist dem Fußballer Joe Thompson tatsächlich so widerfahren. Thompson, 29, spielt aktuell beim englischen Drittligisten AFC Rochdale. Am 5. Mai 2018 trifft er mit seinem Team auf Charlton Athletic. Bis 69. Minute steht es noch 0:0. Ein Ergebnis, das für Rochdale den Abstieg bedeuten würde. Der kurz zuvor eingewechselte Thompson kommt im Charlton – Strafraum an den Ball und… Tor! Die Welt um ihn herum löst sich in einer Explosion der Erleichterung und des Glücks auf. Vergessen sind für einen kurzen Moment die harten Zeiten, die hinter Thompson liegen: „Es lief alles auf den heutigen Tag hinaus. Und das war es wert.“
Oktober 2014. Thompson steht zu diesem Zeitpunkt beim Viertligisten Tranmere Rovers unter Vertrag. Während eines Spiels fühlt sich der damals 25-Jährige merkwürdig erschöpft. Irgendetwas stimmte nicht, wie er dem englischen Fußballmagazin Four Four Two erzählte. In seinem Nacken waren Knoten zu sehen. Ein Besuch beim Arzt lässt sich nicht mehr vermeiden. Eine Woche später kommt die Diagnose: Thompson ist an Hodgkin Lymphorn erkrankt, einem seltenen Tumor des Lymphsystems. „Der Krebs fühlte sich an wie eine Schlange, die sich um meinen Hals wickelte… doch es war vorherbestimmt, dass ich den Kampf gewinne.“, sagte Thompson über seine Erkrankung.
Dank einer Chemotherapie und seinem eisernen Willen besiegt Thompson den Krebs. Doch es folgte der nächste Schlag. Sein Verein Tranmere verlängerte seinen Vertrag nicht, ließ ihn fallen. „Sie gaben mir nicht einmal die Chance, weiter mit dem Team zu trainieren, um wieder fitter zu werden.“, so Thompson über seinen Ex-Verein. Die Entscheidung der Rovers „veränderte meinen Blick auf den Fußball. Ich realisierte, was für ein rücksichtsloser Sport das ist.“
Es folgten Stationen bei weiteren unterklassigen Vereinen wie dem FC Bury oder Carlisle United, ehe er im August 2016 nach Rochdale zurückkehrte. Doch startete Thompson einst seine Karriere, dort fühlte er sich seit Langem als Fußballer wieder wohl. Das Schicksal schien sich zum Positiven zu wenden. Dann kam der 24. Dezember 2016. Eigentlich ein Tag an dem angeblich Träume wahr werden. Für Thompson wurde er zum Alptraum.
Bei einer routinemäßigen Nachuntersuchung machten die Ärzte die folgenschwere Entdeckung: Der Krebs war zurück. Thompson erinnert sich an seine damalige Gefühlslage: „Ich war so wütend. Für mich war das das Ende der Welt. Bei der ersten Diagnose war ich noch schockiert – aber beim zweiten Mal hatte ich Angst.“
Um den Krebs endgültig loszuwerden, wendeten die Ärzte dieses Mal noch aggressivere Methoden an. Nach einer Stammzellen-Transplantation musste sein gesamtes Immunsystem praktisch neugestartet werden, wie das Internetportal Spox.com es beschreibt. Kontakt zu anderen Menschen sind zu diesem Zeitpunkt tabu. Nicht mal seine Allerliebsten konnte er um sich haben in dieser schweren Zeit: „Ich durfte nicht mal meine kleine Tochter sehen. Ich fühlte mich wie eine Laborratte.“ Thompson war am Tiefpunkt, litt unter Depressionen.
Doch sein eiserner Willen und seine Zuversicht haben hatten bereits zuvor geholfen, die Krankheit zu überwinden. Er schaffte es erneut. Und dieses Mal ließ ihn sein Verein nicht fallen. „Als ich meinem Trainer von meiner Diagnose erzählt habe, habe ich angefangen zu weinen. Doch er sagte mir: „Mach dir keine Sorgen. Wir bekommen das hin.“, sagte er in einem Interview mit der BBC.
Ein Jahr nach der Diagnose, die für Thompson das Ende der Welt bedeutete, kehrte er zum AFC Rochdale zurück. Der Rest ist eine Geschichte, die sich eben wie ein kitschiger Hollywoodfilm erzählt. Für Thompson war dieser Teil seines Lebens jedoch alles andere als kitschig, musste er doch echte Qualen, Schmerzen und die Dunkelheit der eigenen Gedanken überwinden, um wieder auf dem Platz stehen zu können.
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