Die Red Devils sorgen für den nächsten Schocker am Transfermarkt und holen den 30-jährigen Brasilianer Casemiro um rund 70 Millionen Euro von Real Madrid für das defensive Mittelfeld. Dem Vernehmen nach können zusätzlich noch zwölf Millionen Euro an Boni fällig werden. Der Brasilianer unterschreibt bis 2026 mit Option auf ein weiteres Jahr. Spannend: Casemiro wird damit zum zweitteuersten Spieler über 30 nach Cristiano Ronaldo. Pikant: Casemiro war im Old Trafford nicht einmal erste Wahl. Eine Analyse.
Unbestrittene Qualität
Der Brasilianer gilt als einer der besten defensiven Mittelfeldspieler der Welt und kommt als wahrer Trophäensammler. Mit Ex-Klub Real Madrid holte Casemiro dreimal den Meistertitel in La Liga, einmal die Copa del Rey, dreimal den spanischen Super Cup, fünfmal die UEFA Champions League, dreimal den UEFA Super Cup und dreimal die FIFA Klub WM.
Casemiro ist defensiv orientiert, ein Abräumer und Balleroberer, schließt Lücken und sorgt neben einer Entlastung der Verteidigung auch dafür, dass seine offensiveren Kollegen im Mittelfeld die einige Freiheiten im Offensivspiel erhalten.
Sofortiger Stammspieler bei den Red Devils
Dass der Brasilianer bei Manchester United im Mittelfeld gesetzt sein wird und die glücklosen Fred und Scott McTominay verdrängen wird, steht außer Frage. Mit seiner starken Physis und seinem körperbetonten Spiel wird Casemiro auch keine Probleme haben sich rasch an die Härte der englischen Premier League zu gewöhnen.
Mit dem Transfer bekommt das Team von Erik ten Hag damit das zwingend notwendige Upgrade auf der Sechser-Position, die sich in den ersten beiden Spielen dieser Saison als Schwachstelle herauskristallisiert hatte.
Lang ersehnter Nachfolger von Roy Keane?
Beim 2:1-Erfolg gegen Liverpool wurde Casemiro, der in dieser Partie noch nicht zum Einsatz kam, von Roy Keane herzlich begrüßt. So wie die United-Legende ist auch der Brasilianer ein physisch starker und aggressiver Mittelfeldspieler, der vielleicht weniger hart gegenüber seinen Gegenspielern ist, dafür aber unglaublich viel Arbeit in seinem Spiel aufwendet. Casemiro ist nicht der allergrößte Techniker, kann aber für eine Balance zwischen den Mannschaftsteilen sorgen und hat seine Stärken beim Erobern von Bällen.
Hier stellt sich dennoch die Frage, ob die Verpflichtung der richtige Ansatzpunkt war, da United im Spielaufbau große Probleme hatte. Nun können die Brände vielleicht besser gelöscht werden, aber entstehen werden sie weiterhin, wobei beim 2:1-Sieg gegen Liverpool immerhin deutliche Fortschritte zu sehen waren.
Fragwürdige Ablösesumme
Dass man in Manchester so viel Geld für einen über 30-jährigen in die Hand nimmt, der seine beste Zeit schon hinter sich haben könnte ist dennoch eine Überraschung. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass Rivale und Nachbar Manchester City diesen Sommer gerade einmal knapp 49 Millionen Euro für den englischen Nationalspieler Kalvin Phillips an Leeds United überwiesen hat. Der 26-jährige gilt nicht nur als Fixstarter bei den Three Lions sondern neben Declan Rice auch als einer der besten defensiven Mittelfeldspieler der Premier League und war lange Zeit das Herz des Clubs von der Elland Road.
Die hohe Ablösesumme für Casemiro ist wohl eher als ein Zeichen der Verzweiflung bei den United-Bossen zu deuten, denen es zuvor nicht gelang die Wunschspieler von ten Hag ins Old Trafford zu holen, die aber ebenso wussten, dass man mit McTominay und Fred nicht über die nötige Qualität im Kader verfügte. Mangels Alternativen schien man bereit der überhöhten Forderung von Real Madrid nachzugeben, um am Ende des Tages nicht komplett leer auszugehen.
Casemiro nicht erste Wahl
Frenkie de Jong, Kalvin Phillips, Declan Rice, Adrien Rabiot, Sergej Milinkovic-Savic – sie alle standen auf dem Wunschzettel von Manchester United. De Jong weigerte sich ins Old Trafford zu wechseln, Declan Rice entschied sich für einen Verbleib bei West Ham United, Kalvin Phillips wechselte zu City, bei Rabiot kam es wegen unvereinbarer Gehaltsvorstellungen nicht zu einem Wechsel.
Das „Theatre of Dreams“ spielt in den Träumen vieler Spieler keine Rolle mehr, United gehört längst nicht mehr zu Europas absoluter Spitze. Auch Casemiro konnte man, zahlreichen Medienberichten zufolge, nur durch eine Verdopplung seines Gehalts zu einem Wechseln nach Manchester bewegen. Hinter dem Transfer steckt also mehr Verzweiflung als Kalkül. Dies erklärt auch, warum man für einen Spieler, der nicht erste Wahl war bus zu 82 Millionen Euro locker gemacht hat.
Schlechte Transferpolitik seit dem Abgang von Sir Alex Ferguson
Peter Kenyon und sein Nachfolger David Gill, sie prägten gemeinsam mit Sir Alex Ferguson die goldene Zeit von Manchester United und die gelungene Transferpolitik des Clubs. Peter Schmeichel, Rio Ferdinand, Cristiano Ronaldo, Wayne Rooney, Edwin van der Saar, Roy Keane, Nemanja Vidic, sie alle wechselten zu United und wurden Legenden. Eine gute Jugendarbeit brachte zudem Top-Stars wie Ryan Giggs, David Beckham, Paul Scholes sowie Phil und Gary Neville hervor.
Auf Sir Alex Ferguson folgten David Moyes, Ryan Giggs, Louis van Gaal, Jose Mourinho, Ole Gunnar Solskjaer, Ralf Rangnick und Erik ten Hag, auf David Gill, Ed Woodward und Richard Arnold. 2021 installierte Manchester United schließlich als einer der letzten großen Klubs mit John Murtough einen Sportdirektor. Wer seit 2022 aber tatsächlich für Transfers zuständig ist, ist unklar, hatte Erik ten Hag es schließlich bei seiner Unterschrift davon abhängig gemacht das letzte Wort bei Transfers zu haben.
Seit dem Abgang von Ferguson ist die Transferpolitik der Red Devils aber wohl eine der schlechtesten in Europas Top-Liegen. In den letzten zehn Jahren hat Manchester United mehr als 1.5 Milliarden Euro in Neuzugänge investiert. Dass man dabei vor hohen Transfersummen nicht zurückschreckt, ist kein Geheimnis und zeigte sich auch in der jüngeren Transfergeschichte. Harry Maguire wurde 2019 durch seinen Transfer um 87 Millionen Euro zu den Red Devils zum teuersten Abwehrspieler der Welt.
Für Jadon Sancho blätterte man 2021 € 85 Millionen hin, Donny van de Beek, der sich bislang nicht durchsetzen konnte, ließ man sich 2020 € 39 Millionen kosten, Lisandro Martinez diesen Sommer € 57 Millionen. Der Transfer von Spielmacher und Leistungsträger Bruno Fernandes schlug 2020 mit € 63 Millionen zu Buche, Fred 2018 mit € 59 Millionen, Aaron Wan-Bissaka 2019 mit € 55 Millionen und Raphael Varane 2021 mit € 40 Millionen. 2014 macht man € 75 Millionen für Angel Di Maria locker, die Rückholaktion von Paul Pogba kostete € 105 Millionen. Nun werden weitere € 70 Millionen plus Bonuszahlungen für Casemiro fällig.
Einzig Bruno Fernandes wusste bisher als Neuzugang zu überzeugen. Die Zukunft wird zeigen, ob sich Casemiro bei Manchester United etablieren kann, oder auch er einer von vielen Neuzugängen sein wird, die zwar viel Geld gekostet, den Klub aber nicht weitergebracht haben.
Patrick Stummer, abseits.at
Patrick Stummer
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