Teurer als Firmino – und Rapid schneidet bei Joelinton-Transfer mit…
England 24.Juli.2019 Daniel Mandl 0
Er kostet 45 Millionen Euro, ist damit teurer als Roberto Firmino und Hoffenheims Rekordtransfer. Vor etwas mehr als einem Jahr kickte Joelinton Cassio Apolinário de Lira noch in Wien-Hütteldorf.
Der „Kicker“ berichtet von 45 Millionen Euro Grundablöse und weiteren acht Millionen Euro an Boni, die im Laufe der kommenden Saison schlagend werden können. Joelinton wechselt um eine Fabelsumme zu Newcastle United und ist damit der mit Abstand teuerste Transfer, mit dem Rapid jemals etwas zu tun hatte.
Rapid mit 450.000 Euro dabei
Der mittlerweile 22-jährige Brasilianer kickte schließlich zwei Jahre für die Grün-Weißen, erzielte 21 Tore und 9 Assists in 79 Partien. Kaufen konnte Rapid Joelinton nie, weil die vom damaligen Sportchef Andreas Müller ausgehandelte Kaufoption zwar marktüblich, aber für Rapid unleistbar gewesen wäre. Rapid ist nun dank des Solidaritätsbetrags mit einem Prozent an der Ablöse beteiligt, erhält fast eine halbe Million Euro. Wegen einer Klausel hätten es bis Ende Juni noch bis zu vier Millionen Euro sein können, aber Joelinton verletzte und der Transfer verzögert sich.
Bewunderer und Kritiker in Wien
Angesichts des jüngsten Transfers ist es eigentlich unglaublich, dass Joelinton in Hütteldorf nicht unumstritten war. Die Hoffenheim-Leihgabe hatte das Pech, in einer allgemein erfolglosen Zeit in Wien zu spielen. Im neuen Weststadion rumorte es, Rapid wechselte mehrmals den Trainer, spielte schlecht. Die außergewöhnlichen Ansätze des Brasilianers sah man auf Anhieb, aber trotzdem wirkte er häufig wie ein Fremdkörper…
Kaum Kontinuität
…oder litt unter System und Mitspielern, denn irgendwie hatte man häufig den Eindruck, dass die mangelnde Dynamik bzw. Systematik hinter ihm, auch den Brasilianer selbst bremste. Zudem fehlte die Kontinuität in der Spielweise: Unter Büskens war Joelinton klassischer Angreifer, unter Canadi Zehner bis Halbspitze in einem System mit Dreierkette, unter Djuricin dasselbe, aber im starren 4-2-3-1.
Antizipativer Stürmer bei der TSG
Als „Joey“ nach Hoffenheim zurückkehrte, wurde Rapid dennoch über den grünen Klee gelobt, wie gut Joelinton ausgebildet wurde. Man hätte mit der zweijährigen Leihe einen vollwertigen Spieler für die Kampfmannschaft bekommen. Nagelsmann ließ in 80% der Fälle in einem Zweistürmersystem spielen, variierte aber auch zwischen Dreier- und Viererkette. Joelintons Rolle als zweiter, antizipativer Stürmer neben einem zweiten Angreifer mit Tiefgang, war aber stets dieselbe.
Flexibler unter Nagelsmann
Diese neu gefundene Rolle – speziell aber die äußerst dynamischen Mitspieler, die auch im Pressing eine wesentlich größere Hilfe waren – war der Startschuss für Top-Leistungen des Brasilianers. Sein Spiel wurde „dreidimensionaler“, schon früh in der Saison 2018/19 sah man, dass der Ex-Rapidler im System Nagelsmanns funktionieren würde. Er dankte es am Ende mit elf Toren und neun Assists, war auch recht bald als mögliches Mitglied der Selecao, also der brasilianischen Nationalelf, im Gespräch. Zu Rapid-Zeiten natürlich undenkbar.
Newcastle lehnt sich aus dem Fenster
In den nächsten sechs (!) Jahren wird Joelinton eine „Elster“ sein. Nicht nur für Hoffenheim, auch für Newcastle United ist Joelinton ein neuer Rekordtransfer. Er ist um 20 Millionen Euro teurer als es Michael Owen 2005 bei seinem Wechsel von Real Madrid war und löst den ehemaligen Goldjungen damit nach 14 Jahren als teuersten Einkauf ab. Newcastle hatte erst vor wenigen Wochen mit dem Spanier Ayoze Pérez eine „spielende Spitze“ um 33,4 Millionen Euro an Leicester City abgegeben. Joelinton tritt in die Fußstapfen des 25-jährigen Pérez.
Viele Fragezeichen unter Steve Bruce
Einen neuen Trainer gibt’s in Newcastle übrigens auch: Rafael Benítez wurde vor die Tür gesetzt und durch Steve Bruce ersetzt, was in Fankreisen und der englischen Fußballöffentlichkeit auf Unverständnis stieß. Bruce gilt als konservativer Verfechter des 4-2-3-1-Systems und das dürfte sich in Newcastle auch nicht ändern, denn das Spielermaterial ist prinzipiell darauf ausgelegt, wenngleich der Kader eindeutig noch nicht fertig ist. Joelinton wäre somit die Solospitze, müsste sich lediglich gegen den 28-jährigen Dwight Gayle und den Japaner Yoshinori Muto durchsetzen. An den Flügeln gäbe es noch Handlungsbedarf, auch weil mit Pérez ein möglicher Flügelakteur wechselte. Und auf der Zehn ist der Paraguayer Miguel Almirón der logische Starter. Wenn das mal gut geht…
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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