Premier-League-Start: Kevin Wimmers Aussichten bei den Spurs
England 8.August.2015 Werner Sonnleitner 1
Von Wels über Linz nach Köln und dann weiter auf die Insel nach London: Kevin Wimmers Profikarriere geht spektakulär weiter. Der 22-Jährige kehrte im Sommer der Bundesliga den Rücken und wagte den Sprung in die englische Metropole. Unter Peter Stöger schaffte der Innenverteidiger den großen Durchbruch bei den Geißböcken. Diesen Sommer hieß es dann aber Abschied nehmen von seinem Lehrmeister und Landsmann. Niemand geringerer als die Tottenham Hotspurs, eine der Topadressen in der englischen Premier League, lotsten den Innenverteidiger um satte sieben Millionen Euro an die White Hart Lane. Laut Vertrag soll er dort auch bis 2020 bleiben.
Die Sommervorbereitung der Spurs
Direkt nach Saisonschluss jettete die Mannschaft nach Australien und Malaysia um noch zwei Freundschaftsspiele auszutragen (2:1 gegen eine Malaysia-Auswahl, 1:0 gegen den FC Sydney). Im ersten offiziellen Test mit dem neuen Kader duellierte man sich vergangene Woche mit den MLS All Stars, Kevin Wimmer war beim 2:1-Sieg in der zweiten Halbzeit in der Innenverteidigung mit dabei.
Auf der Zielgeraden der Sommerpause folgten diese Woche zwei Testspiele im Rahmen des Audi Cups in München. Am Dienstag verlor man trotz ansprechender Leistung gegen Real Madrid mit 0:2. Tags darauf wurde der AC Milan mit 2:0 geschlagen, mehr dazu in der Spieleranalyse weiter unten.
Wimmer taten die letzten Wochen sicherlich gut, um sich schnellstmöglich an das neue Umfeld einzugewöhnen und sich nach dem Tapetenwechsel im prominent bestückten Kader der Spurs einfinden.
Geht’s für die Hotspurs wieder in die unbeliebte Europa League?
Toby Alderweireld ist der einzig große Name den die Nordlondoner diesen Sommer bislang verpflichteten. Der Defensivallrounder wechselte von Atletico Madrid bzw. Southampton (wohin er zuletzt verliehen wurde) an die Themse. Der etwas aufgeblähte Kader wurde rigoros ausgedünnt: Paulinho, Etienne Capoue, Benjamin Stambouli, Lewis Holtby, Younes Kaboul, Roberto Soldadao oder Brad Friedel werden nicht mehr im weißen Trikot an der White Hart Lane auflaufen. Ein weiterer Abgang ist aus österreichischer Sicht interessant: Der rumänische Innenverteidiger Vlad Chiriches wechselte letzte Woche in die Serie A zum SSC Neapel, somit ein Konkurrent weniger um den begehrten Posten im Abwehrzentrum für Kevin Wimmer.
Im Tor ist man mit Hugo Lloris top aufgestellt. Geht’s nach vorne, setzt man auf flinke Spieler und ein schnelles Überbrücken der gegnerischen Reihen. Das Angriffsspiel wurde in der Vorsaison von Harry Kane und dem Mittelfeldstrategen Christian Eriksen dominiert. Wie schon in den letzten Jahren, warten die Spurs in der zweiten Reihe auf einen Ausrutscher der üblichen Verdächtigen, wenn es um die Champions-League-Plätze geht. Für die Top 4 wird es wohl nur dann reichen, wenn man zur Stelle ist, wenn einer der ganz großen aus Manchester oder London patzen sollte. Ansonsten bleibt wohl bestenfalls wieder nur einer der unbeliebten Europa-League-Plätze als Trostpflaster.
Was bringt die Saison für Kevin Wimmer?
Von der LASK-Jugend bzw. den Profis ging es vor drei Jahren zum damaligen deutschen Zweitligisten aus Köln. Dort sicherte sich der 1,87 Meter große Innenverteidiger trotz seiner jungen Jahre in seiner zweiten Saison sein Stammleiberl und trug maßgeblich zum Aufstieg mit bei. Auch in der Bundesliga war der junge Welser gesetzt, stand er in unglaublichen 32 von 34 Begegnungen über 90 Minuten am Platz! So explodierte auch sein Marktwert, die Kölner überwiesen damals noch bescheidene 250.000 Euro nach Linz, Tottenham ließ sich seine Dienste nun ganze sieben Millionen kosten!
Seine Wohnung hat er im Nordosten der Metropole bezogen, keine zehn Minuten vom Trainingsgelände entfernt. Direkt nach dem ersten Training bei seinem neuen Verein, musste oder besser gesagt durfte er gleich vors Mikrofon des klubeigenen TV-Senders.
Bei Coach Mauricio Pochettino ist das Talent auf jeden Fall in guten Händen. Der Argentinier ist für sein Faible für junge Spieler bekannt, die er formen und weiter entwickeln will. Das Durchschnittsalter im Kader liegt bei 24,5 Jahren, dazu entfalteten sich ein Kane (22), ein Eriksen (23) oder ein Lamela (23) unter dem Taktikfuchs prächtig. Der Welser ist beim Tottenham-Management als langfristige Lösung in der Innenverteidigung angedacht. Den Stellenwert, den die Neuverpflichtung bei den Spurs besitzt, bewies unter andere die Tatsache, dass der Coach Wimmer sogar im Urlaub zu sich nach Barcelona zu einem Kennenlernen-Essen einlud.
Aktuell sind mit Jan Vertonghen, Frederico Fazio und Eric Dier, drei weitere gelernte Innenverteidiger in der engeren Auswahl um die Plätze im Abwehrzentrum. Auch Außenverteidiger Toby Alderweired gilt als weitere Option, der gegen Real diese Position auch einnahm.
Bei den beiden Spielen in dieser Woche, die innerhalb von 24 Stunden stattfanden, wurde naturgemäß kräftig rotiert. Wimmer stand gegen Real Madrid in der Startelf, machte da einen soliden, wenn auch nicht spektakulären Job gegen die Königlichen. Vor allem Jesé bereitete etwas Probleme, ein Modric-Schuss wäre beinahe unglücklich ins eigene Tor abgefälscht worden. Beim Gegentreffer durch James ließ sich der Welser aber nichts zu Schulden kommen.
Beim zweiten Match, dem Sieg gegen den AC Milan, begann Fazio neben dem wohl gesetzten Vertonghen im Abwehrzentrum. Wimmer kam zur Pause, hielt der Schlussoffensive der Rossoneris stand. So hatte der Oberösterreicher seinen Anteil, dass die Null hinten stand, generell machte er einen positiven Eindruck.
Ob der 22-Jährige dann auch beim Saisonstart am Sonntag im Old Trafford einlaufen wird, bleibt abzuwarten. Spätestens in den Pokalspielen bzw. in der Europa League wird wieder munter rotiert werden, wo dann auch die zweite Reihe zum Zug kommen wird. Mit ansprechenden Leistungen kann sich der Musterprofi aber auch schnell in der Hintermannschaft der Hotspurs festbeißen. An der Motivation wird es bestimmt nicht scheitern, bleibt doch auch die Nationalmannschaft und die damit verbundene mögliche EM-Teilnahme nächsten Sommer das zweite große Ziel für Kevin Wimmer.
Werner Sonnleitner, www.abseits.at
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