Spielbestimmend, aber anfällig für Konter: Manchester United erreicht bei WBA nur ein Remis
England 21.Oktober.2014 Martin Roithner 0
Englands Rekordmeister Manchester United bleibt in der laufenden Saison weiter ohne Auswärtssieg. Die Red Devils teilten am Montagabend zum Abschluss der achten Premier-League-Runde trotz spielerischer Überlegenheit mit West Bromwich Albion die Punkte. Dabei konnten die cleveren Hausherren den Gästen aus Manchester mit gezielten Nadelstichen und intelligenten Angriffen ein Unentschieden abtrotzen. Mit diesem Punktgewinn findet sich das Team von Louis van Gaal auf dem sechsten Tabellenplatz wieder, in den nächsten Wochen stehen allerdings einige echte Härtetests auf dem Programm.
Manchester United mit veränderter Startelf, West Brom setzt auf Stabilität
Aufgrund der noch immer andauernden Rotsperre seines Kapitäns Wayne Rooney war van Gaal gezwungen, seine Startelf umzubauen. Juan Mata nahm die Position Rooneys im offensiven Mittelfeldzentrum ein, an den Flanken wurde er dabei von Angel di Maria und Adnan Januzaj unterstützt. Dahinter sicherten die beiden defensiv ausgerichteten Akteure Ander Herrera und Daley Blind ab, davor stürmte Robin van Persie als Solospitze. Phil Jones kehrte in die Innenverteidigung als Partner von Marcos Rojo zurück, außen spielten Rafael und Luke Shaw. Somit trat United in einem in dieser Saison noch kaum gesehenen 4-2-3-1-System auf. Normalerweise vertraute der niederländische Coach stets auf zwei nominelle Angreifer, doch der Kolumbianer Radamel Falcao hatte nach Angaben van Gaals noch mit einem Jetlag von der Länderspielreise zu kämpfen.
West Broms Trainer Alan Irvine schenkte seiner nominell stärksten Elf das Vertrauen und bot wie sein Gegenüber ebenfalls ein 4-2-3-1 auf. Die Innenverteidigung bildeten Joleon Lescott und Craig Dawson, an den Außenbahnen verteidigten Sebastien Pocognoli und Andre Wisdom. James Morrison und Craig Gardner agierten auf der Position des Sechsers, über die Flanken kamen links Kapitän Chris Brunt und rechts Graham Dorrans. Für die Tore sollten Stephane Sessegnon in der Spielmacherrolle und Stürmer Saido Berahino sorgen. Im Tor musste Irvine umstellen, Boaz Myhill stand als Ersatz für den im Training verletzten Stammkeeper Ben Foster zwischen den Pfosten.
Blitzstart der Hausherren wirft Manchesters Taktik über den Haufen
Anders als in den letzten beiden Ligaspielen, die Manchester United zuhause für sich entscheiden konnte, diktierten beim Gastspiel bei West Brom die Baggies von Beginn an das Geschehen. Beinahe überfallsartig starteten sie in die Partie, setzten den Gegner früh unter Druck und belohnten sich dafür schon in der achten Spielminute: Ein weiter Abschlag von Torhüter Myhill, Linksverteidiger Shaw verlor im Mittelfeld den Zweikampf und machte dadurch Weg und Platz frei für West Broms Wisdom. Sessegnon verwertete das Zuspiel ins Zentrum ideal und vollendete sehenswert ins rechte obere Eck zur Führung.
Bei diesem Treffer offenbarten sich die defensiven Schwächen der Red Devils, die sich wie ein roter Faden durch die bisherige Spielzeit ziehen: Assistgeber Wisdom wurde bei seinem Lauf zwar von drei roten Gegenspielern begleitet, weder di Maria noch Blind oder Shaw waren jedoch nahe genug am Mann, um den Rechtsverteidiger der Hausherren eventuell nach außen zu drängen oder ihn zum Ballverlust zu zwingen. Ein weiterer taktischer Fehler entstand im Abwehrzentrum. Obwohl sie in einer 3-zu-2 Überzahlsituation waren, standen die beiden Innenverteidiger und auch der eingerückte Rechtsverteidiger Rafael nicht nahe genug an Sessegnon und Berahino. Ersterer schloss mit seinen hervorragenden technischen Qualitäten sofort ab, bestrafte somit die Passivität in Uniteds Hintermannschaft gleich in der Anfangsphase.
Von diesem Zeitpunkt weg kontrollierten die Hausherren das Geschehen auf dem Rasen, ohne auch nur ansatzweise etwas für das Spiel tun zu müssen. Manchester wirkte ohne Rooney und Falcao in der Offensive ideenlos, oft operierten sie mit langen Bällen auf die alleinige Sturmspitze van Persie. Mata hing ebenso in der Luft wie Januzaj, einzig di Maria vermochte über seine linke Seite gefährliche Akzente zu setzen. Trotz deutlichen Ballbesitzes schien das Spiel des Favoriten lethargisch und uninspiriert, von überraschenden Momenten ganz zu schweigen. Die in der Spielanordnung gut gestaffelten Baggies überließen den Gästen vorwiegend den Ball, sorgten ihrerseits bei Kontern teilweise für Gefahr. Die flinken Offensivspieler Berahino und Sessegnon kombinierten gut, agierten manchmal sogar als Doppelspitze, um dem Spiel ihrer Mannschaft mehr Breite zu geben. Zwingende Torchancen blieben allerdings auf beiden Seiten Mangelware, zur Pause blieb es daher beim knappen 1:0.
Uniteds ‚Joker‘ sticht sofort, West Brom hat die passende Antwort
Zu Beginn der zweiten Halbzeit bewies van Gaal mit der Einwechslung Marouane Fellainis anstelle des blass gebliebenen Ander Herrera ein goldenes Händchen. Nicht einmal drei Minuten war der Belgier am Platz, als er für den Ausgleich verantwortlich zeichnete. Flanke von di Maria, Annahme mit der Brust, kurze Drehung und unhaltbarer Schuss unter die Latte – der Treffer verdiente das Prädikat sehenswert. Obwohl die Abwehr West Broms in dieser Situation gut stand und auch eng am Mann verteidigte, kam Fellaini aufgrund seiner Körpergröße zum Ball. Im Zweikampf mit Innenverteidiger Lescott bewies er Stärke, auch Landsmann Pocognoli konnte den guten Schuss nicht verhindern. Die Baggies reklamierten ein Foul von Fellaini, den leichten Schubser gegen Lescott wertete Schiedsrichter Mike Dean jedoch nicht als Regelverstoß.
Nach dem Ausgleich versuchte Manchester United sofort nachzusetzen – immer wieder kamen die langen Bälle dabei auf den eben eingewechselten Torschützen, der der Verteidigung der Hausherren mit seiner körperlichen Präsenz grobe Schwierigkeiten bereitete. Blind blieb alleine im defensiven Mittelfeld, während sich Fellaini vor allem bei Standardsituationen neben Robin van Persie als eine Art zweiter Stürmer positionierte. Anders als in Durchgang eins kam West Brom mit dem spielerischen Druck der Gäste kaum zurecht, auch Entlastungsangriffe gelangen keine mehr.
Doch in der 66. Spielminute durften die Fans im „The Hawthorns“ erneut über einen Treffer ihrer Baggies jubeln. Eine schöne Kombination über mehrere Stationen inklusive idealem Pass in die Tiefe von Kapitän Chris Brunt verwertete Saido Berahino zur neuerlichen Führung. In der Entstehung zu diesem Tor presste Uniteds Jones hoch und setzte Sessegnon unter Bedrängnis, der jedoch mit Brunt problemlos den Doppelpass spielte. Durch das Attackieren des Innenverteidigers entstand eine Lücke in der Defensive, in die ein Stürmer problemlos hineinsprinten konnte. Auch Außenverteidiger Rafael sah alles andere als gut aus, er orientierte sich nach außen anstatt den frei gewordenen Raum in der Mitte abzusichern. Aufgrund seines schlechten Positionsspiels kam er Berahino im Laufduell nicht nach und konnte nur zusehen, wie Englands U21-Teamspieler zu seinem sechsten Saisontreffer einnetzte.
Blind rettet den Gästen spät einen Zähler
Dass es für das Starensemble aus Manchester am Ende doch noch zu einem Punktgewinn reichte, hatten sie ihrem eigentlich defensivsten Mittelfeldakteur Daley Blind zu verdanken. Vier Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit traf der Niederländer aus gut 20 Metern Torentfernung ins linke untere Eck und bewahrte sein Team damit vor einer weiteren Auswärtsniederlage. West Brom verteidigte in dieser Phase der Partie bereits tief und war nur darauf bedacht, den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten. Rafaels Hereingabe von der rechten Seite klärte Lescott zu kurz, Blind schloss überlegt und mit viel Gefühl ab. Die Raumaufteilung der Baggies war in dieser Szene katastrophal, die Viererkette stand viel zu weit hinten, die defensiven Mittelfeldspieler ließen einen zu großen Abstand zu ihren Hinterleuten. Auch der eingewechselte Mulumbu erkannte die drohende Gefahr zu spät und verlor den Torschützen ob seines schlechten Stellungsspiels aus den Augen.
Van Gaal muss sich etwas überlegen
Trotzdem will es auswärts für die Red Devils einfach nicht klappen: Im vierten Saisonspiel in der Fremde gelang erst der dritte Punkt. Die Gegner waren mit den beiden Aufsteigern Burnley und Leicester sowie Sunderland und West Bromwich keine wirklichen Kapazunder. Und obwohl Kapitän Rooney als Leader schmerzlich vermisst wurde, hapert es beim Rekordmeister am anderen Ende des Feldes. Die Defensive ist alles andere als sattelfest, in acht Partien spielte man erst zwei Mal zu Null. Dazu kommt, dass die Schwächen bereits von vermeintlich kleinen Teams wie den Baggies gnadenlos aufgedeckt werden. Die Mannschaft von Alan Irvine spielte keineswegs druckvoll oder spektakulär, sie wusste jedoch genau um ihre Möglichkeiten im Konterspiel. Bei beiden Treffer ließ sich die Hintermannschaft von Manchester überrumpeln und offerierte dem Gegner zu viel Platz.
United hingegen hat zwar in der Offensive herausragende Qualitäten, jedoch ist das Zusammenspiel der einzelnen Mannschaftsteile noch ziemlich ausbaufähig. In diesem Punkt wird Louis van Gaal gefordert sein, aus den vielen guten Einzelspielern ein fähiges Mannschaftsgefüge zu formen. Auch das passende Spielsystem scheint der Coach noch nicht gefunden zu haben, das zu Saisonbeginn probierte 3-5-2 wurde später zu einem 4-3-1-2 – nun spielt man im 4-2-3-1. Die kommenden Spiele werden für Manchester United richtungsweisend: Nächsten Sonntag gastiert Spitzenreiter Chelsea im Old Trafford, nur eine Woche später steht auswärts das Derby beim zweitplatzierten Stadtrivalen City an. Man darf gespannt sein, ob dieses Team den aktuell besten Mannschaften der Premier League Paroli bieten kann.
(Grafiken aus der Samsung Kick App)
Martin Roithner, abseits.at
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Martin Roithner
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