Premier League: Eine Zwischenbilanz unserer Legionäre in England
England 23.März.2017 Werner Sonnleitner 0
Die internationalen Ligen verabschiedeten sich am Wochenende in die Länderspielpause. So auch die englische Premier League, wo sechs Österreicher unter Vertrag stehen. Vier davon werden dieser Tage ins ÖFB-Teamcamp einrücken. Wir werfen einen Blick auf die Insel und die Performance unseres Sextetts in den abgelaufenen Monaten. Drei Spieler sind Stützen ihrer Mannschaften, das andere Trio spielt derzeit nur eine Nebenrolle.
Sebastian Prödl (Watford)
Der Steirer spielt beim Tabellen-Vierzehnten eine starke Saison, war 26 Mal bzw. 2.189 Minuten im Einsatz. Der 29-Jährige ist die fixe Größe im Abwehrzentrum, sowohl in der der lange Zeit bevorzugten Dreier-, als auch in der nun präferierten Viererkette. Prödl bekam sieben Mal den gelben Karton gezeigt. Offensivhöhepunkt war das Tor beim Sieg gegen Everton. Als negativer Wermutstropfen wirft die Statistik auch schon fünf „Defensiv-Errors“ aus, zwei davon führten direkt zu einem Gegentor. Die Zweikampfquote liegt bei 45,45 % und ist damit für einen Mann auf seiner Position schwach, doch wenn man den gesamten Defensive-Score betrachtet – der sich aus eine Fülle an Parameter zusammensetzt und die gesamte Defensiv-Performance bewertet – dann sieht die Lage anders aus. Da kommt Prödl bei squawka.com auf den besten Wert der rotweißroten Premier-League-Kicker. Wobei die letzten drei Partien mit der Nummer fünf der Hornets verloren gingen und der Watford FC zuletzt in der Tabelle nach dem starken Saisonbeginn etwas abrutschte. Der Sieben-Punkte-Polster zur Abstiegszone sollte nicht überschätzt werden!
Alles in allem hat der 1,94 große Innenverteidiger den nächsten Karriereschritt erfolgreich absolviert und sich in der physisch harten Liga etabliert. Sein Vertrag läuft noch bis 2020, der mittelständische Verein passt allem Anschein nach perfekt für den 60-fachen österreichischen Teamspieler.
Marko Arnautovic (Stoke)
Der Linksfuß reist mit einer breiten Brust ins Team Camp. Fünf Ligatore, sowie ein Assist bei seinen 24 Einsätzen sind okay. Dazu produzierte der 60-fache Teamspieler schon 31 Tor-Chancen für die „Potters“. Jedoch viel wesentlicher als die nackten Statistik-Fakten: Die Formkurve zeigt nach einem durchwachsenen Start wieder deutlich nach oben. Middlesbrough zerlegte Arnautovic kürzlich im Alleingang. Nicht zuletzt deswegen ist auch das Abstiegsgespenst, das nach einem kapitalen Fehlstart im Herbst lange im Britannia sein Unwesen trieb, nun wieder vertrieben. Insgesamt spulte Arnautovic 2.011 Minuten in der Premier League für den Tabellen-Neunten ab.
Negativer Höhepunkt war ein kontroverser Platzverweis gegen Southampton, dazu sah der Wiener heuer schon achtmal Gelb. Sein Defensivverhalten wird zwar in Summe als „unterdurchschnittlich“ ausgewiesen, dafür ist aber die Offensiv – wenig überraschend – eine Waffe. Sein Vertrag läuft noch bis 2020, sieht man sich die Entwicklung des 27-Jährigen an, spricht auch nichts dagegen daran etwas zu ändern.
Daniel Bachmann (Stoke)
Für seinen Teamkollegen, den Neo-Teamspieler bzw. aktuellen U21-Goalie Daniel Bachmann führt bei den „Potters“ momentan kein Weg an Jack Butland und Shay Given vorbei. Dass Mark Hughes aber auf den 22-jährigen Österreicher setzen könnte, könnte man in die Tatsache interpretieren, dass der Keeper seit über einem Jahr beim Verein gehalten wird und bei den Profis mittrainiert (zuvor war er an Bury, Ross County und Wrexham quasi dauernd verliehen). Zu Einsätzen kommt er bisweilen aber nur hin und wieder in der B-Mannschaft. Dort spielte er fünfmal, kassierte dabei neun Tore. Im Sommer läuft der Vertrag aus, der Klub hat die Option auf ein weiteres Jahr. Ob der erstmals ins Team berufenen Keeper im hart umkämpften Premier-League-Torhütermarkt Fuß fassen wird, bleibt abzuwarten.
Kevin Wimmer (Tottenham)
Einsatzzeiten sind aktuell rar für den 24-Jährigen beim Tabellenzweiten! Nur deren fünf oder 357 PL-Minuten stehen bei Kevin Wimmer in dieser Saison zu Buche, gespickt mit immerhin mit drei gelben Karten. Zum Jahreswechsel gab es beim 4:1 gegen Watford durchwegs lobende Bewertungen für den Welser. Danach wurde er nach einem etwas unglücklichen Auftritt zur Halbzeit gegen Manchester City rausgenommen und erst knapp einen Monat später gegen Stoke kurz nach der Pause gebracht. Sonst gab es bislang keine Einsätze im neuen Jahr. Mit Jan Vertonghen und Toby Alderweireld ist das prominent besetzte Defensivzentrum der Londoner absolut gesetzt. Die für Tottenham weniger bedeutenden Bewerbe Liga-Cup und Europa-League sind schon vorbei, im Titelrennen und auf der Jagd nach FA-Cup-Glory wird Coach Mauricio Pochettino wohl an der eingespielten Hintermannschaft festhalten. Doch stehen im April für die Spurs sechs Premier League Spiele plus das prestigeträchtigen FA-Cup-Halbfinale im Wembley gegen Chelsea am Kalender. Da darf Wimmer wieder auf Rotation spekulieren und somit auf Einsatzzeit hoffen. Der Vertrag mit den Spurs läuft noch bis Sommer 2021.
Christian Fuchs (Leicester)
Während die vier vorher genannten Kollegen beim Nationalteam sind, darf sich der Linksverteidiger mit dem amtierenden Meister auf einen heißen April vorbereiten. Da heißt es dann in sechs Partien „sein oder nicht sein“ für den abstiegsbedrohten, nun aber wieder in der Spur befindlichen Titelverteidiger unter Neo-Coach Shakespeare. Garniert wird der Spielplan dazu noch mit zwei Champions-League-Viertelfinalspielen gegen Atletico Madrid.
Zur Bilanz des Burgenländers: Die Form stagnierte heuer und schwankte wie die seines Teams, von der Meister-Performance war auch der Linksverteidiger über lange Strecken meilenweit entfernt. Doch zuletzt haben sich Fuchs und die Foxes wieder stabilisiert, die Richtung zur Mission „Klassenerhalt“ stimmt wieder. Bei 27 Einsätzen war Fuchs 2.293 Minuten am Feld und hat dabei seine ersten beiden Premier-League-Tore erzielt. Dazu spielte er alle sieben bedeutenden Spiele in der Champions League durch (beim letzten Gruppenspiel gegen Porto wurde er wie viele seiner Kollegen geschont). Ein Assist steht in der Königsklasse und deren drei in der Liga zu Buche, dazu durchschnittlich pro Spiel eine Torchance kreiert, belegen weiterhin die Offensivfähigkeiten des Ex-Teamkapitäns. Für heurige Leicester-Verhältnisse ist die 73 % Passgenauigkeit (bei im Schnitt 21 Meter weiten Pässen) durchaus positiv heraus zu streichen. Die NFL-Gerüchte des Wahl-New-Yorkers sind nun wieder verstummt, im Oktober wurde sein Vertrag vorzeitig bis Juni 2019 verlängert. Sieht also momentan wieder alles danach aus, dass wir Christian Fuchs auch nächste Saison wieder in der Premier League sehen werden.
Alexander Manninger (Liverpool)
Der von den Reds als Backup verpflichtete 39-Jährige Salzburger saß im August viermal auf der Bank. Seit der Rückkehr von Loris Karius bringt der Routinier seine Expertise nur mehr am Trainingsplatz mit ein. Im Sommer könnte womöglich wieder ein neuer Tormann an die Anfield-Road geholt werden, ob Manningers Vertrag dann um ein weiteres Jahr verlängert wird, bleibt abzuwarten.
Morgen im zweiten Teil schauen wir uns die aktuellste Entwicklung unserer fünf rotweißroten Championship-Vertreter an. Bei denen ist die aktuelle Situation für die Meisten nicht einfach, nur einer ist dort momentan nach einem langen Karrieretief wieder im Wohlfühlmodus.
Werner Sonnleitner, abseits.at
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