Transfers erklärt: Darum wechselte Juan Mata zu Manchester United
England 8.Februar.2014 Rene Maric 1
Wie schon in der vergangenen Winterpausen gehen wir in dieser Rubrik auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, wo die Hintergründe und Motive beleuchtet werden. Wieso holt eine Mannschaft diesen Spieler? Wer ist dieser Spieler überhaupt? Was erwartet sich sein neuer Verein von ihm? Kann er die Erwartungen in seinem neuen Verein erfüllen?
Diese Fragen sollen hauptsächlich beantwortet werden. Auch die taktische Perspektive soll nicht zu kurz kommen, immerhin ermöglicht ein neuer Spieler oftmals eine Vielzahl neuer Kombinationen und Synergien, die ebenfalls kurz erläutert werden sollen.
In dieser Ausgabe blicken wir auf den spektakulären Neuzugang von Manchester United.
Juan Mata, Chelseas zweifacher Spieler des Jahres
Es war fast schon ein Skandal, als José Mourinho bei seiner Ankunft Juan Mata vermehrt auf die Bank setzte. Für viele war es eine rein persönliche oder psychologische Angelegenheit: Hatte Mourinho ein Problem mit Spaniern oder wollte er seiner Mannschaft zeigen, dass er auch vor großen Namen nicht zurückschreckte? Immerhin war Mata bislang der erste Name in der Aufstellung gewesen, wurde zweimal hintereinander zu Chelseas Spieler des Jahres gewählt und war unumstrittener Stammspieler.
So verbuchte er vor Mourinho 4061 Minuten in der Saison 2011/12 (0,71 Scorerpunkte pro Spiel) und 4893 Minuten in der Saison 2012/13 (0,99 Scorerpunkte pro Spiel) beeindruckende Werte. Meistens spielte Mata dabei als Zehner in einem 4-2-3-1/4-4-1-1 oder als Linksaußenstürmer, der aber vorwiegend Kreativität versprühen sollte und oftmals in Richtung Mitte einrückte.
In dieser Saison wurde er von Mourinho wie schon erwähnt abgesägt. Doch die wirklichen Ursachen sind sicherlich nicht privat; sie sind taktischer Natur. Mourinho möchte mit seiner Chelsea-Mannschaft zwischen einem hohen Pressing mit schnellem Kombinationsspiel in Ballbesitz, sowie einem sehr kompakten, disziplinierten und schnellem Umschaltspiel variieren können.
Für beide Systeme ist Mata ungeeignet. Dies betrifft nicht nur seine defensiven Fähigkeiten, sondern in gewisser Weise auch seine offensiven. Bei sehr schnellen Kontern à la Mourinho (mit schneller Erzeugung von Überzahl z.B.) ist er auf längeren Strecken nicht dynamisch genug, um sich daran durchgehend zu beteiligen. Meistens spielt er den tödlichen oder einleitenden Pass und hält sich heraus, oder er beteiligt sich erst gegen Ende der Aktion.
Beim schnellen Kombinieren ist er zwar gut, sucht aber zu oft und zu früh den letzten Pass, gleichzeitig ist er kein raumöffnender Akteur wie sein Konkurrent Oscar. Defensiv ist ihm Letzterer ebenfalls klar überlegen, weswegen Mourinho auch Mata zu einem mitarbeitenden Flügelstürmer umschulen wollte, wie es Willian ist und wie es ihm bei Eden Hazard zu gelingen scheint.
Doch Mata hat keineswegs nur Schwächen, wie es hier vielleicht wirkt. Ganz im Gegenteil: Für viele ist er nicht grundlos einer der besten Zehner der Welt.
Der perfekte Zuarbeiter für offensive Durchschlagskraft
Mata besitzt nämlich herausragende Fähigkeiten in seinen Aktionen: Sie sind sehr raumgreifend, kreativ und können sehr schnell das (erfolgreiche) Ende von Angriffsaktionen herbeiführen. Seine Übersicht und seine Passtechnik sind hierbei lobenswert zu erwähnen. Um seine Pässe zu spielen, bewegt er sich gerne von den Flügelräumen oder auch aus dem Halbraum in Richtung Mitte. Seine Zuspiele sind dabei extrem effektiv, weil diese meist gefährlich in die strategisch wichtigen zentralen Räume kommen.
Doch er kann sie nicht nur aus der Mitte spielen, sondern auch über links. Von dort sind es vorrangig viele diagonale Pässe direkt hinter die Abwehr. Damit kann er über seine Zuspiele den Raum hinter der gegnerischen Abwehr bespielen und dadurch im offensiven Umschaltmoment schnell gefährliche Angriffe einleiten. Probleme hat er aber wie erwähnt dann, wenn er selbst durchgehend an Kontern beteiligt und präsent sein muss, da er weder die nötige Schnelligkeit in längeren Räumen als auch im Radius seiner Handlungen hat.
Ist seine Mannschaft im Aufbauspiel und Positionsspiel, statt in einem Konter, dann kann Mata ebenfalls verzücken. In engen Räumen ist er beispielsweise sehr gut und orientiert sich in seiner Entscheidungsfindung im Dribbling gerne an der vorsichtigen Variante.
So zieht er in Drucksituationen oft nach hinten und geht in offene Räume, von wo er sehr kreative Pässe spielen kann. Er hat außerdem eine sehr gute Koordination, ist ohne Ball wendig auf den ersten Metern und extrem schnell im Manövrieren des Balles. Dank seiner Fähigkeiten im Passspiel, gepaart mit einer tollen Übersicht und einer hohen Kreativität kommt er auf einen statistisch hohen Output und ist auch als Nadelspieler und Ballbehaupter in engen Räumen, sowie als Ballzirkulationsstation unter Druck nützlich.
Man sieht also, dass diese Fähigkeiten nicht perfekt zu Chelsea passen, aber bei einem anderen Team durchaus hervorragend wirken könnten. Ob dies bei United der Fall sein wird? Die ersten Spiele geben Aufschluss.
Mata und Manchester United
Moyes scheint Mata als eine mögliche Alternative für mehrere Positionen zu sehen. Im ersten Spiel agierte Mata gegen Cardiff auf der Zehner-Position, wich oft aus der Mitte auf die Flügel, ließ sich zentral in den Sechserraum zurückfallen und übernahm viele spielgestalterische Aufgaben. Vermutlich möchte Moyes mit Matas Fähigkeiten das kreative Loch in der Mitte füllen. Dafür hat man allerdings mit Rooney eine womöglich noch bessere Alternative mit anderen Stärken und Schwächen.
Der englische Nationalstürmer kehrte dann in der folgenden Partie gegen Stoke wieder in die Mannschaft zurück, woraufhin Mata auf den rechten Flügel ging. Auch dort fiel Mata sehr oft zurück und übernahm spielgestalterische Fähigkeiten, doch seine Bewegungsmuster waren etwas anders.
Ab und zu ging er dann auch in den Sechserraum, meistens hielt er sich allerdings im ersten Drittel im Halbraum auf und versuchte dort für den Außenverteidiger Räume zu öffnen und eine diagonale Verbindung nach vorne oder zurück in die Mitte zu geben. Weiter vorne schob er wieder oftmals in den Zehnerraum und in die Mitte, was zum Beispiel durch Robin van Persies ausweichende Bewegungen ausgeglichen wurde, der sich dann etwas zur Seite orientierte. Auch Rooney machte dies vereinzelt.
Dennoch konnte dieser toll besetzte Angriff auch mit Matas zweiter Vorlage im zweiten Spiel die Niederlage gegen Stoke verhindern. Die nächsten Wochen werden somit richtungsweisend: Kann Moyes die individuelle Qualität von Spielern wie Mata, Rooney und Van Persie einbauen und sinnig ergänzen, um ihre Fähigkeiten kollektiv zu entfalten? Idealerweise ist Mata ein Zehner, der auf die Flügelpositionen ausweicht oder vom Flügel in Richtung Mitte einrückt. Mit Rooney und Kagawa haben sie schon zwei tolle Spieler für die Zehnerposition, der Flügel dürfte vorerst also Matas Stammposition werden. Wie die Synergien aussehen werden, bleibt abzuwarten.
René Maric, www.abseits.at
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Rene Maric
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