Unentschieden im Londoner Derby – Spurs imponieren mit kreativem Zentrum, Mourinhos Ass sticht
England 29.September.2013 Leonard Dung 1
Das Spitzenspiel der Premier League war an diesem Spieltag das Londoner Derby. Sowohl Chelsea als auch Tottenham haben mindestens die Champions-League im Blick, spekulieren jedoch sogar auf die Meisterschaft.
Bei den „Spurs“ bildeten Naughton, Vertonghen, Dawson und Walker vor Lloris die Abwehr. Das variable Mittelfeld bestand aus Dembele und Paulinho in der defensiven Zentrale, Eriksen im Kreativzentrum sowie Sigurdsson und Townsend auf den Flügeln. Soldado rundete die Elf ab.
Chelseas Tor hütete natürlich Cech. Vor ihm sollten Cole, Terry, Luiz und Ivanovic dafür sorgen, dass er einen beschäftigungsarmen Tag erlebt. Im Mittelfeld besetzten Lampard und Mikel die Mittelfeldzentrale, ehe mit Hazard, Oscar und Ramires eine eher konterstarke Offensive sich beweisen durfte. Torres lief im Sturm auf. Ramires‘ Nominierung indizierte aufgrund seiner Lauf-und Konterstärke eine defensive Ausrichtung.
Zu Beginn der Partie ergriff Tottenham die Initiative. Sie ließen den Ball laufen, Chelsea blockierte ihr Kombinationsspiel jedoch durch ihr 4-4-2-Pressing. Weil die Innenverteidiger Tottenhams weit auffächerten und Chelsea nicht hoch angriff, konnten sie gemächlich den Ball zirkulieren lassen. Allerdings hielten Chelseas Stürmer Tottenhams Mittelfeldzentrale im Deckungsschatten, so dass die „Spurs“ den Ball nicht in die Spitze transportieren konnten. Da Chelsea generell hohe Kompaktheit zwischen den Linien erreichte, war auch der Weg über den Flügel eigentlich blockiert. Dennoch erzielte Tottenham recht früh das 1:0. Dieses resultierte allerdings nicht aus besonders schlechter Abwehrarbeit, sondern aus einem grandiosen Angriff. Dembele löste sich herausragend aus der Umklammerung von zwei Gegenspielern, indem er einen präzisen Pass auf Eriksen spielte. Eriksen setzte Soldado ein, der direkt auf Sigurdsson ablegen konnte, weil die Laufwege perfekt ineinandergriffen. Ein wiederkehrendes Muster stellte die Präsenz der zentralen Mittelfeldspieler in der Offensive dar. Kurz darauf spielte Dembele wieder einen exakt gezeiteten Pass in den Lauf zu Soldado, der flach in die Mitte flankte. Paulinho verpasste nur knapp. In diesen Szenen sicherte Eriksen ab.
Chelsea beteiligte sich nach dem Rückstand stärker am Spiel. Sie favorisierten als Offensivinstrument vor allem hohe Bälle, die in den Zwischenlinienraum abgelegt werden sollten oder halbhohe Pässe direkt in den Lauf der vier Offensiven. Die sechs defensiveren Akteure agierten dabei recht strikt getrennt von den vorderen Vier. Deshalb entfalteten sie kein valides Kurzpassspiel. Sukzessive engagierten sich die Außenverteidiger vermehrt in der Offensive. Am effektivsten erwiesen sich jedoch lange Pässe, nachdem Tottenham durch Kurzpässe nach vorne gelockt worden war, so dass sich der Zwischenlinienraum erweitert hatte.
Zur zweiten Halbzeit wechselte Mourinho Mata ein, um die Kreativität seiner Mannschaft zu fördern. Außerdem presste Chelsea nun variabler, sie erzeugten situativ ein 4-2-3-1, wobei der ballnahe Außenstürmer den Innenverteidiger anlaufen konnte. Dadurch zog er zusätzlich den Außenverteidiger hinter sich in den Deckungsschatten. Obwohl Chelsea keine eminente Gefahr entfachte, stellte sich dieser Wechsel als richtig heraus, da Mata durch einen Freistoß den Ausgleichstreffer vorbereitete. Prompt entfesselte die neue Ausgangssituation ein temporeiches und hektisches Spiel. Im Arsenal der „Spurs“ zählten Dembeles Dribblings zu den gefährlichsten Waffen. Zudem harmonierte Townsend sehr gut mit Paulinho, da Letzterer ihm durch Vertikalläufe den Raum für seine inversen Dribblings öffnete. Chelsea ist besonders stark, wenn sie mit Tempo in die Tiefe gehen können, weshalb sie in dieser Phase insgesamt das Kommando übernahmen. Doch das unterbrach der Platzverweis für Torres brachial. Mourinho instruierte anschließend Azpilicueta, die rechte Seite zu schließen, während sich die ganze Mannschaft weit zurückzog. So retteten sie das 1:1 über die Zeit.
Fazit: Mourinho wählte eine vorsichtigere Ausrichtung, die Tottenham rasch bestrafte. Bei ihnen imponierte besonders, wie sie ihre kreativen zentralen Mittelfeldspieler in die Attacken einbanden. Es schien, als würde Chelsea daraufhin an Tottenhams Defensive zerschellen, allerdings zog Mourinho mit Mata noch ein Ass aus seinem Ärmel.
Leonard Dung, abseits.at
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