In dieser Serie wollen wir ausnahmsweise nur Transfers betrachten, die nicht zustande kamen. Wir blicken auf erfolgreiche Spieler und sehen uns an, zu welchen... Kuriose Transfers, die nicht zustande kamen (4): Diego Maradona

In dieser Serie wollen wir ausnahmsweise nur Transfers betrachten, die nicht zustande kamen. Wir blicken auf erfolgreiche Spieler und sehen uns an, zu welchen Vereinen diese beinahe gewechselt wären. Wie wären ihre Karrieren verlaufen, wo würden die jeweiligen Klubs heute stehen? In diesem Teil blicken wir auf einen der größten Spieler aller Zeiten, der zu Beginn seiner Karriere fast bei einem englischen Zweitligisten gelandet wäre.

Argentinier nach WM-Titel in Europa gefragt

Im Jahr 1978 krönte sich Argentinien im eigenen Land zum Weltmeister, was neben dem Titel auch zufolge hatte, dass sich europäische Klubs verstärkt um argentinische Talente bemühten. Mario Kempes, der beim 3:1-Finalsieg gegen die Niederlande einen Doppelpack erzielte, spielte zu dieser Zeit bereits beim FC Valencia, ehe er einige Jahre später seine Karriere in Österreich bei der Vienna, in St. Pölten und beim Kremser SC ausklingen ließ. Die politischen Beziehungen zwischen Argentinien und England waren damals schon angespannt. Seit einem Staatsstreich im März 1976 wurde Argentinien von einer Militärjunta regiert und die Spannungen mit England sollten im Jahr 1982 zum Falklandkrieg führen. Dennoch reiste Sheffield-United-Manager Harry Haslam nach der Weltmeisterschaft 1978 nach Argentinien und verhandelte mit den frischgebackenen Titelgewinnern Ricardo Villa und Osvaldo Ardiles.

Haslam entdeckt Maradona

Die Ablöse und die Gehaltswünsche der beiden Weltmeister waren für Sheffield United letztendlich doch nicht zu stemmen, allerdings gelang es Harry Haslam einen Deal mit dem Tottenham Hotspur FC zu arrangieren, sodass Villa und Ardiles schlussendlich doch nach England wechselten. Sheffield United angelte sich ein wenig später den Onkel von Juan Sebastián Verón, Pedro Verde. Harry Haslam fand aber einen weiteren jungen Fußballer, den er unbedingt sofort mit nach England nehmen wollte. Diego Maradona spielte damals noch bei seinem ersten Verein, den Argentinos Juniors, wo er gerade den Durchbruch geschafft hatte und sich zu einer wahren Tormaschine entwickelte. Haslam war begeistert vom jungen Fußballer und Sheffield war bereit die geforderte Ablöse von rund 200.000 Pfund zu bezahlen.

Militär mischt sich ein

Der Bestseller-Autor John Ludden, der über Maradonas Zeit beim SSC Neapel schrieb, bestätigte, dass Maradona bereit war seine Heimat zu verlassen und fortan für Sheffield United zu zaubern. Bevor der Deal unterschrieben war schaltete sich allerdings das Militär ein und verlangte von Haslam in etwa die gleiche Summe dafür, dass der damals noch 17-Jährige das Land verlassen dürfe. Sheffield United wollte Maradona unbedingt haben und hätte auch das Geld aufstellen können, allerdings fürchtete sich der Klub vor politischen Verwicklungen und wollte sich nicht in eine Bestechung verwickeln lassen. Der Transfer kam nicht zustande und Sheffield verpflichtete stattdessen für 160.000 Pfunde Maradonas Landsmann Alejandro Sabella, der später zwischen 2011 und 2014 die argentinische Nationalmannschaft betreute.

In Neapel vergöttert und Weltmeister 1986

Maradona kam 1981 zu den Boca Juniors und wechselte anschließend zum FC Barcelona. Eine neue Heimat fand er beim SSC Neapel, wo er sich zwischen 1984 und 1991 zweimal die Serie A, einmal die Coppa Italia und einmal den UEFA Cup gewann und sich so bei den Fans unsterblich machte. Der Höhepunkt seiner Karriere war der WM-Sieg 1986. Unvergessen ist vor allem das Viertelfinale gegen England, wo er zunächst ein irreguläres Tor mit der Hand (Gottes) erzielte und nur wenige Minuten danach das vielleicht schönste Tor der WM-Geschichte beisteuerte, als er bei einem Dribbling über 60 Meter die gesamte englische Hintermannschaft austanzte. Solche Szenen hätten die Sheffield-United-Fans auch gerne gesehen.

Stefan Karger

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