Die Sanktionen gegen Roman Abramowitsch treffen den FC Chelsea hart. Momentan weiß wohl niemand so genau, wie es mit dem Verein zukünftig weitergeht. Aktuell lässt sich die Mannschaft – zumindest sportlich – nicht von der Ungewissheit aus der Ruhe bringen und siegte auch gegen Newcastle United.
Es gibt einige Fußballfans, die machen es sich dieser Tage mal wieder sehr einfach. Zumindest diejenigen, welche in den sozialen Netzwerken den Chelsea FC betreffende Nachrichten mit dem Slogan „Fußball und Politik gehören getrennt“ kommentieren.
Leider ist das aus vielerlei Gründen nicht möglich. So gern der eine oder andere einfach nur den reinen Sport konsumieren möchte, findet der Fußball eben nicht in einem luftleeren Raum statt. Wenn die englische Regierung aufgrund des Angriffskrieges von Russland gegen die Ukraine also auch russische Oligarchen sanktioniert, ist es nur logisch, dass dies auch Konsequenzen für einen Verein hat, der einem solchen gehört.
Die Rede ist hier natürlich von Roman Abramowitsch, der mittlerweile der ehemalige Eigentümer des FC Chelsea ist. Die Sanktionen gegen den Oligarchen treffen den Verein hart; die Zukunft des Champions-League-Siegers ist ungewiss. Im Laufe der letzten Tage haben zudem noch der Hauptsponsor und weitere Werbepartner ihre Unterstützung eingestellt. Sogar über eine mögliche Insolvenz der Blues wird spekuliert.
Trainer Thomas Tuchel zeigte zuletzt Galgenhumor, als er bei Sky Sport sagte: „Solange wir genug Leiberl haben und solange der Bus vollgetankt ist, werden wir zu den Spielen antreten und wettbewerbsfähig sein.“ Es ist keine einfache Situation für Tuchel: Er muss eine Mannschaft zusammenhalten, während um ihn und seine Spieler herum alles auseinanderzubrechen scheint.
Wie Tuchel und sein Team zumindest sportlich mit der momentanen Lage umgehen, nötigt jedenfalls Respekt ab. Am vergangenen Donnerstagabend, dem Tag also, als die Sanktionen gegen Abramowitsch bekannt wurden, schlug Chelsea in der Premier League Norwich City mit 3:1. Und auch gegen das formstarke Newcastle United (fünf der letzten sechs Spiele gewonnen) siegten die Londoner am Sonntag mit 1:0.
Das Spiel war jedoch kein Leckerbissen. Chelsea hatte zwar über 70 Prozent Ballbesitz, entwickelte in der Offensive aber wenig Durchschlagskraft. Newcastle verteidigte diszipliniert und hatte zunächst sogar die besseren Torchancen. So prüfte Mittelfeldspieler Miguel Almiron zum Ende der ersten Hälfte Chelsea-Goalie Edouard Mendy per Weitschuss.
Über den Großteil der Spielzeit, rieben sich beide Mannschaften in Zweikämpfen auf. Chelseas Kai Havertz hatte gegen Ende der ersten Halbzeit Glück, dass er für einen Ellenbogenschlag gegen Dan Burn nur die Gelbe Karte sah. In der 58. Minute hätte es für Newcastle nach einem Foul von Trevoh Chalobah zudem Elfmeter geben können.
Chelsea brachte im Angriff zumeist nicht genug Schnelligkeit in ihre Abläufe, um sich Räume im dichten Abwehrnetz von Newcastle zu schaffen. Auch Laufwege in die Tiefe waren Mangelware. In der 76. Minute schaffte es Havertz einmal mit einem intelligenten Lauf hinter den Riegel der Magpies zu kommen, scheiterte aber mit einem Kopfball.
Diese Szene jedoch war dann quasi so etwas wie die Vorbereitung für die entscheidende Aktion des Spiels. In der 89. Minute schlug Chelseas Mittelfeldmotor Jorginho aus einer zunächst eher statischen Situation einen Traumpass in den Strafraum auf Havertz. Dieser schaffte es, den Ball mit Hilfe seiner offensichtlich überragenden Technik anzunehmen und mit dem zweiten Kontakt Goalie Martin Dubravka zu überwinden. Auch hässliche Spiele können eben wunderschöne Szenen hervorbringen.
Der 22-jährige Deutsche entwickelt sich immer mehr zu einem der besten Spieler in der Premier League. In der Nachspielzeit hätte Havertz fast noch seinen zweiten Treffer erzielt, scheiterte aber an Dubravka und der Stange (93.).
Aufgrund der höheren Spielanteile war es am Ende kein unverdienter Erfolg für Chelsea. Derzeit sind Siege für die Mannschaft wohl alternativlos, um weiter funktionieren zu können. Tuchel jedenfalls wirkte nach dem Spiel so, als wäre ihm eine Riesenlast von den Schultern gefallen.
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