Vorschau | Bayer trifft auf Zenit, Arsenal bei Anderlecht um Wiedergutmachung
England 22.Oktober.2014 David Kühhas 0
Diese Woche steht die dritte Runde in den europäischen Klubfußballbewerben an. Die erste Hälfte der Gruppenphase der UEFA Champions League wird dann absolviert sein, die Tabellen gewinnen immer mehr an Aussagekraft. Bayer Leverkusen will gegen Zenit das Punktekonto weiter füllen, Arsenal steht vor einer vermeintlichen Pflichtaufgabe gegen den RSC Anderlecht .
Bayer 04 Leverkusen vs. Zenit St. Petersburg
Bisherige Duelle: EL-Viertelfinale 2007/08 1:0 bzw 1:4
Die Mannen von Roger Schmidt hatten am vergangenen Wochenende eine echt bittere Pille zu schlucken: eine scheinbar komfortable 3:0-Pausenführung, ein früher Son-Doppelpack und ein Treffer von einem der Shootingstars der Saison, Karim Bellarabi, hatten für klare Verhältnisse gesorgt – dennoch reichte es nicht für den vierten Saisonsieg. Der VfB bewies eine tolle Moral und egalisierte den hohen Rückstand – das 3:3 kam einem echten Nackenschlag für die „Werkself“ gleich. Zumal die Tatsache ins Auge sticht, dass Bayer große Probleme hat die Punkte gegen Teams aus den unteren Tabellenregionen ins Trockene zu bringen. Das nunmehrige Schlusslicht Werder feierte gegen völlig überlegene Leverkusener eine nicht mehr für möglich gehaltene Auferstehung, die nachlässige Chancenverwertung von Bernd Lenos Vorderleuten hielt die Dutt-Elf im Spiel. Gegen aufopferungsvoll kämpfende Freiburger und den SC Paderborn glückte ebenfalls kein Dreier, sodass die Rheinländer schon seit vier Begegnungen auf einen Sieg warten.
In der Champions League verpatzte man zwar mit einem 0:1 gegen die Monegassen den Auftakt, brachte sich aber mit einem überzeugenden 3:1-Heimtriumph über den Europa-League-Finalisten aus dem Vorjahr, Benfica Lissabon, wieder zurück ins Rennen um ein Achtelfinalticket. Sowohl der Konkurrent aus dem Fürstentum als auch der heutige Gegner halten bei vier Zählern – umso größer sind die Bedeutung und die Brisanz, die dieser Partie heute Abend zukommen.
Dem FK Krasnodar gelang nicht, woran sich zuvor bereits neun andere Teams der russischen Premier Liga ebenfalls erfolglos versucht hatten: den Tabellenführer und aktuellen Vizemeister in die Knie zu zwingen. Immerhin trotzte Krasnodar jenem Team, das das Gros an russischen Teamspielern stellt, einen Punkt ab. Bereits vor der Länderspielpause mussten sich Hulk und Co. gegen Spartak Moskau mit einem Remis begnügen. Der Vorsprung auf den schärfsten Verfolger CSKA schmilzt kontinuierlich, beträgt zurzeit nur noch zwei Punkte.
In der Champions League Gruppe C lachen die St. Petersburger von der Tabellenspitze, ein 2:0 in Lissabon sowie ein maues 0:0 vor heimischer Kulisse im Duell mit dem AS Monaco verschaffen den Russen diese gute Ausgangsposition. Das Aufeinandertreffen mit Bayer ist getrost als Spitzenspiel dieser Gruppe zu bezeichnen, der Doppelrunde kommt für beide Teams richtungsweisender Charakter zu. Kann Zenit die Angriffspower von Roger Schmidts Team entschärfen oder sichert sich Bayer die Punkte?
RSC Anderlecht vs. Arsenal FC
Bisherige Duelle: EL-Finale 1969/70 3:1 bzw. 0:3
Der RSC Anderlecht stellt sich der Herausforderung Champions League mit einer blutjungen Truppe. Abgesehen von Torhüter Silvio Proto und Routinier Deschacht haben alle Kadermitglieder ihren 30. Geburtstag noch vor sich, einige sind aufgrund ihres jungen Alters noch für die U21-Auswahlen ihrer Heimatländer spielberechtigt. Anderlecht ist seinem Ruf, ein hervorragender Ausbildungsverein zu sein, treu geblieben. Man fördert die Jugend nicht nur, man eröffnet ihr auch echte Chancen. Das Team bot bislang durchaus ansprechende Leistungen, schrammte nur knapp an einem Erfolg in Istanbul vorbei. Im Kräftemessen mit dem BVB zeigte sich die fehlende Reife, die Deutschen wirkten abgeklärter und cooler. Um den letztlich ungefährdeten 3:0-Erfolg einzufahren, benötigten die Schwarz-Gelben jedoch eine Vielzahl an Chancen, legten erst verhältnismäßig spät den entscheidenden zweiten Treffer nach. Zuvor war immer wieder beim glänzend aufgelegten Kapitän Proto Endstation, der Leader hielt sein Team lange Zeit mit sehr guten Reflexen und Paraden im Spiel. In der Offensive vermochten die unbekümmert aufspielenden Belgier die BVB-Defensive das eine oder andere Mal in Verlegenheit zu bringen, wenngleich ihnen auch kein eigener Treffer vergönnt war. Die momentanen Defensivschwächen des deutschen Vizemeisters wurden auch in dieser Partie augenscheinlich.
In der heimischen Meisterschaft hat der RSC Anderlecht den Platz an der Sonne inne, nach elf gespielten Runden stehen 23 Punkte zu Buche. 6-5-0 lautet die beeindruckende Bilanz. Zuletzt kam der Ex-Klub von Romelu Lukaku allerdings zweimal in Folge nicht über ein Unentschieden hinaus.
Der amtierende belgische Meister wird alles daran setzen, sich der technischen und qualitativen Überlegenheit der Gunners entgegenzustemmen und zu punkten. Sollte dieses Unterfangen von Erfolg gekrönt sein, so wäre dies jedenfalls als Überraschung einzustufen.
Nachdem sich das Lazarett beim FC Arsenal nicht so recht lichten will, ist Manager Arsene Wenger zu allem Überfluss, bedingt durch Szcęzsnys Rotsperre, jetzt auch noch auf der Torhüterposition zu einer Umstellung gezwungen. Da der etatmäßige Backup David Ospina verletzt ausfällt, wird wohl Emiliano zwischen den Pfosten stehen. Der 22-Jährige feiert sein Debüt in der Champions League.
Arsenal steckt in der Krise, nach acht Spieltagen nur zwei Siege auf der Habenseite zu wissen, ist definitiv zu wenig für die Ansprüche eines Spitzenteams. Nun verletzte sich auch noch Spielgestalter Mesut Özil, der ehemalige Real-Star glich bei seinen bisherigen Auftritten aber ohnehin einer Wundertüte. Dass es bei den Gunners alles andere als rund läuft, belegt unter anderem der Auftritt gegen Hull City – Stareinkauf Alexis Sanchez rettete in der Nachspielzeit gerade noch einen Punkt. Aufgrund der vielen Punkteteilungen kommen die Wenger-Schützlinge nicht vom Fleck. Fünf Unentschieden aus acht Begegnungen sind einfach zu viel, die Ausbeute von elf Punkten nur mittelmäßig.
Nachdem die Londoner bei ihrem Gastspiel in Dortmund nicht den Hauch einer Chance hatten, funktionierte die Frustbewältigung gegen ein erschreckend schwaches „Gala“ umso besser, das 4:1 spiegelte das Geschehen auf dem Feld voll und ganz wider. Ein solches Erfolgserlebnis wäre wohl dringend notwendig, um ungeachtet der sehr langen Verletztenliste, wieder etwas in Fahrt zu kommen.
David Kühhas, abseits.at
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