Im achten Teil dieser Serie widmen wir uns dem ehemaligen englischen Stürmer Kevin Phillips der in der Saison 1999/2000 den Goldenen Schuh verliehen bekam, nachdem er für Sunderland 30 Tore in der Premier League erzielte. Bis heute ist er der einzige Engländer, der die Auszeichnung von der UEFA entgegennehmen durfte. Dabei sah es zu Beginn seiner Karriere gar nicht danach aus, dass Kevin Philipps jemals in der Premier League spielen würde.
Kevin Phillips wurde am 25. Juli 1973 in der 33.000 Einwohner zählenden Stadt Hitchin geboren und fing mit sechs Jahren im Nachwuchs bei Southampton an. Der kleine Junge wollte schon damals im Sturm spielen, allerdings befanden ihn seine Trainer als zu schmächtig, sodass er als Außenverteidiger eingesetzt wurde. Er schaffte es bis ins Reserveteam, wo er jedoch nur auf zwei Einsätze kam. Der Verein teilte ihm mit, dass er in der zukünftigen Planung keine Rolle spielen würde, sodass er den Klub als 18-Jähriger verließ. Phillips begrub den Traum einer Profikarriere und nahm einen Job in einem Elektronikgeschäft an. Da ihm das Fußballspielen aber weiterhin großen Spaß machte unterschrieb er einen Vertrag bei Baldock Town in der achten englischen Spielklasse. Der Klub ist bekannt dafür, dass er trotz der unteren Spielklasse eine ausgezeichnete Nachwuchsarbeit leistet, von der damals vermutlich auch Phillips ein wenig profitieren konnte. Heute spielen bei Baldock Town ganze 35 Jugendmannschaften.
Vom Außenverteidiger zum Goalgetter
Auch bei seinem neuen Verein kam Phillips zunächst als Außenverteidiger zum Zug, doch eine Verletzungsserie im Verein zwang Trainer Ian Allinson, der zu seiner aktiven Zeit immerhin bei Arsenal spielte, zur Improvisation. Er stellte den nur 1,70 Meter großen Phillips in den Sturm, wo er aufblühte und sein bis dato verborgenes Talent zur Schau stellte. Bereits in seiner ersten Partie als Stürmer gelangen ihm zwei Treffer. Watford wurde auf den aus dem Nichts auftauchenden Angreifer aufmerksam und überwies insgesamt 15.000 Pfund für ihn. Phillips gab seinen Job als Regalschlichter im Elektronikgeschäft daraufhin auf.
Sein Engagement bei seinem neuen Klub, der damals in der Division One (3. Spielklasse) spielte, begann mit einem Schicksalsschlag. Phillips´ Vater starb kurz nachdem er bei Watford unterschrieb und der Stürmer hätte beinahe seine Karriere an den Nagel gehängt. Sein Trainer Glenn Roeder überzeugte ihn jedoch in langen Einzelgesprächen seinen Traum weiterzuverfolgen, was sich schon bald bezahlt machen sollte. Philipps spielte sich schnell in die erste Mannschaft und erzielte in seiner Debütsaison neun Treffer in 16 Partien. Auch in der darauffolgenden Spielzeit stellte er seine gute Form unter Beweis und traf elf Mal in 27 Einsätzen. Aufgrund einer Bänderverletzung stieg er erst spät in die darauffolgende Saison ein und konnte den Klub nicht mehr vor dem Abstieg in die Division 2 bewahren. Philipps kam auf nur 16 Einsätze und erzielte dabei vier Tore.
Auf in die Premier League
Sunderland stieg in der Saison 1996/97 von der Premier League in der First Division ab und verpflichtete im Sommer Kevin Phillips für 375.000 Pfund. Der Angreifer pulverisierte in seiner ersten Saison einige Vereinsrekorde als er bewerbsübergreifend 35 Saisontore erzielte (29 in der Meisterschaft). Er war der erste Spieler seit Brian Clough (1961/62) der mehr als 30 Tore in einer Saison erzielte und hatte dabei eine Serie, in der er in neun Heimspielen hintereinander jeweils mindestens einen Treffer erzielte. Sunderland verpasste im Relegationsspiel gegen Charlton Athletics nur ganz knapp den Aufstieg in die Premier League. In der darauffolgenden Saison erzielte der Stürmer 23 Tore in 26 Spielen und der Verein gewann die Meisterschaft überlegen mit 18 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Bradford City. Kevin Phillips spielte in der darauffolgenden Saison zum ersten Mal in der Premier League und viele Experten hielten den Stürmer zu schwach für die höchste Spielklasse Englands. Der ehemalige Manchester-City-Spieler Rodney Marsh prophezeite auf Sky Sports, dass der Angreifer höchstens sechs Tore erzielen würde – es kam jedoch ein wenig anders.
Der Goldene Schuh
Kevin Phillips spielte die Saison seines Lebens und erzielte in 36 Einsätzen 30 Tore für Sunderland. Er wurde mit sieben Treffern Vorsprung auf Alan Shearer Torschützenkönig und gewann den Goldenen Schuh der UEFA. Seine starken Leistungen brachten ihm auch eine Nominierung fürs englische Nationalteam, wobei er dort meist unglücklich agierte und die ihm gebotenen Chancen nicht nutzen konnte. In acht Einsätzen für die “Three Lions“ gelang ihm kein einziger Treffer, sodass seine Teamkarriere recht kurz ausfiel. Bis zur Saison 2002/03 lief es auf Vereinsebene jedoch weiterhin ausgezeichnet für den Stürmer, der in den beiden Spielzeiten nach seiner Traumsaison immerhin auf 14 bzw. 11 Premier-League-Tore kam. Gegen Ende der Saison 2001/02 hatte er mit Leistenproblemen zu kämpfen und musste sich schließlich einer Operation unterziehen. In der Zwischenzeit hatten die Londoner Klubs Arsenal und Tottenham Hotspur immer wieder Angebote für den Stürmer gelegt, doch Kevin Phillips zog es vor bei Sunderland zu bleiben. Ein Wechsel hätte sich jedoch wahrscheinlich ausgezahlt, denn Phillips erwischte im darauffolgenden Jahr eine schlechte Saison und erzielte nur sechs Tore in 32 Partien. Sein Verein stieg ab und der Stürmer wechselte für 3,25 Millionen Pfund zu Southampton, jenem Verein, der ihn als Jugendlicher fortschickte. Der Angreifer erzielte für Sunderland in insgesamt 208 Meisterschaftsspielen 113 Tore.
Kevin Phillips blieb zwei Saisonen lang bei den „Saints“ und steuerte in diesem Zeitraum immerhin 23 Meisterschaftstore bei. Nachdem auch Southampton aus der Premier League abstieg wechselte er zu Aston Villa, wo er erstmals in seiner Karriere weit hinter den Erwartungen blieb. Nach einer enttäuschenden Saison beschloss er die Premier League freiwillig hinter sich zu lassen und unterschrieb bei West Bromwich Albion, wo es wieder aufwärts ging. Er schoss in zwei Saisonen insgesamt 38 Tore und führte den Klub in die Premier League. Obwohl ihm der Verein einen neuen Vertrag anbot, zog er es vor weiterhin in der zweiten Spielklasse seine Tore zu erzielen und wechselte zu Birmingham City. Mit 14 Toren hatte er einen recht großen Anteil daran, dass auch dieser Klub in die Premier League aufstieg und diesmal entschloss er sich dazu es noch einmal in der höchsten Spielklasse zu versuchen. Phillips wurde jedoch fortan fast nur noch als Joker eingesetzt und wechselte nach zwei Saisonen (fünf Tore) zu Blackpool in die zweite Liga, wo er immerhin auf 16 Saisontore kam. Nach weiteren Gastspielen bei Crystal Palace und Leicester City beendete er vor einigen Tagen seine Karriere.
Was übrig bleibt
Die Sunderland-Fans schwärmen noch heute von Phillips´ Traumsaison. Er war der ideale Konterstürmer, der mit Ball oft schneller war als die gegnerischen Verteidiger ohne. Ihn zeichnete jedoch nicht nur sein Torriecher aus, sondern auch sein Verhalten abseits des Platzes. Phillips war stets freundlich gegenüber den Fans und immer bescheiden, was wohl auch daran lag, dass er lange Zeit nicht wusste, ob er es als Fußballprofi schaffen würde. Weiters ist beachtenswert, dass er seine Grenzen im fortschreitenden Alter kannte und einen Stammplatz in der zweithöchsten Spielstufe gegenüber einer Joker-Rolle in der Premier League jederzeit vorzog. Sein Talent vererbte der Stürmer übrigens weiter, denn eines seiner vier Kinder spielt in der Wolverhampton-Wanderers-Academy und gilt dort als eines der größten Talente. Der 12-jährige Toby Phillips trägt die Nummer 10 und will in die Fußstapfen seines Vaters treten.
Stefan Karger, www.abseits.at
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