Als Arsené Wenger 1996 als Trainer zu Arsenal kam, verhalf er der Arsenal Academy wieder zu neuem Glanz und auch die Karriere von Leon Britton sollte... Leon Britton und Swansea City: Ein Gemälde, bei dem ein Strich in den anderen greift

Swansea City Wappen LogoAls Arsené Wenger 1996 als Trainer zu Arsenal kam, verhalf er der Arsenal Academy wieder zu neuem Glanz und auch die Karriere von Leon Britton sollte sich ändern. Er war bereits 1991 im Alter von neun Jahren in die Academy von Arsenal aufgenommen wurden. Wenger formte die Spieler von Arsenal sehr schnell mit seiner mittlerweile weltbekannten Philosophie des Kurzpassspiels. Am deutlichsten kann man diese bei den beiden Spielern Jack Wilshere – der ebenfalls mit neun Jahren in die Academy aufgenommen wurde – und bei Leon Britton beobachten.

Die Wenger´sche  Philosophie vergoldete im wahrsten Sinne des Wortes die Spieler. Das sieht man besonders an Leon Britton, der bereits im Alter von 16 Jahren im Jahr 1998 für 400.000 Pfund zu West Ham United transferiert wurde. Britton stieg mit diesem Transfer zum teuersten Nachwuchsspieler Englands auf.

Doch bei West Ham konnte er sich nicht durchsetzen und wurde 2002 an Swansea City verliehen. Hier absolvierte er 25 Spiele, in denen er durchaus zu gefallen wusste. Die logische Konsequenz war die Verpflichtung Brittons. Bald stieg Swansea in die zweite Liga auf und im Jahr 2012 sogar in die Premier League. Nach dem denkwürdigen Pokalerfolg über Bradford im Jahr 2013 soll nun eine Dokumentation über Swansea entstehen. Eine der Hauptrollen: Leon Britton selbst.

Leon Britton als Fußballer

Wenn man über Britton als Fußballer spricht, muss man natürlich auch über Swansea reden, denn lange Zeit wurde er in der Premier League nicht glücklich oder wurde sogar als nicht genug eingestuft. Mit Swansea durchlief er jedoch alle vier englischen Ligen und beweist sich nun in der Premier League.

Leon Britton  ist ein Spieler, dessen Stärken nur in bestimmten Spielsystemen richtig zur Geltung kommen. Cristiano Ronaldo oder Arjen Robben zeigen konstante Spielstärke, wenn sie in Ballbesitz sind, egal in welchem System. Leon Britton oder Pep Guardiola hätten – wie Guardiola sogar einmal selbst zugab – ohne das System in welchem sie spielten, niemals eine solche Karriere hingelegt. Frei nach dem Motto: Nicht der Spieler passt zum System, sondern das System passt zum Spieler. Das System wird nicht durch Britton besser, sondern Britton durch das System.

Wenn es im Fußball darum gehen würde aus vielen einzelnen Farben (Fußballern) ein schönes und harmonisches Bild zu schaffen, so kann man mit Robbens Farbe viele Bilder malen, doch das Bild wird niemals so bunt sein, wie das des Leon Britton, wenn er in einem funktionierenden System spielt.

Doch das Problem an Brittons Farbgebung ist, dass sie schwer in ein System einzubauen ist und nur mit wenigen Farbkombinationen funktioniert. West Ham misslang es, seine Farbe in ein schönes Bild einzubauen. In Swansea gelang es auf einzigartige Art und Weise ihn in ein schönes Bild einzubauen und seine Farbe leuchtete wie nie zuvor und plötzlich passte der einstige „Unterhauskicker“ sogar in die Premier League.

Das Bild von Swansea City

Doch um die Stärken von Leon Britton herauszufinden, muss man sich mit Swansea City beschäftigen. Mit starren Statistiken ist seine Stärke nicht zu beziffern. Einzig seine Passquote von 91,4 % ist als aussagekräftiger Hard Fact zu bezeichnen.  Swansea, gerne auch Swansealona genannt, hat es in der letzten Saison mit einer auf Ballbesitz ausgelegten Spielweise und einer intelligenten und innovativen Raumdeckung, sogar in die Europa League geschafft. In diesen beiden Punkten spielt Britton eine sehr wichtige Rolle, wenn nicht sogar die wichtigste.

Der kurze Pass

Swansea hat nicht nur viel Ballbesitz, sie spielen auch noch sehr viele kurze Pässe und genau diese beherrscht Britton perfekt. Womit wir wieder bei Arsené Wenger wären, denn die Jungs von Arsené Wenger führen die Liste mit durchschnittlich 510 kurzen Pässen pro Spiel an.

Barcelonas Xavi und Leon Britton sind zwei ähnliche Spielertypen. Beide bringen stets über 90% ihrer Pässe an den Mitspieler, sie sind technisch versiert und spielen mit Köpfchen.

Der oft getätigte Vergleich zwischen Britton und Xavi hinsichtlich der Passstärke macht theoretisch keinen Sinn, da die Spielweise von Swansea und Barcelona trotz vager Vergleiche noch immer eine andere ist. Barcelona und speziell Xavi hat deutlich mehr Zeit am Ball, als dies das bei Britton und Swansea der Fall ist. Barcelona drückt die Gegner meistens bis in die eigene Hälfte, sodass Xavi den Ball auch noch im letzten Drittel in relativer Ruhe annehmen kann. Swansea hat sich noch nicht so viel Respekt erarbeitet, dass die Gegner sich in einem Block vor dem Strafraum versammeln würden. Trotz dieser erschwerten Ausgangslage für die Profilierung des einzelnen Spielers kann Britton gegenüber Xavi als ebenbürtig, wenn nicht sogar besser hinsichtlich der Passquote, beurteilt werden.

Auch die intelligente Raumdeckung zählt zu Brittons Stärken. Diese ist der Grund, warum Britton so gut in das Kunstwerk Swansea City passt. Bei jedem anderen Verein wäre er nur ein guter Passspieler, der nie besonders auffällt und laut den Fans eigentlich nichts bringt und durch einen offensiveren Spieler ersetzt werden sollte. Doch durch die intelligente Spielweise auf seiner Position koordiniert Britton die gesamte Raumdeckung von Swansea.

Die Raumdeckung besteht darin, dass man nur die Räume deckt, in denen sich derzeit Spieler befinden oder Räume, die derzeit bespielt werden können. Als Spieler ist diese Aufgabe sehr schwer, da die gewählte Option nur für kurze Zeit die beste Option ist. Denn sobald sich ein Spieler bewegt, entstehen neue Möglichkeiten, neue Optionen, neue Räume und somit wird eine neue Entscheidungsfindung innerhalb von Sekunden erforderlich. Man kann es mit einem Computer vergleichen, der immer wieder neue Daten oder Informationen sammelt und sich nach dem Durchsehen aller Informationen für eine Option entscheiden muss – aber jede Sekunde  kommen neue Informationen hinzu und alte Informationen von vorhin entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand. Die Maschine muss nun 90 Minuten lang die richtige Option anhand der gesammelten Informationen finden. So kann man sich gut einfühlen, welchem Stress und vor welcher Herausforderung Britton jedes Wochenende ausgesetzt  ist.

Aber genau das ist Leon Brittons Paradedisziplin und darin zeigt sich seine Klasse. Durch Statistiken lässt sich diese Stärke nicht darstellen. Seine Kunst ist es, dass er den Spielern von anderen Teams, die Möglichkeiten zur Entfaltung nimmt und durch seine Fähigkeit konstant und verlässlich die zielführendste Option zu treffen. So versteht er es die wichtigsten Räume für den Gegner quasi „aufzufressen“. Daran erkennt man warum Britton so wichtig für Swansea und Swansea so wichtig für Britton ist.

Carlfriedrich Fischer, abseits.at

Carlfriedrich Fischer

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