Transfers erklärt: Darum wechselt Alexis Sanchez zu Arsenal
England 19.Juli.2014 Michael Waldhauser 0
Nachdem er über River Plate zu Udinese Calcio nach Europa kam und dort vor allem in der Saison 2010/11 überzeugen konnte, wechselte Alexis Sanchez im Sommer 2011 zum FC Barcelona. Dort wusste er in seiner ersten Saison trotz einiger kleiner Verletzungen zu gefallen und zeigte vor allem in einzelnen Topspielen beeindruckende Leistungen. In der darauffolgenden Spielzeit fiel der Chilene jedoch in ein Formloch. In der Saison 2013/14 gelang ihm aber wieder die Kehrtwende und er erlebte seine beste Spielzeit im Trikot der Blaugrana, steuerte alleine in der Liga 19 Tore und 12 Assists bei. Nun wechselt er zum Teil auch wegen des Transfers von Luis Suarez zum FC Barcelona für geschätzte 42 Mio. € nach London zu Arsenal.
Chilenische Offensivmaschine…
Alexis Sanchez ist ein extrem athletischer, schneller, dribbel- und defensivstarker Offensivallrounder, der sowohl als Rechts-/Linksaußen, Mittelstürmer als auch als hängender Stürmer agieren kann.
Bei Arsenal dürfte er in den beiden Stammsystemen 4-2-3-1 und 4-3-3/4-1-4-1 vorrangig als Mittel- oder Außenstürmer eingesetzt werden. Schon seit dem Abgang von Robin van Persie ist die Mittelstürmerposition bei Arsenal ein Problemfall. Van Persies etatmäßiger Ersatz Olivier Giroud konnte sich in der abgelaufenen Saison zwar individuell steigern und verhält sich auch taktisch recht gut, seine Bewegungen erzeugen aber hauptsächlich aufgrund seiner mangelnden Dynamik und technischen Inkonstanz oftmals nicht die erwünschte Durchschlagskraft.
Sollte Sanchez an vorderster Front auflaufen, könnte er mit seinen Läufen Räume für seine Mitspieler schaffen und damit etwaige Mannorientierungen auf einige der vielen zentralen, spielstarken Akteure der Gunners ausnutzen. Weiters könnte er mit Tiefensprints selbst für Torgefahr sorgen. Gelingt es ihm diese Läufe ohne Ball mit seinen starken Fähigkeiten mit Ball und seiner wühlenden, fleißigen Art zu verbinden, könnte er zum absoluten Schlüsselspieler für die Londoner avancieren.
Neben der Mittelstürmerposition könnte Alexis, wie bereits erwähnt, vor allem auf einer Flügelstürmerposition eingesetzt werden. Arsenals Flügelspieler können grob in zwei Kategorien unterteilt werden. Die eine Kategorie der Flügelstürmer sind spielmachende, oft auch zentral eingesetzte Kombinationsspieler, die häufig zur Mitte tendieren, sich dabei manchmal aber in Engen verlieren und den Zug zum Tor vermissen lassen. Währenddessen sind die anderen Flügelstürmer sehr schnelle, tororientierte Typen, die jedoch im Kombinationsspiel abfallen. Alexis könnte als Flügelstürmer hierbei eine Brücke zwischen den beiden Kategorien schaffen. Als Flügelstürmer könnte er vor allem seine Dribbelfähigkeiten einbringen, sich ins Kombinationsspiel einfügen, verloren geglaubte Bälle mit seiner kämpferischen Art sichern und zudem Torgefahr ausstrahlen.
Sehr interessant wäre für den Chilenen auch eine Zwischenposition zwischen Mittel- und Außenstürmer, bei der er einrückende oder zurückfallende Bewegungen der nominellen Flügelspieler aufgrund seiner räumlichen Nähe leichter und effektiver balancieren könnte. Mit Pendelbewegungen würde er die Viererkette nahezu alleine beschäftigen, seinen Kollegen wertvollen Raum öffnen und ihnen eine längere Zeit am Ball ermöglichen.
… mit starker Defensivarbeit
Neben der Offensive wird Alexis die Londoner wohl auch beim Spiel gegen den Ball voranbringen können. Er ist individualtaktisch sehr stark und auch in seinem gruppentaktischen Verhalten gut. Mit diesen Qualitäten könnte er Arsenal zumindest teilweise die oft vermisste Griffigkeit des Pressings in höheren Zonen verleihen. Dabei gäbe es neben einer „normalen“, positionsgetreuen Einordnung in das häufig genutzte 4-4-2 mit dem Chilenen auch interessante, asymmetrische Pressingformationen, über die auf unterschiedlichste Arten Balleroberungen erzeugt werden könnten.
Zusammenfassend muss nochmals angemerkt werden, dass Sanchez seine Fähigkeiten in verschiedenen Rollen einbringen kann. So bringt er den Gunners neben seiner hohen individuellen Qualität auch eine enorme taktische Variabilität. Es bleibt abzuwarten, wie sehr Alexis als Schlüsselspieler fokussiert wird und inwieweit Wenger das vielfältige Fähigkeitenprofil des Chilenen nutzt. Sollte er passend eingebunden werden und sein Potenzial abrufen, so könnte er durchaus der entscheidende Spieler sein, der die Londoner in der Premiere League nach langer Zeit wieder einmal zu Meisterehren führt.
Michael Waldhauser, abseits.at
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