Heute um 21:00Uhr treffen zwei der schillerndsten Namen des englischen Fußballs aufeinander. Chelsea gegen Manchester United klingt nach Champions League und nicht nach einem... Manchester United vs Chelsea: Erstes Aufeinandertreffen zwischen Moyes und Mourinho bei ihren neuen Klubs

José MourinhoHeute um 21:00Uhr treffen zwei der schillerndsten Namen des englischen Fußballs aufeinander. Chelsea gegen Manchester United klingt nach Champions League und nicht nach einem Montagabend-Spiel. Das Aufeinandertreffen dürfte für beide Clubs wegweisend für den Rest der Saison sein, schließlich gibt es das erste Duell zwischen Moyes und Mourinho zu bestaunen. Dies hat zu Folge, dass es für den neutralen Beobachter einige interessante Fragestellungen bezüglich des Auftretens beider Mannschaften gibt.

Die Ausgangslage

Manchester United ist unter David Moyes nicht gerade gelungen gestartet. In der Vorbereitung gab es die eine oder andere peinliche Schlappe auf der Asien-Reise, dazu verlor man im einzigen Testspiel unter ernsten Bedingungen mit 1:3 gegen den FC Sevilla. Allerdings wirkte ManUtd pünktlich zum Saisonstart wieder erstarkt und gewann den Community Shield souverän mit 2:0. Auch am ersten Spieltag der neuen Saison bezwang man Swansea City mit 4:1, ein Ergebnis, das jedoch über den Spielverlauf hinwegtäuscht. Die Mannschaft von Moyes sah dabei nicht so souverän aus, wie es das Resultat vermuten lässt, eine Punkteteilung wäre anhand von Chancen oder Ballbesitzanteilen durchaus verdient gewesen.

Beim FC Chelsea sieht dagegen alles rosig aus. Der Neu-Alt-Trainer Mourinho musste in der Vorbereitung nur eine Niederlage gegen Real Madrid hinnehmen und gewann auch die ersten beiden Pflichtspiele der Saison. Dazu konnte der Portugiese seine Wunschspieler nach London locken und hat einen der besten und ausgeglichensten Kader der Welt zur Verfügung. In beiden Spielen, gegen Aston Villa und Hull City, spielte Chelsea einen ansehnlichen Fußball. Mit deutlich mehr Ballbesitz und Schussversuchen dominierten sie den Gegner, profitierten am Ende aber vor allem von der guten Chancenverwertung, denn viele 100%ige Möglichkeiten spielte man nur selten heraus.

Die Personalien

Bei Manchester United fehlen Fletcher und Young definitiv, Rafael ist zumindest fraglich. Nani ist seit längerem außer Form, dazu kommt die alte Diskussion um Rooney, der den Verein gerne verlassen würde. Einen namhaften Neuzugang konnte Manchester diesen Sommer noch nicht vermelden, dabei fehlt vor allem im zentralen Mittelfeld mindestens ein Spieler. Diese Schwäche könnte Chelsea ausnutzen wollen.

Bei Chelsea sieht die Personallage sehr gut aus. Kaum ein wichtiger Spieler für die erste Mannschaft fehlt. Im Tor ist Cech so oder so umstritten, in der Innenverteidigung ist lediglich David Luiz nicht fit, weshalb viele auf das Duo Terry/Cahill setzen würden, aber auch eine Kombination mit Ivanovic in der Mitte ist denkbar. Im defensiven Mittelfeld dürften erwartungsgemäß Lampard und Ramires auflaufen, für Essien und Mikel scheint derzeit kein Platz in der Startelf zu finden. Davor wird es erst so richtig interessant: mit Mata, Oscar, Hazard, Moses, de Bruyne, Willian und Schürrle streiten sich 7 Spieler um drei Plätze. Neuzugang Willian wird wohl noch nicht im Aufgebot stehen, Oscar und Hazard scheinen gesetzt. Interessant wird der Wettstreit zwischen Mata und de Bruyne, die zuletzt beide ihre Chance erhielten. Schürrle ist noch schwer einzuschätzen, Moses könnte die Überraschung darstellen. Vorne hat Mourinho die Qual der Wahl zwischen Torres, Ba und dem jungen Lukaku. Letzterer kam in den letzten zwei Spielen jeweils von der Bank.

Die interessanteste Frage

Die spielbestimmende Frage dürfte sein, welche Mannschaft die Initiative übernimmt. Beide Teams können durchaus mit dem Ball umgehen und auf Ballbesitz spielen. Während Chelsea in den letzten beiden Partien in der Premier League den Gegner zu dominieren versuchte, überließ Manchester United Swansea in den meisten Phasen den Ball und lauerte auf seine Chance. Erinnert man sich jedoch an die Madrid-Zeiten Mourinhos zurück, so sieht man keinen Ballbesitzfußball. Real versuchte sogar gegen deutlich schlechtere Gegner dem Konkurrenten den Spielaufbau zuzuschieben.

Natürlich hängt diese Entscheidung auch mit der Startelf heute Abend zusammen. Mit David Luiz fällt der technisch versierteste Innenverteidiger beim FC Chelsea wohl aus und weder Terry, Cahill noch Ivanovic sind für ihre tolle Spieleröffnung bekannt. Dagegen hat man mit Hazard, Mata und Oscar drei technisch überragende Spieler in der offensiven Dreierreihe und mit Torres einen Stürmer, der auch mit Spanien den Kombinationsfußball zelebriert.

Bei Manchester stellt sich vor allem die Frage, wie Moyes im zentralen Mittelfeld aufstellt. Carrick ist gesetzt, doch die Position oder eventuell sogar die zwei anderen Position stehen noch offen. Gegen Swansea sah man ein 4-4-2 mit Carrick und Cleverley, gegen Wigan Athletic ein 4-3-3 mit Carrick, Giggs/Anderson und Cleverley. Denkbar wäre auch ein 4-3-1-2 mit einer Dreifachsechs und Rooney hinter Welbeck und van Persie als Spielmacher.

Ebenfalls interessant ist die Frage, ob ManUtd es sich traut eine hohe Viererkette zu spielen. Mit Vidic und Ferdinand in der Innenverteidigung spielen zwei eher langsame Innenverteidiger eventuelle gegen die schnellen Nani, Valencia und Welbeck. Aber Ballbesitzfußball ohne eine hohe Viererkette schafft zu große Lücken im Mittelfeld und macht es Chelsea nur einfacher.

Die Prognose

Manchester United wird zumindest die erste Halbzeit abwartend und überlegt angehen. Nach den letzten Leistungen und dem leicht glücklichen Sieg gegen Swansea wird man sich gegen Chelsea erstmal darauf verlassen, das Zentrum dicht zu machen und dann über die sehr spielintelligenten Rooney, Welbeck, Giggs und dem technisch überragenden van Persie zu Chancen zu kommen. Durch das Dreier-Mittelfeld wird es für Chelsea sehr schwer, sich durch die Reihen zu kombinieren, gleichzeitig geht aber die Offensivgefahr nicht komplett unter. Manchester bleibt gefährlich, steht aber auch sicher hinten. Auf Jones und Evra kommt damit aber ein laufintensives Spiel zu, was beide aber angesichts der längeren Erholung im Vergleich zu den Chelsea Spielern bewältigen dürften. Potenzielle Wechselmöglichkeiten gibt es mit den schnellen Valencia und Nani auf den Außen, sollte man eventuell auf ein 4-4-2 umstellen wollen und mit Anderson noch einen weiteren Mann für die Mitte.

Der FC Chelsea wird versuchen aus seinen tollen Technikern in der Offensive Profit zu ziehen und erst mal das Spiel an sich reißen. Mit Lampard und Ramires hat man dazu zwei Arbeiter im Mittelfeld, die die Dominanz im Zentrum gewährleisten. Durch die Hereinnahme von Azpilicueta und das dadurch entstehende Einrücken von Ivanovic in die Innenverteidigung hat man eine spielstärkere Abwehr, als noch mit dem Defensivspezialisten Cahill und bleibt trotzdem auch gegen hohe Bälle auf van Persie gewappnet. Durch das Aufrücken von Cole wird zudem eine weitere Anspielstation in der Mitte geschaffen. Torres bekommt den Vorzug vor Ba, da er eher der Typ mitspielender Stürmer ist, als die beiden Vollstrecker Lukaku und Ba. Sollte ManUtd zur zweiten Halbzeit offensiver agieren, wird der junge Belgier wohl wieder zum Einsatz kommen, da er Vidic und Ferdinand mit seiner tollen Physis extreme Probleme bereiten kann. Oscar bleibt die Anspielstation im Mittelfeld, Mata und Hazard werden sich möglichst viel bewegen, um Lücken und freie Räume zu erzwingen. Bei einer Führung wird der Wechsel von de Bruyne wahrscheinlich, bei einer Führung durch Manchester könnte Schürrle Einsatzminuten bekommen.

Ben Pedro, abseits.at

Ben Pedro

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert