Knapper Erfolg im Derby: Manchester City siegt 1:0 gegen ein dezimiertes Manchester United
England 3.November.2014 Martin Roithner 0
Nichts wurde es für Manchester Uniteds Trainer Louis van Gaal mit dem ersten Auswärtserfolg in der noch jungen Premier-League-Saison. Seine Mannschaft musste im lokalen Aufeinandertreffen mit dem Stadtrivalen City die dritte Niederlage im zehnten Saisonspiel hinnehmen. Verantwortlich dafür zeichnete sich der Argentinier Sergio Agüero, der den einzigen Treffer in dieser Partie erzielte. Dabei waren die Red Devils ihren Konkurrenten vor allem zu Beginn des Derbys keineswegs unterlegen, doch schließlich veränderte eine gelb-rote Karte den Charakter der Begegnung.
City ohne Silva, United ohne Falcao
Die taktische Ausrichtung der Hausherren war schon vor Spielbeginn eine spannende Frage: Bleibt Coach Pellegrini bei seinem bewährten 4-4-2 oder stellt er sein System nach den beiden Niederlagen in der Liga gegen West Ham und im Cup gegen Newcastle um? Offensichtlich hält der Chilene nicht viel von Veränderung, sein Team spielte abermals mit zwei Spitzen und einem Vierer-Mittelfeld. Allerdings stand Spielmacher David Silva aufgrund einer Knieverletzung nicht zur Verfügung: Für ihn spielte James Milner als inverser Flügelspieler auf links außen, sein Kompagnon auf der anderen Flanke hieß Jesus Navas. Yaya Toure und Fernando sollten im Zentrum für physische Präsenz sorgen. In der Innenverteidigung ersetzte Routinier Martin Demichelis den zuletzt fehleranfälligen Eliaquim Mangala als Partner von Kapitän Vincent Kompany. Pablo Zabaleta verteidigte rechts hinten, Gäel Clichy rückte nur deshalb an die linke Außenverteidigerposition, weil sich Aleksandar Kolarov beim Aufwärmen verletzte. Überraschend war auch, dass Stefan Jovetic im Angriff den Vorzug gegenüber Edin Dzeko erhielt und neben Sergio Agüero stürmen durfte.
Wayne Rooney kehrte bei Manchester United nach seiner Rotsperre, die ihn für drei Ligaspiele zum Zuschauen verdammte, in die Startelf zurück und übernahm auch wieder die Kapitänsschleife. Van Gaal war jedoch gezwungen, auf den noch immer nicht gänzlich fitten Stürmer Radamel Falcao zu verzichten. So blieb es Robin van Persie vorbehalten, die Offensivabteilung der Gäste anzuführen, flankiert von Angel di Maria und Adnan Januzaj. Rooney spielte etwas zurückgezogen und bildete mit Daley Blind und Marouane Fellaini das Mittelfeldzentrum. Die Abwehrkette mit Valencia, Smalling, Rojo und Shaw komplettierte die Aufstellung des Rekordmeisters, der in einem 4-1-4-1 agierte.
Smallings Ausschluss wirft die gute Spielanlage Uniteds über den Haufen
Vom Anpfiff weg war den etwas mehr als 40.000 Zusehern im Etihad-Stadium klar, dass die Aufgabe für ihre Citizens sicher nicht die leichteste wird. Obwohl Manchester United vor allem in den Auswärtsspielen grobe Probleme mit den Gegnern hatte und immer wieder „einfache“ Tore kassierte, bot die Elf von van Gaal in den ersten 20 Minuten eine ansehnliche Leistung. Citys Ziel, mit einem schnellen Treffer in der Anfangsphase die Kontrolle über das Spiel an sich zu reißen, gelang nicht. Stattdessen hielten die Gäste gut dagegen und waren dabei in taktischer Hinsicht flexibler als ihre Rivalen.
Rooney ließ sich als eigentlicher Spielmacher oft tief in den Mittelkreis zurückfallen, initiierte dafür jedoch die Angriffe seiner Mannschaft mit klugen Kurzpässen. Das 4-1-4-1 wich dabei temporär einem 4-4-1-1 oder einem 4-4-2, bei dem sich Fellaini nach vorne begab und so neben van Persie eine Anspielstation mehr bot. Auch Sechser Blind agierte nicht unklug, er entzog sich Zweikämpfen im Mittelfeld durch Abkippen zwischen die beiden Innenverteidiger, um von dort den Spielaufbau voranzutreiben. In diesen Situationen rückten die Außenverteidiger Shaw und Valencia vor und veränderten das System zu einem 3-5-1-1 in der Offensive oder einem 5-3-1-1 bei Ballverlusten.
Manchester City wartete in der ersten Halbzeit auf zündende Ideen der Kreativspieler, doch das Fehlen Silvas wirkte sich doch deutlicher aus als erwartet. Oft ließ sich einer der beiden Stürmer tief zurückfallen, um die Bälle zu holen. Gefährlich wurde es nur, wenn Agüero die Kugel bekam. Das angedachte 4-4-2 von Pellegrini veränderte sich in ein 4-5-1, wenn Jovetic oder Agüero selbst die Angriffe einleiteten. Auffallend war außerdem, dass über rechts mehr gespielt wurde als über die linke Seite – Navas versuchte seine Schnelligkeit gegenüber Shaw auszunützen.
Nach einer halben Stunde mit Chancen auf beiden Seiten kassierte Uniteds Innenverteidiger Chris Smalling die gelbe Karte. Nach einer Standardsituation seiner eigenen Mannschaft hinderte er Tormann Joe Hart am Ausschuss und wurde von Schiedsrichter Michael Oliver verwarnt. Nicht einmal zehn Minuten später sollte sich die undisziplinierte Aktion des Engländers rächen: Ein Foul an Milner bescherte ihm die zweite Verwarnung und beendete damit seinen Arbeitstag noch in der ersten Halbzeit.
Van Gaal musste danach seine Mannschaft umbauen, er brachte Carrick für Januzaj, um den fehlenden Platz in der Abwehrkette aufzufüllen. Sein Team agierte fortan in einem 4-4-1 System, di Maria nahm den Platz von Januzaj am rechten Flügel ein, Rooney spielte abwechselnd mit Fellaini halblinks. Doch ehe die Red Devils sich in Unterzahl neu ordnen konnten, hatten sie Glück, nicht vor der Pause noch in Rückstand zu geraten. Fellainis Attacke gegen Agüero ahndete der Referee sehr zum Unmut der City-Fans ebenso nicht wie Rojos Tackling gegen Toure – beide Male hätten sich die Gäste nicht über einen Strafstoß beschweren dürfen.
Das Heimteam trifft nach Seitenwechsel, muss aber bis zum Schluss zittern
Mit einem Mann mehr auf dem Feld war zu erwarten, dass die Gastgeber das Spielgeschehen in der zweiten Hälfte an sich reißen würde. Und City enttäuschte das Publikum nicht, erspielte sich Chance um Chance und schnürte den Gegner regelrecht am und um den Sechzehner ein. Die Außenverteidiger Clichy und Zabaleta wurden nun immer mehr in das Offensivspiel mit eingebunden, um die Flanken zu überlagern und so mehr Druck zu erzeugen. Auch die beiden Stürmer wichen situativ öfter zur Seite aus und boten zusätzliche Möglichkeiten, mit direktem Kombinationsspiel gefährliche Aktionen zu kreieren.
Uniteds Defensive musste nach 56 Minuten einen weiteren Rückschlag verkraften: Marcos Rojo verletzte sich bei einem ungestümen Zweikampf an der Schulter und konnte nicht mehr weitermachen. Für ihn warf van Gaal den erst 19-jährigen McNair in die Derby-Schlacht. Somit lautete die Innenverteidigung anstatt Rojo/Smalling nun Carrick/McNair. Die Citizens ließen den gegnerischen Abwehrspieler weiterhin keine Luft zum Atmen, insbesondere Agüero war gewillt, den Bann zu brechen. Bei diesem Vorhaben wurde er vom Schiedsrichter nach exakt einer Stunde noch gehindert, Carricks Beinsteller gegen den argentinischen Stürmerstar hatte auch diesmal keinen Elfmeter zur Folge.
Doch lediglich drei Minuten später belohnten sich die Hausherren für ihren Aufwand. Toures Pass in die Schnittstelle der Abwehr erreichte Linksverteidiger Clichy und dessen ideale Hereingabe verwertete Agüero zu seinem bereits zehnten Saisontor. Der Fehler an diesem Gegentreffer ist aus Sicht der Gäste Angel di Maria anzukreiden, der Clichy aus den Augen verlor und auch das Zuspiel in die Tiefe nicht mehr verhindern konnte.
Nach der Führung versuchten die Hausherren sofort nachzulegen, brachten mit Dzeko für Jovetic und Nasri für Milner zwei frische Akteure für die Offensive. Angetrieben vom starken Yaya Toure suchten sie die Entscheidung und fanden sie auch fast, doch Navas‘ Schuss aus kurzer Distanz prallte vom Aluminium ins Feld zurück.
Mit dem knappen Rückstand war für Manchester United jedoch noch jederzeit der Ausgleich möglich, mit Fellaini hatte man zudem einen kopfballstarken Mann in petto. Der Belgier positionierte sich in der Schlussphase zusehends im Sturmzentrum, um die hohen Bälle abzulegen oder Platz für seine Mitspieler zu schaffen. An ein strukturiertes System war längst nicht mehr zu denken, sogar die Defensivspieler wie McNair zog es immer mehr in Richtung Offensive. Beinahe wäre diese mutige Spielweise sogar belohnt worden, Hart parierte aber glänzend gegen di Maria, nachdem Rooney sich zuvor in beeindruckender Manier durchgetankt hatte. Schlussendlich wahrte die Abwehr der Citizens die weiße Weste und ließ keine Chancen mehr zu.
Citizens bleiben oben dran, Red Devils versinken im Niemandsland
Das 168. Manchester Derby ging verdientermaßen an Manchester City. Nach zwanzigminütigen Startschwierigkeiten dominierten die Hausherren Ball und Gegner, profitierten im Verlauf des Spiels mit Sicherheit von der gelb-roten Karte gegen Smalling. Ohne Taktgeber David Silva lief der Ball vor allem in der Offensive nicht immer ganz rund, wenngleich man sich einmal mehr auf die Qualitäten von Sergio Agüero verlassen konnte. Für Manchester United und Louis van Gaal bedeutet die Niederlage im Etihad-Stadium das dritte sieglose Ligaspiel in Folge. Positiv kann der niederländische Trainer die Rückkehr seines Kapitäns Rooney sehen, der den Offensivaktionen seines Teams mehr Variabilität verlieh. Tabellarisch sieht es für beide Mannschaften wie folgt aus: City rangiert mit 20 Zählern auf dem dritten Platz und wahrt mit diesem Sieg den Anschluss an die Tabellenspitze. Erst auf Rang neun liegen die Red Devils, der Rückstand auf die Spitze ist mit 13 Punkten schon mehr als beträchtlich.
Martin Roithner, www.abseits.at
Das könnte dich auch noch interessieren:
- Der spielende Fan (4): Wayne Rooney und der FC Everton
- From Hero to Zero – und wieder zurück: Die Leiden des Wayne R.
- Spielbestimmend, aber anfällig für Konter: Manchester United erreicht bei WBA nur ein Remis
- Die Rolle Kagawas bei Manchester United – Taktische Flexibiltät verspricht einige interessante Varianten
Martin Roithner
- Der spielende Fan (4): Wayne Rooney und der FC Everton
- From Hero to Zero – und wieder zurück: Die Leiden des Wayne R.
- Spielbestimmend, aber anfällig für Konter: Manchester United erreicht bei WBA nur ein Remis
- Die Rolle Kagawas bei Manchester United – Taktische Flexibiltät verspricht einige interessante Varianten
- Besondere Tore
- Die bunte Welt des Fußballs
- Europameisterschaft
- Internationale Stars
- Argentinien
- Australien
- Belgien
- Brasilien
- Chile
- Dänemark
- Deutschland
- Andreas Brehme
- Andreas Möller
- Berti Vogts
- Christoph Daum
- Franz Beckenbauer
- Fritz Walter
- Gerd Müller
- Günther Netzer
- Helmut Rahn
- Jürgen Klinsmann
- Jürgen Klopp
- Karl-Heinz Rummenigge
- Lothar Matthäus
- Lukas Podolski
- Manuel Neuer
- Miroslav Klose
- Oliver Bierhoff
- Oliver Kahn
- Philipp Lahm
- Rudi Völler
- Sepp Maier
- Thomas Häßler
- Thomas Müller
- Thomas Tuchel
- Toni Schumacher
- Toni Turek
- Udo Lattek
- Uli Hoeneß
- Uwe Seeler
- Elfenbeinküste
- England
- Finnland
- Frankreich
- Irland
- Italien
- Alessandro Del Piero
- Alessandro Nesta
- Andrea Pirlo
- Christian Vieri
- Claudio Gentile
- Dino Zoff
- Fabio Cannavaro
- Francesco Totti
- Franco Baresi
- Gaetano Scirea
- Giacinto Facchetti
- Gianluca Vialli
- Gianluigi Buffon
- Giuseppe Bergomi
- Giuseppe Meazza
- Luigi Riva
- Marco Tardelli
- Mario Balotelli
- Paolo Maldini
- Paolo Rossi
- Roberto Baggio
- Sandro Mazzola
- Kamerun
- Kolumbien
- Liberia
- Mexiko
- Niederlande
- Nigeria
- Nordirland
- Norwegen
- Portugal
- Schottland
- Schweden
- Schweiz
- Spanien
- Ungarn
- Uruguay
- USA
- Wales
- Österreich
- Legendäre Legionäre
- Alexander Zickler
- Antonin Panenka
- Axel Lawaree
- Branko Boskovic
- Carsten Jancker
- Dejan Savicevic
- Geir Frigard
- Hamdi Salihi
- Hansi Müller
- Jan Åge Fjørtoft
- Jocelyn Blanchard
- Joey Didulica
- Jonathan Soriano
- Kevin Kampl
- Lajos Détári
- Maciej Sliwowski
- Marek Kincl
- Mario Kempes
- Mario Tokic
- Milenko Acimovic
- Nestor Gorosito
- Nikica Jelavic
- Nikola Jurčević
- Olaf Marschall
- Oliver Bierhoff
- Patrik Jezek
- Radoslaw Gilewicz
- Rene Wagner
- Roger Ljung
- Sadio Mané
- Samir Muratovic
- Sigurd Rushfeldt
- Somen Tchoyi
- Steffen Hofmann
- Szabolcs Sáfár
- Tibor Nyilasi
- Trifon Ivanov
- Valdas Ivanauskas
- Vladimir Janocko
- Zlatko Kranjcar
- Nationale Stars
- Aleksandar Dragovic
- Andi Ogris
- Andreas Herzog
- Andreas Ivanschitz
- Bruno Pezzey
- Christian Fuchs
- David Alaba
- Deni Alar
- Didi Kühbauer
- Ernst Happel
- Ernst Ocwirk
- Felix Gasselich
- Franz Wohlfahrt
- Friedl Koncilia
- Gustl Starek
- Hans Krankl
- Herbert Prohaska
- Heribert Weber
- Ivica Vastic
- Julian Baumgartlinger
- Kevin Wimmer
- Kurt Jara
- Marc Janko
- Marcel Sabitzer
- Mario Haas
- Marko Arnautovic
- Martin Harnik
- Martin Hinteregger
- Matthias Sindelar
- Michael Konsel
- Otto Konrad
- Peter Stöger
- Sebastian Prödl
- Toni Polster
- Ümit Korkmaz
- Veli Kavlak
- Walter Schachner
- Walter Zeman
- Zlatko Junuzovic
- Nationalmannschaft
- Österreichische Vereine
- Legendäre Legionäre
- Weltmeisterschaft
Keine Kommentare bisher.
Sei der/die Erste mit einem Kommentar.