Watford F.C. auf dem Weg in die Premier League (3) – Watfords Messi und Supertechniker Almen Abdi
England 3.März.2013 Stefan Karger 0
Dank eines tollen Laufs im neuen Jahr nimmt Watford F.C. Kurs auf die Premier League. Die Hornets holten aus den letzten neun Partien 22 Punkte und liegen momentan punktegleich mit Hull City auf dem zweiten Platz hinter dem souveränen Tabellenführer Cardiff City. Im ersten Teil gingen wir auf die Übernahme des Vereins durch Giampaolo Pozzo ein, im zweiten Teil betrachteten wir den tschechischen Stürmer Matej Vydra und die Chelsea-Leihgabe Nathaniel Chalobah. Nun wollen wir zwei weitere interessante Watford-Spieler genauer unter die Lupe nehmen!
Fernando Forestieri
Obwohl der beidbeinige Stürmer erst 23 Jahre alt ist, hat er bereits eine Menge Vereine auf seiner Visitenkarte stehen. Geboren wurde der ehemalige italienische Nachwuchs-Nationalspieler in Argentinien, wo er sich in seiner Jugend bei den Newell’s Old Boys seine ersten Sporen verdiente. Es dauerte nicht lange bis die Boca Juniors auf den damals 13-jährigen Angreifer aufmerksam wurden, doch sollte er bei Diego Maradonas ehemaligem Verein keine einzige Minute in der Kampfmannschaft spielen, da die Scouts von Sampdoria Genua den Jungen auf der Liste hatten und die Italiener den Stürmer nach Europa lotsten. Die Boca Juniors zweifelten die Rechtmäßigkeit des Transfers an und so gab es ein langes Tauziehen um das Talent. Sampdoria verlieh den jungen Stürmer an Siena und Vicenza weiter, wo er gute Leistungen ablieferte. Udinese Calcio verpflichtete ihn und verlieh ihn zunächst an Málaga, später an Empoli, Bari und Watford. Während dieser Zeit spielte er in diversen italienischen Nachwuchs-Nationalmannschaften.
Fernando Forestieri ist nicht der einfachste Spieler und die zahlreichen Wechsel trugen nicht dazu bei, dass er sein Potential voll entfalten konnte. Deshalb unterschrieb er vor etwa einem Monat überglücklich einen neuen Vertrag bei Watford F.C, der gleich fünfeinhalb Jahre Laufzeit beinhaltet. Dies soll auch von Seiten des Vereins dem Stürmer zeigen, dass man voll auf ihn setzt. Der Angreifer bedankte sich überglücklich beim Management und den Fans und versicherte, dass er sich hier nun zu Hause fühlt und alles für den Verein geben wird.
Forestieri wird von den Fans und den eigenen Mitspielern gerne mit Lionel Messi verglichen, was natürlich rein auf seine Leistungen bezogen nicht der beste Vergleich ist. Dennoch hat sich als sein Spitzname bei den Watford-Fans “Fessi“ durchgesetzt, weil sein Spielstil Ähnlichkeit zu Barcelonas Topstar aufweist. Auch der spanische Watford-Goalie Manuel Almunia meinte, dass er vieles von Messi in ihm sehe. Man kann nicht abstreiten, dass der 1,73m kleine Forestieri extrem trickreich und stark am Ball ist. Wenn er sich in Form und Spiellaune befindet, dann ist er für jeden Abwehrspieler ein unangenehmer Gegenspieler. Insbesondere wenn er mit Tempo auf den Verteidiger zuläuft, hilft meistens nur noch ein Foul. Forestieri ist beidbeinig, hat einen guten Schuss und ist trotz seiner kleinen Statur ein zäher Zweikämpfer. Meistens stand sich der Angreifer in seiner bisherigen Karriere jedoch selbst im Weg. Beim AS Bari sah er in 28 Meisterschaftsspielen sieben gelbe und zwei rote Karten, auch bei Vicenza und seinem jetzigen Verein schickte ihn der Schiedsrichter bereits vorzeitig vom Platz. Wenn es nicht gut lief, schmiss er häufig seine Nerven weg und agierte lustlos und frustriert. Auch seine Trefferquote wird er in der Zukunft stark nach oben schrauben müssen – beim Watford F.C. traf er in 18 Meisterschaftsspielen immerhin drei Mal. Trotz dieser Kritikpunkte ist er ein Spieler mit enormem Potential, der in den nächsten Monaten so richtig explodieren kann. Der Verein ist zu hundert Prozent von ihm überzeugt und Fernando Forestieri versprach, dass er dieses Vertrauen am Platz zurückzahlen wird.
Almen Abdi
Der Schweizer Nationalspieler Almen Abdi wurde vor 26 Jahren in Prizren (heute Kosovo) geboren und wanderte als Dreijähriger mit seinen Eltern in die Schweiz aus. Zwischen 1994 und 2003 spielte er im Nachwuchs vom FC Zürich, wo er anschließend als 16-Jähriger in der Kampfmannschaft debütierte. Während er in den ersten drei Saisonen meist nur als Joker ins Spiel kam, erkämpfte er sich 2006/07 einen Stammplatz und gab diesen nicht mehr her. Sein Knoten platzte in der Saison 2008/09 als er in 32 Meisterschaftsspielen 19 Tore und 12 Assists beisteuerte. Er wechselte anschließend nach Le Mans, wo er eine durchwachsene Saison ablieferte und etwas unter den hohen Erwartungen blieb. Udinese Calcio verpflichtete anschließend den sechsfachen Nationalspieler und er absolvierte in zwei Saisonen immerhin 42 Einsätze in der Serie A, wobei er zum Großteil nur als Joker in die Partien kam. Die Italiener verliehen ihn an Watford, wo der Schweizer wieder so richtig aufblüht und die Fäden im Mittelfeld zieht.
Abdi kam sowohl im zentralen, als auch im linken Mittelfeld zum Einsatz, spielt nun aber meist in Zolas 3-4-1-2-System als offensiver Mittelfeldspieler hinter den beiden Spitzen. Nachdem seine Karriere in Le Mans und Udine ein wenig ins Stocken geriet, dreht Abdi in Watford voll auf, wobei er selbst meint, dass ihm die robuste Spielweise in England stark entgegenkommt. Abdi ist technisch extrem stark, hat einen gefährlichen Schuss und zieht gerne aus der zweiten Reihe ab. Er ist schwer vom Ball zu trennen und gilt als passsicher – bei all seinen offensiven Qualitäten arbeitet er auch viel nach hinten und ist sich auch für Tacklings nicht zu schade. Die negativen Kritikpunkte sind vergleichbar mit denen von Fernando Forestieri: er war in der Vergangenheit zu inkonstant, wirkte nicht immer fit und war ein wenig launisch am Platz. Zola scheint aber ein super Händchen für solche Spieler zu haben, denn Abdis Leistungssteigerung ist nicht zu übersehen und über kurz oder lang wird er auch in der Nationalmannschaft wieder eine Rolle spielen.
Stefan Karger, www.abseits.at
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