League-Cup-Halbfinale – das ungeliebte Stiefkind der Premier League
England 3.Dezember.2015 Werner Sonnleitner 0
Abseits der millionenschweren Premier League und des traditionsträchtigen FA-Cups, geht der League-Cup nun schon in die entscheidende Phase. Für den Sieger winken 100.000 Pfund Preisgeld. Eine Premier League Mannschaft verdient diese Summe bei einem gewöhnlichen Liga-Spiel übrigens in knapp 3 Minuten(!). Quasi etwa eine durchschnittliche Nachspielzeit muss ein Erstligist einfach nur am Feld verbringen, um sich die gleiche Summe nur aus den TV-Verträgen fix in die Vereinskassen spülen zu lassen.
Der finanzielle Reiz spielt daher keine Rolle bei den Oberhaus-Teams, vielmehr geht es um Zuwachs für die Trophäenhalle bzw. Ruhm und Ehre in Wembley. Weiters winkt dem Sieger ein Ticket für die Europa League Qualifikation. Anreize die bei den Top-Teams (und jenen, die gerne welche sein möchten) naturgemäß weniger ziehen. So verabschiedeten sich bis auf Manchester City sämtliche Champions-League-Teilnehmer frühzeitig und ohne viel Gegenwehr aus dem Turnier, das für die Topteams noch relativ jung ist, stieg man doch erst im Sechszehntelfinale ein.
Die 92 Teams der ersten vier Ligen waren insgesamt am Start, seit Mittwoch hat sich das Feld auf ein Quartett reduziert. Diese vier Mannschaften möchten wir jetzt noch etwas näher beleuchten.
Die Halbfinalisten
Manchester City
Sunderland (A / 4:1), Crystal Palace (H / 5:1), Hull City (H / 4:1)
Am Papier ist City der klare Favorit. Einerseits verfügt man über die nötige Kadertiefe, andererseits gab es schon drei klare Siege gegen Erstligisten. Für die Truppe von Manuel Pelligrini spielt der League Cup trotzdem nur eine untergeordnete Nebenrolle. Zu sehr liegt der Fokus auf die beiden lukrativeren Hochzeiten, Champions League und Premier League. Damit wird der Coach wohl auch im Halbfinale seinem Motto getreu, dem einen oder anderen Spieler eine Pause gewähren. Trotzdem verfügt man bei den „Sky Blues“ noch über genügend fähiges Personal, um die erste Trophäe ins Etihad zu holen. Ein weiteres Zahlenspiel: Mit dem dafür winkenden Preisgeld wären übrigens die Gehaltskosten im Kader für etwas mehr als einen Tag finanziert.
Stoke City
Luton Town (A / 7:8 i.E), Fulham (A / 1:0), Chelsea (H / 5:4 i.E), (H / 2:0 Middlesbrough)
Nach Paul Scharner (Wigan 2013) könnte schon bald ein weiterer Österreicher einen britischen Pot stemmen. Wir meinen da jetzt nicht Christan Fuchs mit Leicester den Premier-League-Pokal, sondern eher Marko Arnautovic. Der Teamspieler war bei allen vier Spielen im Einsatz, knockte Jose Mourinho mit seinem FC Chelsea per entscheidenden Elfer aus dem Bewerb und die „Blues“ damals noch tiefer in die Krise. Im Viertelfinale stand dann am Dienstag ein anderer Name auf der Abschussliste: Landsmann Atdhe Nuhiu (ab Minute 77 im Einsatz) zog mit Sheffield Wednesday – die übrigens Arsenal eliminierten – gegen die Potters den Kürzeren. In der Liga residiert die Elf von Mark Hughes im grauen Niemandsland der Tabelle, ohne Chancen auf einen Europacupstartplatz und befreit von jeglichen Abstiegssorgen. So kann man beim League-Cup voll auf Angriff gehen, um womöglich den zweiten Titel der Vereinsgeschichte nach 1972 (ebenfalls League-Cup) zu gewinnen. Der daraus winkende internationale Startplatz wäre, für die mit zahlreichen prominenten Namen gespickte Truppe, eine willkommene Abwechslung.
Everton FC
Barnsley FC (A / 5:3 i.E), Reading FC (A / 2:1), Norwich (H / 4:3 i.E), Middlesbrough (A / 2:0)
Die 20-Jährige, titellose Zeit (FA- und Super-Cup 1995) möchte das blaue Lager aus Liverpool beenden. Die Ausgangssituation ist ähnlich wie jene von Stoke. Auch die „Toffees“ können einen internationalen Startplatz wohl deutlich einfacher über den Cup erreichen. Somit kann auch Roberto Martinez das Augenmerk auf dieses Turnier legen. In Liverpool hofft man, in den beiden Halbfinalis Manchester City noch aus dem Weg gehen zu können. In einem 90minutigen Showdown im Wembley Stadion wäre dann alles möglich.
Liverpool FC
Der Weg bislang: Carlisle Utd (H / 3:2 i.E), Bournemouth (H / 1:0), Southampton (A / 6:1)
Jürgen Klopp könnte schon knappe vier Monate nach seiner Amtsübernahme einen Titel stemmen – was seinem Vorgänger in der dreijährigen Amtszeit verwehrt blieb. Dies sollte wohl Motivation genug für die Reds sein, um auch die letzten drei Begegnungen mit der nötigen Portion Seriosität anzugehen. Bislang wurde unter dem Deutschen nur verhältnismäßig wenig rotiert, das Hinspiel findet dann aber mitten im stressigen Mammutprogramm der Liga, rund um die Weihnachtsfeiertage statt. Bleibt spannend ob da wirklich die erste Elf auflaufen wird.
So geht es weiter
Die Halbfinalis finden um den 4. und 25. Jänner in einem Hin- und Rückspiel statt. Die Finalisten treffen sich dann am 28. Februar 2016 im Wembley Stadion. Gewinnt übrigens eine Mannschaft den League-Cup, die sich schlussendlich direkt über die Liga für Europa qualifiziert (also momentan die ersten 5), so wandert der Europa-League Platz in die Liga (also momentan zum Sechstplatzierten). Der Finalverlierer geht – anders als oft in anderen Ländern – leer aus.
Werner Sonnleitner, abseits.at
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Werner Sonnleitner
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