Nach dem 0:1 gegen den FC Bayern München ist Manchester United sang- und klanglos aus der Champions League ausgeschieden. Und nicht nur das: Als... Red Devils stehen vor einer Generalüberholung

Nach dem 0:1 gegen den FC Bayern München ist Manchester United sang- und klanglos aus der Champions League ausgeschieden. Und nicht nur das: Als Gruppenletzter schaffte man nicht einmal den Einzug in die Europa League. Zudem belegt das Team in der Premier League nur Rang 6, 10 Punkte hinter Leader Liverpool. Und auch im Pokal ist man nach einer 0:3-Pleite gegen Newcastle ausgeschieden. Dazu kommt noch eine komplett verpatzte Transferpolitik. Erik ten Hag ist angezählt und seine Ablöse ist nur eine Frage der Zeit. Selbiges gilt für Sportdirektor John Murtough. Warum im Old Trafford kein Stein auf dem anderen bleiben wird und darf, will man wieder zu Europas Elite gehören.

Red Devils am Tiefpunkt

Es war schon ein desolater Auftritt, den Manchester United gegen den FC Bayern München am Dienstag hinlegte. Keine nennenswerte Torchance, fehlende Kreativität und kein Mut nach vorne. Manchester United war meist mit elf Mann tief in der eigenen Hälfte positioniert und agierte mutlos. Hätten die Bayern einen Gang zugelegt, sie hätten weitaus höher gewonnen. In einem Spiel, das eigentlich die Red Devils hätten gewinnen müssen.

Ein weiterer glanzloser Auftritt. Nach der Klatsche gegen Bournemouth in der Liga sowie zahlreichen anderen Spielen. in denen die Red Devils dieses Jahr keinerlei Chance hatten, man denke an das schmeichelhafte 0:1 gegen Newcastle, in dem man nur ein einziges Mal aufs Tor schoss, das 0:2 gegen Tottenham, das 0:3 gegen Manchester City, das 1:3 gegen Arsenal und ebenso das 1:3 gegen Brighton, befindet sich das Team aus dem Old Trafford nun endgültig am Tiefpunkt. Vom 2:3 und 3:4 gegen Galatasaray und Kopenhagen ganz abgesehen, Manchester United hat gegen starke Gegner keine Chance. Und nicht nur das: Auch gegen kleinere Mannschaften gewinnt man oft mit Glück und ohne spielerisch zu glänzen. Auf den Punkt gebracht: Erik ten Hags United ist spielerisch ins Mittelmaß abgerutscht, trotz immenser Investitionen am Transfermarkt.

Warum ist ten Hag noch im Amt?

Darum ranken sich zahlreiche Gerüchte.

Fakt dürfte aber sein, dass der noch nicht abgeschlossene Übernahmeprozess daran schuld sein dürfte. Sir Jim Ratcliffe wird einen Anteil von 25% bei Manchester United um kolportierte 1,5 Milliarden Euro erwerben und zudem Einfluss auf die sportliche Leitung erhalten. Dieser Deal soll bereits unter Dach und Fach sein, was fehlt ist die öffentliche Kundmachung. Die Auswahl des neuen Trainers würde dann schon Ratcliffe und seinem Team, dem auch Sir David Brailsford angehören wird, obliegen.

Ein weiterer Grund, der dafür sorgen könnte, warum ten Hag noch im Amt ist, ist der Mangel an Alternativen. Derzeit sind nur wenige Trainer verfügbar, die das Kaliber haben Manchester United zu alten Erfolgen zu führen.

Mögliche (derzeit vereinslose) Nachfolgekandidaten

Hierin zeigt sich eines der großen Probleme von Manchester United. Betrachtet man den Pool an vereinslosen und damit verfügbaren Trainern, dann zeigt sich schnell wie gering die Auswahl am freien Trainermarkt derzeit ist.

Zinedine Zidane

Der Franzose wird bei quasi jedem Spitzenjob in die Verlosung geworfen. Dass das Interesse des dreimaligen Champions-League-Siegers und zweifachen Meisters mit Real Madrid am Job im Old Trafford gering sein dürfte, versteht sich von selbst. Zidane hat bereits mehrmals Jobangebote im Vereinsfußball abgelehnt und möchte nach eigener Aussage Trainer der Equipe Tricolore werden.

Antonio Conte

Schwer vorstellbar, dass der Italiener in Manchester anheuert. Conte hat zwar Premier-League-Erfahrung auf Grund seiner Stationen bei Chelsea und Tottenham. Den Fans der Red Devils aber einen defensivorientierten Coach vorzusetzen, wird für großen Unmut sorgen. Denn wenn man in Manchester eines hat, dann ist es genug von tor- und chancenarmen Partien.

Graham Potter

Dem Vernehmen nach der Wunschkandidat von Sir Jim Ratcliffe. Potter, erfolglos bei Chelsea und nach nur sieben Monaten und 31 Spielen aus seinem Mehrjahresvertrag entlassen, wäre sicherlich auch kein Wunschkandidat der Fans, denn auch er gilt als defensivorientiert. Zwar konnte Potter mit Brighton große Erfolge feiern – die Mannschaft wurde aber bekanntlich unter Roberto de Zerbi noch stärker – bei Chelsea konnte er aber nicht überzeugen. Ob jemand, der bei einem der großen Klubs so kläglich gescheitert ist, der richtige Mann für den Umbruch bei den Red Devils ist, ist fraglich. Und ob man den Fans verkaufen kann, mit jemandem, der nach seinem Chelsea-Debakel noch immer gebrandmarkt ist, als Aushängeschild in eine neue Ära zu starten, sei dahingestellt. Was man Potter ab zugutehalten muss, ist, dass seine Nachfolger Frank Lampard und Mauricio Pochettino keine bessere Bilanz bei den Blues verbuchen können. An der Qualität von Potter besteht trotz aller Bedenken aber kein Zweifel.

Laurent Blanc

Der ehemalige Abwehrchef von Manchester United gewann mit Paris Saint Germain vier Mal die Ligue 1. Zuletzt trainierte er für knapp ein Jahr Olympique Lyon – der Klub belegt derzeit Platz 18 der Tabelle. Ein Bewerbungsschreiben sieht anders aus, aber seine Verbindungen zu Manchester United könnten hilfreich sein ebenso wie das Faktum, dass er mit einem Topklub bereits mehrere Meistertitel eingefahren hat.

Alternativkandidat Kieran McKenna

An einem Namen wird man in Manchester nicht vorbeikommen: Kieran McKenna. Der Nordire war von 2016-2021 bei Manchester United in unterschiedlichen Rollen tätig, zuletzt als Co-Trainer, und sorgt seit seinem Abgang im Zuge der Ernennung von Erik ten Hag zum neuen Coach, mit Ipswich Town für Furore.

McKenna gelang in der Saison 22/23 mit Ipswich Town der Aufstieg aus der dritten in die zweite englische Liga. In der aktuellen Saison belegt er in Englands zweithöchster Spielklasse Platz 2 hinter Plymouth Argyle.

Die Bestellung von McKenna würde dafür sorgen, dass ein junger Trainer, der den Verein in- und auswendig kennt, einen Umbruch einleiten könnte. Den Respekt der Fans hat McKenna und er gilt als Trainer, der gerne mit jungen Spielern arbeitet. Ob man sich im Old Trafford diesen Schritt traut, ist eine andere Frage. Es wäre aber wohl der richtige.

Steht der Klub aus dem Old Trafford vor einem Komplettumbau?

Zweifelsfrei: Ja. Der Einstieg von Jim Ratcliffe steht unmittelbar bevor und so wird wohl kein Stein auf dem anderen bleiben.

Umbau des Stadions, neuer Sportdirektor, neuer CEO, Fokus auf die Akademie. Vieles ist bereits durchgesickert und es deutet einiges darauf hin, dass Manchester United quasi generalüberholt wird. Denn eines ist klar: Im Old Trafford muss nun all das aufgeholt werden, was die letzten Jahre verschlafen wurde.

Und: Manchester United wird, was das Personal betrifft, wieder britischer. Paul Mitchell soll eine führende Rolle bei Manchester United unter Sir Jim Ratcliffe erhalten. Gerüchten zufolge soll er Sportdirektor werden und den eher glücklosen John Murtough ersetzen. Der Engländer diente bei Southampton, Tottenham, Brügge, hatte zahlreiche Posten im Red-Bull-Scoutingbereich inne und formte in seiner letzten Station AS Monaco. Mitchell gilt als absoluter Fachmann in Sachen Transfers.

Ebenso bei Manchester United an Bord gehen soll Jean-Claude Blanc, ehemaliger CEO von Juventus Turin und Paris Saint-Germain. Er soll in eben dieser Position Richard Arnold ersetzen, der erst kürzlich zurückgetreten ist. Harvard-Absolvent Blanc gilt als Fachmann im Bereich Finanzen und Wirtschaft.

Bei Manchester United wird wohl kein Stein auf dem anderen bleiben. Das gilt auch für die Trainerposition. Stand heute wird wohl mit einer Bestellung von Graham Potter zu rechnen sein. Dass er der Wunschkandidat von Jim Ratcliffe ist, gilt, qua übereinstimmender Medienberichte, als gesichert.

Fazit

Will Manchester United in Zukunft in England und Europa wieder für Furore sorgen, muss der Umbruch eingeleitet werden. Eine Saison wie diese, die ohnehin schon als gegen die Wand gefahren zu betrachten ist, bietet sich für dieses schwierige Unterfangen aber an.

Patrick Stummer, abseits.at

Patrick Stummer