In dieser Serie wollen wir ausnahmsweise nur Transfers betrachten, die nicht zustande kamen. Wir blicken auf erfolgreiche Spieler und sehen uns an, zu welchen Vereinen diese beinahe gewechselt wären. Wie wären ihre Karrieren verlaufen, wo würden die jeweiligen Klubs heute stehen? In diesem Teil blicken wir auf einen Spieler, der beim Arsenal FC für Furore hätte sorgen können. Die Gunners hatten aber kein Interesse am zukünftigen Ballon d’Or-Gewinner.
Der 1. September 1981 war kein unwichtiger Tag für das niederländische Nationalteam, den an diesem Datum feierten zwei junge Spieler ihr Debüt, die die Oranje noch lange prägen sollten. Beim Freundschaftsspiel gegen die Schweiz bekam Ruud Gullit ein Geburtstagsgeschenk und wurde für Frank Rijkaard eingewechselt, der ebenfalls sein erstes Länderspiel bestritt. Zu diesem Zeitpunkt spielte Gullit noch beim HFC Haarlem, ein traditionsreicher Klub, der 1946 den einzige Meistertitel in der Vereinsgeschichte feiern durfte, allerdings immer wieder in große Geldnöten geriet und 2010 endgültig Insolvenz anmelden musste. Auch Anfang der 80er-Jahre kämpfte der Klub in finanzieller Hinsicht ums Überleben und wollte mit Ruud Gullit sein größtes Talent zu ein wenig Geld machen.
Der 2019 verstorbene Barry Hughes war damals der Trainer im Verein und war sich sicher, dass Gullit das Zeug dazu hatte, sich auch bei einem europäischen Spitzenklub durchzusetzen. Der Waliser hatte gute Kontakte zur englischen Liga und lud die Arsenal-Funktionäre Terry Neill und Don Howe zu einem Meisterschaftsspiel in die Niederlande ein, damit sie dem jungen Talent auf die Beine sehen konnten. Nach 90 Minuten hatten die beiden Engländer aber genug gesehen. Sie bestätigten zwar, dass Gullit sicherlich ein gewisses Talent habe, bemängelten aber seine zu geringe Einsatzbereitschaft. Der junge Mittelfeldspieler würde nicht genug nach hinten arbeiten und wäre zu faul, um bei Arsenal reüssieren zu können. Der HFC Haarlem verlangte damals 30.000 Pfund für Gullit, aber die Engländer lehnten dankend ab.
Nach 91 Spielen und 32 Toren wechselte Gullit innerhalb der Liga zu Feyenoord, wo er neben Johan Cruyff spielen durfte. Bereits in seiner zweiten Saison wurde er zum Niederländischen Fußballer des Jahres gewählt und die Gunners dürften geahnt haben, dass sie einen hervorragenden Deal verpassten. 1985 wechselte er gegen eine Ablöse von rund 450.000 Euro zur PSV Eindhoven, wo er abermals zum Fußballer des Jahres gewählt wurde.
Silvio Berlusconi sorgte dafür, dass Ruud Gullit zum damals teuersten Spieler der Welt wurde, als er eine Ablösesumme von 6,75 Millionen Euro nach Eindhoven überwies. In der Serie A sorgte Gullit im Verbund mit seinen Landsleuten Marco van Basten und Frank Rijkaard für Furore und gewann 1987 den Ballon d’Or. Er gewann drei Meisterschaften und zwei Europapokale der Landesmeister mit den Italienern und schoss im Finale der Europameisterschaft 1988 beim 2:0-Sieg gegen die Sowjetunion den Führungstreffer. Nach einem Gastspiel bei Sampdoria Genua ließ er seine Karriere beim Chelsea FC ausklingen. Die Zeit bei den Blues bezeichnete er als die glücklichste in seiner Karriere, da ihm die Stadt und die Fans ans Herz wuchsen. So schloss sich immerhin der Kreis und der Niederländer schaffte es rund 15 Jahre nach dem geplatzten Arsenal-Transfer doch noch nach London.
Stefan Karger
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