Als junger Kicker muss man in der englischen Premier League ein „Beißer“ sein. Vor allem, wenn man selbst nicht aus England stammt. Dies trifft... Konkurrent Delfouneso verliehen – Andreas Weimanns große Chance auf den Durchbruch?

Als junger Kicker muss man in der englischen Premier League ein „Beißer“ sein. Vor allem, wenn man selbst nicht aus England stammt. Dies trifft beispielsweise auf den österreichischen U21-Teamspieler Andreas Weimann zu, der im Laufe seiner jungen Karriere bereits den einen oder anderen Rückschlag verkraften musste.

Weimann stammt aus dem berühmten Nachwuchs des FC Stadlau, wechselte 2005 zum SK Rapid Wien, der an seinem Feinschliff arbeitete. Der dynamische 20-Jährige ist Spielertyp, wie geschaffen für die englische Premier League. Bereits im Alter von 16 Jahren wechselte er passenderweise nach Birmingham zu Aston Villa, wo er vom Verein in einer Gastfamilie untergebracht wurde und auf Anhieb den U18-Meistertitel feiern konnte. Es folgte der Aufstieg zu den Aston Villa Reserves, die er mit seinen Treffern ebenfalls zum Meistertitel schoss.

Schock im Hanappistadion

Als 18-Jähriger ging es dann erstmals ans Eingemachte: Debüt in der Kampfmannschaft in einem Vorbereitungsspiel gegen Juventus Turin. Zu Beginn der Saison 2010/11 folgte das Meisterschaftsdebüt gegen West Ham United. In Österreich freute man sich über die Annäherung des Riesentalents an die erste Elf der Villans. Doch nur fünf Tage später folgte der große Schock: Nach einem Zweikampf mit Veli Kavlak musste er ausgerechnet im Gerhard-Hanappi-Stadion nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung mit einer schweren Sprunggelenksverletzung vom Platz. Es sollte Weimanns letztes Spiel für die nächsten fünf Monate bleiben.

Leihgeschäfte mit Watford

Die Rückkehr war steinig und führte über ein Leihgeschäft mit dem Watford FC in der zweiten englischen Leistungsklasse, wo Weimann immerhin vier Tore in 18 Spielen erzielen konnte, obwohl er nicht dauerhaft zum Stammpersonal gehörte, achtmal eingewechselt wurde. In Andi Herzogs U21-Team war er zu diesem Zeitpunkt bereits zum Leistungsträger herangereift. Vergangenen Sommer kehrte Weimann nach der U20-WM wieder zu Villa zurück, bekam einen Einsatz im League Cup, wurde anschließend aber gleich wieder verliehen. Die Destination hieß einmal mehr Watford, wo er diesmal jedoch (geplanterweise) nur wenige Wochen blieb. Seit Ende September 2011 weilt Weimann wieder in Birmingham und darf sich über kleine Erfolge, etwa regelmäßige Plätze auf der Ersatzbank und vier Einwechslungen in der Premier League freuen. Seine Chancen auf Premier-League-Football steigen nun aber mit dem neuen Jahr beträchtlich!

Kein Vorbeikommen an Bent und Keane

Der Topstürmer von Aston Villa heißt Darren Bent. 27 Jahre alt, 13-facher englischer Teamspieler, ehemals Tormaschine bei Ipswich, Charlton, Tottenham und Sunderland. Und auch für Villa trifft der vielseitige Angreifer auf dem Fließband: In 34 Ligaspielen gelangen ihm 17 Tore – es wäre vermessen Weimanns Chancen auf einen Platz in der ersten Elf an den parallelen Leistungen Bents festzumachen. Auch der zweite Mann im Villa-Angriff ist nur schwer aus dem Team zu spielen: Der 31-jährige Ire Robbie Keane, Rekordfeldspieler (114 Einsätze), Rekordtorschütze (54 Tore) und Kapitän der Nationalmannschaft, kam zuletzt auf Leihbasis von Los Angeles Galaxy nach Birmingham und tastet sich derzeit an die Mannschaft heran. Im vergangenen Premier League Spiel gegen die Wolves erzielte er zwei Einstandstore – in seinem ersten Spiel von Beginn an.

Agbonlahor und Heskey oft im Mittelfeld

Ein Vorteil Weimanns ist die Flexibilität seiner weiteren Konkurrenten um einen Platz im Villa-Angriff. Gabriel Agbonlahor, früher als Stürmer praktisch fix gesetzt, wurde zuletzt im Grundsystem Villas immer wieder im linken oder rechten Mittelfeld aufgeboten. Ähnlich verhält es sich bei Emile Heskey: Der Routinier kam in der laufenden Saison bereits auf vier verschiedenen Positionen zum Einsatz – Stürmer, offensives Mittelfeld (bzw. hängende Spitze in einem 4-4-1-1-System), sowie links und rechts im Mittelfeld. Trainer Alex McLeish sieht keine Notwendigkeit diese Spieler auf ihren erlernten Positionen aufzubieten, sieht ihre Vielseitigkeit und Dynamik sogar eher als gute Gelegenheit an, das Mittelfeld facettenreicher zu gestalten. Bei Weimann ist die Ausgangslage anders: Für Watford lief er selten aber doch als linker Mittelfeldspieler auf, um seine Durchschlagskraft und Schnelligkeit auf dem Flügel zu forcieren. Ansonsten war er jedoch stets der klassische Stürmer – somit muss er sich nur bedingt an Agbonlahor oder Heskey orientieren, was sein „Leiberl“ beim Premier-League-Klub betrifft. Auch das typische 4-4-2-System der Engländer kommt ihm hierbei entgegen.

Delfouneso bis Sommer bei Leicester

Der neueste und größte Vorteil, über den sich Weimann in den letzten Tagen freuen durfte, ist jedoch ein anderer: Der 20-jährige Engländer Nathan Delfouneso, aktueller U21-Teamspieler der Three Lions, wurde vor wenigen Tagen an Leicester City verliehen. Delfouneso ist bereits länger Teil des Profikaders als Weimann, kam dadurch bereits auf 28 Einsätze in der Liga, wovon er nur drei von Beginn an bestritt. Villa will den technisch begabten, aber oft zu körperlos agierenden Delfouneso offensichtlich nicht abschreiben, jedoch zieht sich seine Entwicklung bereits in die Länge und so versucht man ihn durch sein zweites Leihengagement (das erste führte ihn nach Burnley) zu neuen Höchstleistungen zu pushen. Delfouneso war zuletzt der Spieler, der Weimann stets eine Nasenlänge voraus war. Wenn McLeish die Wahl zwischen den beiden Nachwuchsakteuren hatte, entschied er sich eher für den Engländer. Dieser kickt nun jedoch bis zum Ende der Saison in der Championship und Weimann ist nun hinter Bent und Keane dritter Stürmer – mögliche Umfunktionierungen Agbonlahors oder Heskeys natürlich ausgenommen.

Entscheidende Phase

Das nächste halbe Jahr wird zu einer Schlüsselphase in der Karriere des 20-jährigen Wieners. Die Einstellung passt, die Art und Weise wie er sich nach seiner schweren Verletzung und den unrühmlichen Aktionen so genannter Rapid-Fans gegen seine Person zurückkämpfte, blieb in Birmingham niemandem verborgen. Der größte Einwechslungs-Konkurrent befindet sich quasi fünf Monate auf „Bildungskarenz“ – jetzt liegt es an Weimann aus seinen nächsten Einsätzen das Maximum herauszuholen, um zumindest einen Fuß etwas fester in die Villa-Türe zur Premier League zu stellen!

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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