Trotz Verletzungssorgen souverän: United holt drei Punkte gegen Arsenal
England 3.März.2016 David Goigitzer 0
Arsenal will im Titelrennen bleiben, Manchester United in den Top 5. Beide Mannschaften zeigten nicht unbedingt überzeugende Auftritte in Europa, umso interessierter wurde die Begegnung betrachtet, gab es doch für viele keinen klaren Favoriten, wenngleich Arsenal gegen Barcelona lange Zeit gut mithielt. Trotz der Verletzungssorgen konnte United eine gute Mannschaft aufstellen, ebenso wie Arsenal, bei denen unter anderem Oxlade-Chamberlain ausfiel.
United im Aufbau, Arsenal mit Komapktheitsproblemen
Beide Mannschaften traten nominell im 4-2-3-1 auf, die Rollen in den Formationen waren jedoch durchaus unterschiedlich ausgelegt. Vor allem die Aufgaben der Innenverteidiger im Aufbau waren ziemlich unterschiedlich, spielten bei United doch mit Carrick und Blind zwei gelernte Mittelfeldspieler im Abwehrzentrum. So kippte Schneiderlin im eigentlichen 4-1-4-1s fast nie ab und die zwei bauten primär eigenständig auf, wobei sie immer wieder hohe Diagonalbälle einstreuten, welche auch unter Druck recht genau kamen. Durch die sichere Zirkulation in der ersten Linie konnten die Mancunians Arsenals 4-4-2/4-4-1-1 Pressing immer wieder locken und dann die Lücken, die durch das Aufrücken entstanden, bespielen. Einmal mehr waren die Gunners in der Premier League defensiv weniger diszipliniert, als sie dies in Europa sind. Vor allem im Mittelfeld taten sich immer wieder Löcher auf, die der schlechten horizontalen Kompaktheit geschuldet waren. Zwar hielten Walcott und Özil Schneiderlin immer wieder in ihren Deckungsschatten, übten jedoch selten Druck auf die zwei Innenverteidiger aus, die wegen ihrer spielerischen Qualität immer wieder entscheidend den Ball vortragen konnten.
Konnte man die Aufbausituation nicht über die Mitte mithilfe dem nominellen 2-1, jedoch in Realität eher 1-2 agierenden, zentralen Mittelfeld auflösen versuchte man durch Überladungen der doppelt besetzten Flügel nach vorne zu kommen, wobei vor allem die linke Seite mit Rojo und Depay fokussiert wurde. Rashford ließ sich oft in den Zwischenlinienraum fallen oder unterstützte gemeinsam mit Mata die Überladungen auf links, in der Anfangsphase fehlten jedoch die entscheidenden Durchbrüche.
Die zwei Tore, die gegen Ende der ersten Halbzeit fielen, waren jeweils der fehlenden Kompaktheit geschuldet. Durch einen Mata-Pass in den Zwischenlinienraum und einer anschließenden Flanke entstand das 1:0. Wenige Minuten später fiel auch das 2:0. Durch einfache Zirkulation entstand eine Überzahl im Zentrum, was einen Pass auf den Flügel und eine anschließende Flanke ermöglichte.
Coquelin vor dem 2:0 in arger Unterzahl, Sanchez joggt zurück.
Im Pressing agierte United im Mittelfeld mit einigen Mannorientierungen, was die Gunners mit fortlaufender Spielzeit immer mehr mit Dribblings oder aufrückenden Innenverteidigern bespielten. Prinzipiell versuchten die Red Devils die Gäste bereits früh im Aufbau zu stören, Rashford und Lingard liefen immer wieder von außen beide Innenverteidiger an um sie im Trichterpressing in die Mitte zu lenken, wo Herrera, Mata und Schneiderlin warteten. Das Anlaufen war jedoch eher ein Zustellen, sodass man mit einfachen Hebern über die beiden Presser die Außenverteidiger leicht anspielen konnten. Mit anschließenden Läufen der Mittelfeldspieler in die Tiefe wurden die Mannorientierungen ausgenutzt und die Außenverteidiger hatten oft einige Meter an Platz und genug Zeit für saubere Folgeaktionen. Die Offensivspieler der Londoner agierten sehr flexibel, vor allem Walcott, Welbeck und Özil rochierten viel. Durch die bereits oft erwähnten Mannorientierungen entstanden in der letzten Linie teils sehr flache Defensivstaffelungen der Hausherren, in denen die Innenverteidiger die freien Mitspieler waren. Die dribbelstarken Angreifer der Gunners sollten mit Einzelaktionen die Verteidiger der Gastgeber in Duelle verwickeln, diese zeigten sich in der Strafraumverteidigung aber lange Zeit sehr souverän. Arsenal fand selten zu Kombinationen, United agierte defensiv sehr konsequent, ließ zwar ab und an Räume für Vorstöße, jedoch gab es selten geeignete Optionen für den Ballführenden.
Mata und Depay zeigen den zu deckenden Coquelin an, Bellerin reagiert jedoch zu spät und kann diesen Pass nicht spielen, da Schneiderlin auf Coquelin rückt.
Viele Wechsel, wenig Anpassungen
In den ersten 15 Minuten der zweiten Hälfte hatte Arsenal 80% des Ballbesitzes und dominierte die Partie. United versuchte mit einem tiefen 4-1-4-1 Abwehrpressing die Londoner weit vom eigenen Tor wegzuhalten. Durch viel Bewegung der Arsenal- Spieler konnten die Mannorientierungen jedoch gut bespielt werden und die Gäste erzeugten Druck auf die Hintermannschaft Uniteds. Das Pressing der Gunners gestaltete sich nun auch höher und stabiler, die Stürmer verfolgten die breit auffächernden Innenverteidiger leicht mannorientiert, während Ramsey immer wieder aufrückte, um den abkippenden Schneiderlin zu Rückpässen zu zwingen. Der Ballvortrag wurde für die Red Devils deutlich schwieriger, noch dazu wurde der im Aufbau versierte Marcos Rojo verletzungsbedingt ausgewechselt und der junge Fosu-Mensah kam für ihn ins Spiel. Durch das ebenfalls deutlich aggressivere Gegenpressing Arsenals und die verstärkte Direktheit der Angriffsentwicklung im letzten Drittel konnte man von der bisher stärksten Phase dieser Partie der Londoner reden. Zur Unterstützung dieser Phase kam Giroud, der nun einen situativen Doppelsturm mit Welbeck formte, für Walcott, um einen klaren Zielspieler ins Spiel bringen zu können.
Wenige Minuten nach dem Wechsel erzielte United jedoch ihr drittes Tor, das aus einem Konter fiel. Der diagonale Lauf Rashfords wurde von Gabriel verfolgt, anstatt ihn ins Abseits zu stellen. Rashford war schneller und kam an den Ball, seine Ablage verwertete Herrera aus 16 Metern. Der Anschlusstreffer fiel nur wenige Minuten später, als vom nun mehr fokussierten Flügel eine Flanke kam, die über Umwege bei Özil landete, der den Anschlusstreffer erzielte.
Elneny kam nur für Coquelin um mehr Dynamik nach vorne im zentralen Mittelfeld zu entwickeln und gleichzeitig Özil kreativ zu entlasten, woraufhin jener in den Sturm rückte und Welbeck wieder auf die rechte Mittelfeldseite rückte, jedoch weiterhin viel mit Özil rochierte, besonders in Antizipation auf Hereingaben. Durch viele Rochaden in der Offensive der Londoner formten sich bisweilen asymmetrische 4-3-3 Staffelungen mit Elneny als tiefen Sechser, Özil als Zehner und Ramsey als Achter. Dies brachte jedoch nichts ein, man hatte weiterhin Durchbruchsprobleme und stellte de Gea vor keine Probleme.
Fazit
United mit einem stark ersatzgeschwächten Kader, jedoch fast durchwegs souverän und kontrolliert. Selbst während Arsenals dominantester Phase konnte man gute Abschlusspositionen der Gunners verhindern und mit schnellen Kontern immer wieder Nadelstiche setzen.
David Goigitzer, abseits.at
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