Mehrere unerwartete Ergebnisse brachte die 19. Runde der englischen Premier League zum Jahresabschluss 2011 bzw. Jahresbeginn 2012. Manchester City und Manchester United verloren ihre... Premier League Review, 19. Runde | Blackburn und Aston Villa mit Sensationssiegen!

Mehrere unerwartete Ergebnisse brachte die 19. Runde der englischen Premier League zum Jahresabschluss 2011 bzw. Jahresbeginn 2012. Manchester City und Manchester United verloren ihre Spiele ebenso wie der Verfolger Chelsea FC, der schon die dritte Heimniederlage in dieser Saison einstecken musste. Liverpool arbeitet sich langsam an Platz 4 heran, der nunmehr von Arsenal eingenommen wird. In der unteren Tabellenhälfte dürfen Steve Kean und seine Blackburn Rovers fürs Erste durchatmen: Der 3-2 Sieg im Old Trafford besiegelte eine tolle Woche für den Klub, der aus zwei Auswärtsspielen in Liverpool und Manchester vier Punkte mit in den heimischen Ewood Park nehmen konnte. Paul Scharner hat sich den Jahresbeginn mit Sicherheit anders vorgestellt: Der Österreicher verschuldete den einzigen Treffer bei der Heimniederlage von West Brom gegen Everton, womit die Baggies von den Toffees in der Tabelle überholt wurden.

 

Liverpool FC 3-1 Newcastle United FC

Bellamy (30., 67.), Gerrard (78.); Agger (25., Eigentor)

Einen insgesamt verdienten Erfolg fuhr der Liverpool FC beim 3-1 an der heimischen Anfield Road über Newcastle ein. Liverpool investierte über die gesamte Spieldauer mehr, kam aber auch nur vereinzelt zu gefährlichen Möglichkeiten. Erst mit der Einwechslung von Kapitän Steven Gerrard gewann das Spiel der Reds an Kontur und Klasse; Gerrard blieb es auch vorbehalten, nach schöner Vorarbeit von Jordan Henderson den entscheidenden dritten Treffer zu markieren. Newcastle hatte grundlegende Probleme im Spielaufbau und konnte Topstürmer Demba Ba so gut wie gar nicht in Szene setzen; das Tor für die Magpies erzielte mit Liverpool-Innenverteidiger Daniel Agger bezeichnenderweise auch noch ein Gegner. Für Liverpool bleiben nach diesem Spiel einige positive Erkenntnisse: Stoßstürmer Andy Carroll wurde in Abwesenheit des gesperrten Luis Suarez ein wenig mehr als sonst in das Spiel der Reds eingebunden. Des Weiteren patzten bis auf Arsenal alle direkten Konkurrenten, der Kampf um den Champions League-Qualifikationsplatz 4 nimmt also an Intensität zu. Da kommt das Spiel bei Tabellenführer Manchester City am Dienstagabend gerade zur rechten Zeit.

 

Manchester United FC 2-3 Blackburn Rovers FC

Berbatov (52., 62.); Yakubu (16., Elfmeter, 51.), Hanley (80.)

Meister Manchester United hat sich im heimischen Old Trafford gegen das Schlusslicht aus Blackburn bis auf die Knochen blamiert. Die Rovers gewannen mit einer taktisch disziplinierten Leistung und etwas Glück mit 3-2, und profitierten dabei von der Arroganz von United-Coach Sir Alex Ferguson, der seine Mannschaft völlig falsch auf- und einstellte. In einem zeitweise hochspannenden Spiel lagen die Rovers nach rund 50 Minuten mit 2-0 in Führung, die von United, das in Halbzeit 2 zu einem Sturmlauf ansetzte, binnen 11 Minuten ausgeglichen werden konnte. Den Schlusspunkt setzte jedoch abermals Blackburn durch ein Kopfballtor von Hanley, dem ein haarsträubender Fehler von Torhüter David De Gea vorausgegangen war. Die Rovers präsentierten sich als Meister der Effizienz (drei Schüsse auf das Tor des Spaniers – drei Tore) und entführten nicht unverdient alle drei Punkte aus dem Theatre of dreams. Für die Red Devils war es da auch kein Trost, dass Dimitar Berbatov im dritten Spiel in Folge erneut traf (und nun bei sechs Treffern in etwa 200 Spielminuten hält), die Niederlage hatte sich der Meisterschaftsmitfavorit ausschließlich selbst zuzuschreiben.

 

Arsenal FC 1-0 Queens Park Rangers FC

Van Persie (60.)

Wenig zu melden hatte der Gast von der Loftus Road beim Arsenal FC. Mit seinem 35. Premier League-Tor in diesem Kalenderjahr verfehlte Robin Van Persie die 16 Jahre alte Bestmarke von Alan Shearer nur um einen einzigen Treffer. Allerdings hat Shearer seine 36 Treffer für Blackburn in 42 Spielen erzielt, Van Persie benötigte lediglich 36 Partien. Arsenal-Legende Thierry Henry sah (noch) von der Tribüne aus ein überlegen geführtes Spiel seines alten und wahrscheinlich neuen Klubs, die Chancenverwertung ließ allerdings sehr zu wünschen übrig. Gunners-Coach Arsene Wenger wird’s egal gewesen sein, mit diesem Sieg steht Arsenal vorerst auf Platz 4, was nach dem horrenden Saisonstart im August und September mehr als nur bemerkenswert ist.

 

Bolton Wanderers FC 1-1 Wolverhampton Wanderers FC

Ricketts (22.); Fletcher (49.)

Für die akut abstiegsgefährdeten Klubs aus Bolton und Wolverhampton war die Punkteteilung schlicht zu wenig. In einem Spiel, das dem Tabellenstand angemessen war, konnte keine Seite wirkliche Akzente setzen. In Bolton muss sich Owen Coyle fragen, in welchen Spielen er mit seinem Team letztendlich die notwendigen Punkte gegen den Abstieg holen will; zwar konnte das Duell mit Blackburn am 17. Spieltag noch gewonnen werden, eine am Papier einfachere Begegnung als jene zu Hause gegen die Wolves kann es allerdings kaum geben. Die Probleme bei den Trotters sind offensichtlich: Grundsätzlich herrscht ein Mangel an Qualität, kaum ein Spieler ist in Form und die Mannschaftsteile operieren mehr getrennt voneinander denn als Einheit. Einen wirklich herausragenden Akteur, an dem sich die Mannschaft aufrichten könnte, gibt es in Bolton auch nicht; Gary Cahill – der zudem, vorsichtig formuliert, eine unterdurchschnittliche Saison spielt – ist mit seinen Gedanken wohl schon bei einem Klub mit ganz anderen Ambitionen, der restliche Kader ist beliebig austauschbar.

 

Chelsea FC 1-3 Aston Villa FC

Drogba (23., Elfmeter); Ireland (28.), Petrov (83.), Bent (86.)

Die Probleme an der Stamford Bridge wurden auch beim Heimspiel gegen Aston Villa deutlich: Zwar verbucht die Mannschaft von Manager Villas-Boas in schöner Regelmäßigkeit eine teils eklatante Feldüberlegenheit, im Abschluss fehlt jedoch die Präzision, das Glück und teilweise auch die Qualität. Einmal mehr wurde dem Team zudem vorgeführt, dass das Personal für die von Villas-Boas gewünschte Spielweise nicht passend ist; wie in der jüngsten Vergangenheit fing sich Chelsea abermals Kontertore ein, da die viel zu hoch stehende Viererkette nicht unbedingt aus schnellen Verteidigern besteht. Zweifellos hatte Chelsea noch vor dem 1-2 durch Villa-Skipper Petrov Pech, als etwa Fernando Torres mit einem trockenen Schuss aus rund 20 Metern nur die Latte traf. Dennoch ist es für den neutralen Beobachter ungewöhnlich zu sehen, in welcher Regelmäßigkeit die Blues defensive Aussetzer fabrizieren. Schon drei Heimniederlagen und abermals drei Gegentore sprechen Bände bei einer Mannschaft, die einst jahrelang im heimischen Stadion ungeschlagen blieb und defensiv eine Bank war. Für die Fans der Villains sowie Trainer Alex McLeish war der Sieg hingegen Balsam auf die seit Wochen geschundene Seele. Der Schotte hat sich mit diesem Erfolg selbst ein wenig aus der Schusslinie genommen.

 

Norwich City FC 1-1 Fulham FC

Jackson (93.); Sa (7.)

Zwar brachte Zamora-Ersatz Orlando Sa Fulham mit seinem ersten Premier League-Treffer früh in Führung, die Cottagers waren zum Ärger von Martin Jol aber nicht in der Lage, trotz weiterer Möglichkeiten das Spiel nach Hause zu schaukeln. Norwich, das zuletzt eine Heimniederlage gegen Tottenham einstecken musste, gab sich nie auf und kam in Minute 93 wieder einmal per Kopf zum Ausgleich. Bereits vor dem Spiel war klar, dass beide Teams unabhängig vom Spielausgang zumindest vorerst im gesichterten Mittelfeld bleiben werden; von Fulham konnte man dies vor der Saison erwarten, bei Norwich wird einmal mehr deutlich, dass Paul Lambert sehr gute Arbeit leistet. Neben den spielerischen Stärken hat die Heimmannschaft nunmehr die meisten Kopfballtore der Liga erzielt – auch ein Verdienst des Sturmduos Grant Holt/Steve Morison, das eine exzellente Halbsaison gespielt hat. Wenn die Canaries ihre Abwehr noch stabilisieren, sollten sie nicht mehr in Gefahr laufen, in den Abstiegskampf verwickelt zu werden.
Martin Jols Truppe kann den Erwartungen in dieser Saison hingegen nicht gerecht werden. Personell betrachtet verfügt der Holländer über einen Kader, der zumindest um Platz 7 mitspielen müsste. Die Probleme im Angriff – besonders die (fehlende) Effizienz der Kreativspieler wie Dembele und Bryan Ruiz – sind jedoch bei nur 20 Toren in 19 Runden unübersehbar.

 

Stoke City FC 2-2 Wigan Athletic FC

Walters (77., Elfmeter), Jerome (84.); Moses (45.), Watson (87., Elfmeter)

Wigan Athletic hat sich für die 0-5 Pleite gegen Manchester United rehabilitiert und im Britannia Stadium einen Punkt erspielt. Die Gäste gestalteten das Spiel über weite Strecken zumindest ausgeglichen und führten durch ein wunderbar herausgespieltes Tor von Victor Moses bis zur 77. Minute mit 1-0. Ein von Kapitän Gary Caldwell verschuldeter Handelfmeter (der Schotte sah für das Handspiel knapp vor der Linie die rote Karte) führte zum Ausgleich, sieben Minuten später hatte Stoke das Spiel gedreht. Eine Ringeinlage von Shotton gegen Rodallega ermöglichte dem gerade eingewechselten Ben Watson mit seiner ersten Ballberührung vom Punkt aber doch noch den verdienten Ausgleich.
Allen Unkenrufen zum Trotz wehren sich die Latics auch in dieser Saison vehement gegen den Abstieg. Roberto Martinez behält seinen spielerischen Stil auch nach Niederlagen bei und wurde bei den Potters mit einem Punkt belohnt. Gegen Sunderland haben die Latics nun die Möglichkeit, mit einem Sieg seit längerer Zeit wieder auf einen Nicht-Abstiegsplatz zu springen.

 

Swansea City AFC 1-1 Tottenham Hotspurs FC

Sinclair (84.); Van der Vaart (44.)

Eine gute Halbzeit reichte den Tottenham Hotspurs im Liberty Stadium nicht, um die drei Punkte nach Nordlondon mitzunehmen. Der Führungstreffer durch Rafael Van der Vaart fiel etwas glücklich, war aber in Summe nicht unverdient. In der zweiten Hälfte vergaßen die Spurs dann zeitweise auf das Wesentliche und wurden von Swansea in die eigene Hälfte gedrückt. Der Ausgleich kam zwar bedingt durch ein Kommunikationsproblem zwischen Kaboul, Gallas und Friedel auf kuriose Art und Weise zustande, war aber die logische Folge der defensiven Passivität der Gäste. Während man bei den Walisern mit dem Punkt sehr gut leben kann, wird sich Tottenham-Manager Harry Redknapp mit Blick auf die Ergebnisse der Manchester-Teams über eine vergebene Chance geärgert haben. Vier Punkte aus zwei Auswärtsspielen über die Weihnachtsfeiertage sind für den Klub von der White Hart Lane dennoch mehr als nur akzeptabel.

 

West Bromwich Albion FC 0-1 Everton FC

Anichebe (87.)

Ein über weite Strecken unansehnliches Spiel präsentierten West Bromwich Albion und der Everton FC ihren Fans am Neujahrstag. Torchancen waren in The Hawthorns eher Mangelware, und wenn waren es eher die Gäste, die Gefährlichkeit andeuteten. West Brom brachte in 90 Minuten keinen einzigen Schuss auf den Kasten von Tim Howard zustande und wurde für die schwache Vorstellung am Ende auch noch bestraft: Ein entsetzlicher Aussetzer des Österreichers Paul Scharner, der den Ball nach einer eher harmlosen Flanke von der rechten Seite wieder in den eigenen Fünfmeterraum zurückköpfte, ermöglichte Victor Anichebe den einzigen Treffer des Tages. Everton springt mit diesem Sieg erstmals in dieser Saison auf einen einstelligen Tabellenplatz und hat noch ein Spiel weniger als die Konkurrenz ausgetragen. Bevor kommende Woche das Nachtragsspiel an der White Hart Lane gegen Tottenham am Programm steht, müssen die Toffees gegen den Nachbarn aus Bolton im heimischen Goodison Park jedoch am Mittwoch einen Pflichtsieg einfahren.

 

Sunderland AFC 1–0 Manchester City FC

Ji (93.)

Wie grausam Fußball sein kann, musste Leader Manchester City zum Abschluss der Hinrunde im Stadium of Light erfahren. Trotz eklatanter Feldüberlegenheit misslang es den Gästen, den Ball im Gehäuse von Sunderland-Keeper Mignolet unterzubringen. Coach Roberto Mancini hatte zwei Tage vor dem Aufeinandertreffen mit Liverpool die Stammkräfte David Silva und Sergio Agüero zunächst auf der Bank gelassen, musste sie allerdings in Halbzeit 2 bringen, da das Personal am Feld nicht die gewünschte Leistung zeigte. City schnürte Sunderland vor allem in Halbzeit 2 durchgehend ein, brachte die elf Mann starke Mauer jedoch nicht zu Fall. Der Gastgeber setzte immer wieder Nadelstiche und hätte durch Sessegnon eigentlich Mitte der zweiten Hälfte in Führung gehen müssen. Die vergebene Chance hätte sich am Ende beinahe gerächt, als Micah Richards in Minute 88 nur an die Latte köpfelte; bereits in Halbzeit 1 hatte auch Edin Dzeko nur Aluminium getroffen. Mit der letzten Aktion des Spiels brachte der Südkoreaner Ji City das Stadium of Light zum Überkochen, wobei der Treffer aufgrund einer Abseitsposition des Torschützen nicht zählen hätte dürfen. Dementsprechend bedient war Mancini nach dem Spiel; er hatte sich bereits zuvor über den seiner Meinung nach unfairen Spielplan beschwert, da City schon 50 Stunden später wieder antreten muss. Bei allem Verständnis für seine Aufregung über die knappe Ansetzung darf darauf verwiesen werden, dass der Italiener zum einen den größten Kader in der Liga zur Verfügung hat, und zum anderen sich im Gegensatz zur Konkurrenz nicht mit Verletzungen herumschlagen muss. Den Fehler sollte er dementsprechend eher bei seinen Spielern suchen, die sich nicht im Stande sahen, ein zwar gut organisiertes, aber ansonsten schwaches Sunderland zu bezwingen und somit den Ausrutscher von Manchester United nicht nutzen konnten.

 

Fazit des Spieltages

Wie Sir Alex Ferguson einst sagte: Football, bloody hell! Mit diesen Spielausgängen war vor dem Spieltag keinesfalls zu rechnen. Besonders die Niederlage von Manchester United gegen Blackburn kam sowohl für die Fans als auch für die Buchmacher völlig unerwartet, da überhaupt nichts auf einen Erfolg der Rovers hingedeutet hat. Seine eigene Mannschaft mag Ferguson den 70. Geburtstag am 31. Dezember vermiest haben, der Sieg von Martin O’Neills Sunderland gegen die Citizens am Tag darauf wird seine Laune aber zumindest marginal verbessert haben. Chelsea sucht weiterhin nach seiner Form: Den Terminus Konstanz können die Londoner in dieser Saison noch nicht für sich beanspruchen.
Im Abstiegskampf half das Unentschieden zwischen Bolton und den Wolverhampton Wanderers keiner der beiden Mannschaften richtig weiter. Wigan erkämpfte sich bei Stoke City einen wichtigen Punkt, während der Gewinner des Spieltages definitiv Steve Kean heißt: Von den eigenen Fans zuletzt ausgebuht, holte er mit seiner jungen Mannschaft in zwei schwierigen Auswärtsspielen vier Punkte und hat das rettende Ufer wieder in Sichtweite.

 

Tor des Spieltages

Jis 1-0 Siegtreffer in der Nachspielzeit gegen Manchester City: Ein wichtiger Sieg für Sunderland, aber vor allem ein an Dramatik kaum zu überbietender Schlusspunkt unter eine spannende und bisweilen eher einseitige Begegnung.

Starostyak

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