Lange Zeit verläuft das Spiel so, wie es sich die Saints erhofft hatten, am Ende scheitert man jedoch an der Ineffizienz im Abschluss, sowie... Wie Southampton erneut einen Giganten ins Wanken brachte und dennoch wieder verlor

Lange Zeit verläuft das Spiel so, wie es sich die Saints erhofft hatten, am Ende scheitert man jedoch an der Ineffizienz im Abschluss, sowie an Passivität und mangelnder Konzentration in der Schlussphase. 

United experimentiert

Manchester startete in einem stark asymmetrischen 4-2-3-1, da Welbeck nominell den linken Flügel besetzte, aber bei Offensivaktionen immer wieder extrem ins Zentrum zog und beinahe den zweiten Stürmer neben van Persie gab, während Evra am Flügel sehr hoch nachrückte. Cleverley und Carrick sollten eher defensiv absichern, wobei Cleverley in der Regel etwas höher stand als Carrick. Kagawa spielte hinter van Persie und half selten am linken Flügel aus. Auffallend war das extrem enge Zusammenspiel von van Persie, Welbeck und Kagawa in der Anfangsphase, was sich aber bald wieder aufhörte. Rechts hingegen standen Rafael und Valencia breit und waren vorsichtiger.

Mit Clyne als rechtem Außenverteidiger hatte Southampton einen Spieler aus dem Championship-„Team der Saison 11/12“ verpflichtet. Vor ihm spielte Jason Puncheon, ein quirliger, ballsicherer Flügelspieler. Lallana auf dem linken Flügel war letzte Saison einer der besten Assistgeber der Championship. Obwohl Clyne seit Beginn der Saison Stammspieler ist, saß noch dazu Frazer Richardson auf der Bank. Er war im Vorjahr der Verteidiger mit den meisten Assists, die alle aus dem Spiel heraus kamen; sein Mannschaftskollege auf der linken Seite, Danny Fox, kam ebenfalls in diese Assist-Statistik, aber deshalb, weil er der Standard-Schütze der Saints ist. Rickie Lambert ist ein kräftiger Stürmer mit gutem Antizipationsspiel und mannschaftsdienlichem Stil, der seit Jahren Tore und Assists wie am Fließband liefert.

In der Mittelfeldzentrale lief erneut James Ward-Prowse auf. Er ist das nächste Nachwuchstalent aus der Southampton-Akademie, durch die schon klingende Namen wie Walcott, Bale, und Oxlade-Chamberlain gegangen sind. Schneiderlin und Davis sollten ihn tatkräftig unterstützen und Manchester den Spielaufbau massiv erschweren, was ihnen größtenteils auch gelang.

Southampton lenkt das Spiel auf die Flügel

Nach nervösen Anfangsminuten konnte Southampton durch geschicktes Stellungsspiel das Match in jene Bahnen lenken, die es ermöglichen würden, den Giganten an den Rand einer Niederlage zu bringen.

Versuchte United über einen Innenverteidiger das Spiel aufzubauen, lief Lambert so oft wie möglich in den Raum zwischen Ferdinand und Vidic, um das Zusammenspiel der beiden zu unterbinden, und den Pass auf den Außenverteidiger zu provozieren. Ließ sich ein Mittelfeldakteur von United fallen, um den Ball aufzunehmen, wurde er zumeist von Davis oder Schneiderlin energisch verfolgt bzw. bei der Drehung Richtung Saints-Tor gestellt, während die anderen zentralen Mittelfeldspieler nach vorne rückten und Cleverley und Kagawa gut zudeckten. Diese Vorgehensweise war der Defensive von United sichtlich unangenehm, da häufig nur noch der Außenverteidiger angespielt werden konnte. Und genau das war Southamptons Ziel. Auf den Flügeln liegen die ureigensten Stärken dieser Mannschaft – und in diesem Spiel des Öfteren Uniteds Schwäche.

Welbecks riskante Doppelrolle

Zwar provozierte Welbecks unerwartet häufiges Erscheinen im Zentrum unangenehme Situationen für den Gegner, doch defensiv taten sich durch seine Abwesenheit Lücken auf. Offensichtlich hatte auch nur Evra den Auftrag, hinter Welbeck hoch aufzurücken, aber Kagawa und Carrick oder Cleverley kümmerten sich eher selten um die linke Seite, was bis zur Umstellung nach dem 1:2 so bleiben sollte. Das 1:0 durch Lambert entstand durch gutes Pressing von Schneiderlin auf Kagawa, der den Ball in der Vorwärtsbewegung verlor. Welbeck war zu dem Zeitpunkt in Position, doch blieb er als gelernter Stürmer in diesem Moment stehen und unterstützte Evra nicht gegen Puncheon, dieser flankte in den Strafraum, im anschließenden Kopfballduell hatte Rafael gegen den bulligen Lambert keine Chance.

In den Minuten nach dem 1:0 spielte kurzzeitig van Persie auf dem linken Flügel, während Welbeck als Zentrumsstürmer auf Bälle wartete, der Holländer orientierte sich aber bald wieder ins Zentrum, sodass Evra alleine die Verantwortung für seine Seite hatte. Wie zum Hohn für Fergusons Experiment brachte jedoch eine Flanke von der anderen Seite den Ausgleich. Rafael ging an Lallana vorbei, Valencia löste sich geschickt von Fox, und Clyne rutschte zu allem Unglück im schlechtesten Moment aus. Van Persie nahm die Flanke mit der Brust an und schoss aus wenigen Metern ein.

In der restlichen Zeit bis zur Pause hatte Welbeck anscheinend die Order bekommen, sich als normaler Flügelspieler aufzustellen, da er nur noch an der linken Flanke unterwegs war und defensiv mithalf. Die Saints versuchten jetzt öfters, Pressingphasen einzubauen, auch Lallana zog nun häufig ins Zentrum. Manchester hatte nun Schwierigkeiten, sich durchzukombinieren, Southampton kam mehrmals gefährlich vor das Tor, mehr als Halbchancen sprangen dabei aber nicht heraus.

Beispiel für Southamptons gutes Pressing: Lambert versperrt Vidic den Passweg zu Ferdinand, das Mittelfeld stellt die Passwege ins Zentrum und auf die Flügel zu; Carrick lässt sich fallen und wird bis in den Mittelkreis verfolgt, Vidic findet deshalb keine Anspielstation, dreht ab, und passt schließlich auf Evra, der von Puncheon frontal angelaufen wird, Lambert nähert sich aus der Spielfeldmitte; Vidic bekommt den Ball von Evra zurück und kann ihn unter Bedrängnis nur noch hektisch auf Cleverley weiterspielen; Schneiderlin antizipiert gut, fängt den Ball vor Cleverley ab, und leitet mit einem halbhohen Ball hinter die Abwehr eine gefährliche Situation ein

Ferguson stellt um

Nach der Pause ging es bis zum 2:1 für Southampton ausgeglichen weiter. Diesmal war es Evra, der nach einer Flanke von Lambert im entscheidenden Moment ausrutschte und den Weg freimachte für Schneiderlin, der wuchtig einköpfte. In der folgenden Phase kam United stark ins Wanken, da Southampton nun ein effektives Pressing aufzog und mehrere Chancen kreierte.

Nach 60 Minuten hatte Ferguson genug gesehen. Für Kagawa kam Nani, der den linken Flügel dauerhaft besetzte, und Scholes für Cleverley, der nun als Achter fungierte. Welbeck blieb ab sofort im Sturmzentrum neben van Persie, für ihn kam später Hernandez. Sofort sollte sich Scholes Passgenauigkeit bemerkbar machen, als er gefährlich in die Schnittstelle spielte und van Persie einsetzte, dessen Schuss aber gehalten wurde.

Ein Elfmeter im Panenka-Stil von van Persie wurde von Davis gehalten. Er machte damit seinen Abspielfehler wieder gut, der zum Foul im Strafraum geführt hatte. Trotz der Freude, weiter in Führung zu bleiben, sollte der Elfmeter ein schlechtes Omen sein für bevorstehende Konzentrationsmängel, die spielentscheidend sein würden.

Southampton scheitert erneut in der Schlussphase

Southampton wurde gegen Ende hin immer passiver. Was bislang den Spielfluss von United so erheblich gestört hatte, wurde kaum noch praktiziert. Man entschied sich stattdessen, den Bus vor dem Tor zu parken. Southampton erwartete United nun im ersten Drittel und hoffte auf die Möglichkeit zu Gegenstößen. Einzig Schneiderlin attackierte noch hin und wieder den ballführenden Gegner im Spielaufbau, aber keiner seiner Mitspieler setzte nach. Vor allem Ferdinand nutzte die nun entstandenen Freiräume und führte den Ball mehrmals in die gegnerische Hälfte. Als sich Ferdinand schließlich einmal in den Strafraum begab und Rafael eine Flanke hereinbrachte, ging er unbedrängt zum Kopfball, traf die Stange, van Persie staubte ab. Den Schlusspunkt setzte kurz darauf erneut der Holländer, der dank Abstimmungsproblemen der Verteidiger (die wieder von Ferdinand mitverursacht wurden) einen Eckball von Nani zum etwas glücklichen 3:2 für United verwerten konnte.

Uniteds Formation während der Schlussoffensive. Nani spielt nun klar als Linksaußen, Hernandez und Van Persie stürmen zentral.

Florian Eliadakis, abseits.at

Florian Eliadakis

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