Dass Ralph Hasenhüttl immer noch auf der Bank des FC Southampton sitzt gleicht einer Art Wunder. Denn nach einem derartigen Negativlauf, wie in der... Ralph Hasenhüttl: Ein unwahrscheinlicher Turnaround

Dass Ralph Hasenhüttl immer noch auf der Bank des FC Southampton sitzt gleicht einer Art Wunder. Denn nach einem derartigen Negativlauf, wie in der Verein im Herbst 2019 erlebte, wären die meisten Trainer längst vor die Tür gesetzt worden. Die Saints jedoch hielten an Hasenhüttl fest, und auch der verlor nicht das Vertrauen in seine Arbeit. Genau das scheint sich nun auszuzahlen.

0:9 verlor der FC Southampton Ende Oktober gegen Leicester City. Nicht viele Klubs halten nach einem solch desaströsen Ergebnis an ihrem Trainer fest. Ralph Hasenhüttl jedoch durfte weiterarbeiten.

Eine Entscheidung, die sich auszuzahlen scheint: Seit dem Debakel gegen die Foxes kassierte Southampton nur 14 Gegentore in zwölf Spielen und holte seit Ende Dezember aus fünf Partien 13 Punkte, schlug dabei unter anderem Chelsea und Tottenham.

Ein Grund für die neugefundene Stabilität ist sicher die Umstellung von der Dreier- auf die Viererkette. Wie Hasenhüttl gegenüber dem Guardian sagte, hätte er nach dem 0:9 seine Arbeitsweise auf den Prüfstand gestellt und wäre zu dem Schluss gekommen, auf dem falschen Weg gewesen zu sein.

Nun ist das nach einem derartigen Ergebnis durchaus angebracht und sicher nichts Ungewöhnliches. Die eigentliche Sensation ist jedoch, das Hasenhüttl den Turnaround tatsächlich geschafft hat. Vor allem wenn man bedenkt, dass seine Mannschaft nach Leicester auch die nächsten drei Pflichtspiele verlor.

Nach den ungeschriebenen Gesetzen der Branche ist ein Trainer danach eigentlich erledigt – entweder er wird entlassen oder tritt selbst zurück. Offensichtlich erreichte Hasenhüttl die Mannschaft nicht mehr, was die Ergebnisse eindeutig zu beweisen schienen.

„Über einen Rücktritt habe ich nie nachgedacht“, erzählte Hasenhüttl im Guardian. „Ich wollte zeigen, dass ich noch nicht am Ende meiner Ideen angelangt bin. Ich wollte zeigen, dass ich die Wende schaffen kann“, so der 52-Jährige weiter. Auch Seitens der Klubführung habe Hasenhüttl immer Vertrauen gespürt.

Doch das alles ist auf Dauer irrelevant, wenn die Spieler nicht mitziehen, den Glauben an Trainer und System verlieren. Laut Hasenhüttl machte es im letzten Monat bei seiner Mannschaft Klick: „Jeder Spieler ist absolut überzeugt von unserer Spielweise.“

Als ultimative Mentalitätsprobe wartete am letzten Samstag dann das Rückspiel gegen Leicester. Das Team bestand diese mit Bravour und besiegte den Tabellenzweiten in deren eigenen Stadion mit 2:1. „Wir haben viel in das Spiel gegen den Ball investiert“, gab Hasenhüttl nach dem Spiel zu Protokoll. Seine Spieler hätten auf dem Platz alles gegeben.

Dabei hätte alles auch furchtbar schiefgehen können, lag Southampton durch ein Tor von Dennis Praet doch bereits in der 13. Minute mit 0:1 im Rückstand. „Mental war das sicher keine einfache Situation“, so der gebürtige Grazer, „aber wir haben sofort versucht, sie weiter unter Druck zu setzen und Chancen zu kreieren.“

Nur fünf Minuten später erzielte Stuart Armstrong dann auch den Ausgleich; Stürmer Danny Ings traf zusätzlich zweimal das Aluminium. In der 82. Minute zeigte sich jener Ings aber zielstrebiger und besorgte den Siegtreffer. Die Tore des Ex-Liverpoolers sind ein weiterer Grund dafür, dass Southampton mittlerweile auf Rang zwölf der Tabelle steht – 14 Mal netzte Ings bislang ein.

Am Ende des Spiels freute sich Hasenhüttl vor allem darüber, dass seine Mannschaft auf 16 Abschlüsse kam. „Das ist das beste Zeichen dafür, wie gut wir heute gespielt haben und wie großartig die Reaktion meiner Spieler war.“

An Rache habe Hasenhüttl im Vorfeld der Begegnung nie gedacht. Vielmehr sei er mittlerweile „dankbar für dieses 0:9. Ich habe immer gesagt, wie wollen ihnen und uns beweisen, dass wir es besser können.“

Es fällt schwer für Hasenhüttl und Southampton nicht zumindest ein wenig Sympathie aufzubringen. Die Entscheidung, am Trainer festzuhalten, obwohl eigentlich alles dagegen sprach, ist dabei ein echtes Statement. Ein Statement in dem Sinne, als dass es auch andere Wege gibt, um mit schwierigen Situationen umzugehen; nicht immer muss der Trainer entlassen werden. Manchmal kann es eben helfen, etwas Vertrauen und Geduld aufzubringen.