Der FC Liverpool gewinnt das Finale des FA-Cup gegen den FC Chelsea mit 6:5 nach Elfmeterschießen. Das Team von Jürgen Klopp hat in dieser Saison damit weiterhin die Chance, das „Quadruple“ aus Ligapokal, FA-Cup, Meisterschaft und Champions League zu holen.
Liverpool-Trainer Jürgen Klopp war nach dem Gewinn des FA-Cups nicht zu hundert Prozent zufrieden. „Wir werden ein bisschen feiern, aber dann müssen wir uns auf das Spiel gegen Southampton vorbereiten. Es ist wirklich lächerlich, das sagen zu müssen.“ Bereits im Vorfeld des Finales gegen den FC Chelsea monierte Klopp, bei einem möglichen Sieg nicht so feiern zu können, wie damals in Dortmund nach dem Gewinn des DFB-Pokals 2012.
Klopp wird es verkraften können, ist der Grund für die ausbleibenden Feierlichkeiten nach dem ersten Triumph der Reds im FA-Cup seit 16 Jahren, doch die Tatsache, dass Liverpool auch immer noch die Möglichkeit hat, die Meisterschaft zu gewinnen.
Zwar stehen die Chancen bei aktuell drei Punkten Rückstand auf Manchester City und nur noch zwei ausstehenden Spielen nicht allzu gut – doch dem FC Liverpool ist in dieser Saison alles zuzutrauen. Nicht umsonst bezeichnet Klopp seine Mannschaft bei jeder Gelegenheit als „Mentalitätsmonster“, die eben einfach nicht klein zu kriegen sind. Wie zur Bestätigung hat Liverpool nach dem Sieg gegen Chelsea im Ligapokal im Februar nun bereits das zweite Finale in dieser Saison nach Elfmeterschießen gewonnen.
Daher kam es wohl einer Art Ritterschlag für den Gegner aus Chelsea gleich, als Klopp das Finale nach Abpfiff als ein Spiel von „Mentalitätsmonster gegen Mentalitätsmonster“ beschrieb. Bei so einem Duell konnte laut Klopp ja nur etwas Gutes herauskommen.
Und tatsächlich war das Finale ein vielleicht nicht immer hochklassiges, aber zu jeder Zeit hochspannendes Spiel. Ein Spiel jedoch, so der Eindruck beim Zusehen, dass letztendlich nur auf die eine Weise enden konnte: nämlich im Elfmeterschießen.
Liverpool war dabei zu Beginn des Spiels das klar dominierende Team und hatte in den ersten zehn Minuten gleich zwei sehr gute Chancen durch Thiago und Luis Diaz. Letztere kam nach einem wunderschönen Pass von Trent Alexander-Arnold zustande. Der 23-jährige Außenverteidiger zeigte an diesem Abend eine starke Leistung und war wohl der beste Akteur auf dem Rasen des Londoner Wembley-Stadions.
Die erste Hälfte des ersten Durchgangs bezeichnete Klopp nach dem Spiel im Interview mit der BBC als „bestes Spiel, das wir jemals gegen Chelsea gemacht haben.“ Doch nach und nach entzog sich Chelsea dem Pressing von Liverpool und kam durch Christian Pulisic sowie Marcos Alonso zu guten Gelegenheiten.
Der Spanier hatte gleich am Anfang der zweiten Halbzeit die bis dato größte Chancen des Spiels, als er einen Freistoß an die Stange setzte. Liverpool schien in dieser kurzen Phase nach Wiederanpfiff mental noch nicht wieder ganz da zu sein. Vielleicht lag dies auch daran, dass Liverpools Superstar Mohamed Salah in der 33. Minute aufgrund einer Verletzung den Platz verlassen musste. Der Ägypter konnte dabei die Tränen nicht zurückhalten.
Nach der kurzen Drangphase von Chelsea entwickelte sich dann eine ausgeglichene Partie; jedoch ohne die ganz großen Gelegenheiten. Alles deutete so auf ein Spiel hin, das in der regulären Spielzeit womöglich keinen Sieger finden wird.
Doch Liverpool wollte sich offensichtlich damit nicht abfinden und kam noch einmal mit Luis Diaz, der bei seinem Abschluss in der 83. Minute aber nur die äußere Stange traf. Und nur eine Minute später hätte Andy Robertson für Liverpool der Mann des Spiels werden können – der schottische Außenverteidiger beförderte den Ball aber ebenfalls an die Stange.
So endete die reguläre Spielzeit wie im Finale des Ligapokals mit 0:0. In der Verlängerung passierte dann nicht mehr viel. Beiden Mannschaften war anzusehen, dass eine lange Saison – für Chelsea war es das 61., für Liverpool das 60. Pflichtspiel – ihren Tribut forderte. Laut eines Kommentars von Liverpool-Goalie Alisson Becker nach dem Spiel, gehöre es aber eben zum Mentalitätsmonster-Dasein dazu, in die Verlängerung zu gehen.
Im Finale des Ligapokals hatte Chelsea-Trainer Thomas Tuchel kurz vor dem Elfmeterschießen noch Ersatztorhüter Kepa Arrizabalaga für Edouard Mendy eingewechselt. Tuchel musste sich deswegen einige Kritik gefallen lassen, da der Spanier keinen Penalty halten konnte und den entscheidenden Schuss auch noch vergab.
Dieses Mal verzichtete Tuchel auf diese Maßnahme, was am Ende aber keinen Unterschied machte. Nachdem Liverpools Alisson den Versuch von Mason Mount parieren konnte, verwandelte Kostas Tsimikas anschließend souverän und sorgte so dafür, dass Klopp nun auch den bis dahin noch fehlenden Titel seiner Liverpool-Sammlung hinzufügen konnte. Es bleibt erstaunlich zu sehen, was Klopp seit seinem Amtsantritt im Oktober 2015 aus diesem Verein gemacht hat.
Chelsea hingegen hat bereits das dritte Finale im FA-Cup in Folge verloren und wird in dieser Saison damit titellos bleiben. Trainer Tuchel zeigte sich nach dem Finale entsprechend enttäuscht, war ob der Leistung seines Teams aber zufrieden. „Ich habe meinen Spielern in der Kabine gesagt, dass ich stolz auf sie bin“, so der Deutsche nach dem Spiel im BBC-Interview.
Liverpool hat nach dem Gewinn des FA-Cup weiterhin die Chance, das Quadruple, also vier Titel in einer Saison zu holen. Nach den beiden noch ausstehenden Ligaspielen gegen eben Southampton und den Wolverhampton Wanderers, steht am 28. Mai das Finale der Champions League gegen Real Madrid an. Vielleicht können Klopp und seine Mentalitätsmonster danach ja so richtig feiern.
Ral, abseits.at
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