Jeden Sonntag wollen wir in dieser neuen Serie einen Blick in die Vergangenheit werfen: Wir spielen sozusagen einen Zuckerpass in den Rückraum und widmen uns kurz und bündig legendären Toren, Spielen, Fußballpersönlichkeiten, Ereignissen auf oder neben dem Platz und vielem mehr. Wir wollen Momente, Begebenheiten, Biografien im Stile von Zeitlupenwiederholungen aus dem TV nochmals Revue passieren lassen. Zum Anlass nehmen wir hierbei Vergangenes, das in der abgelaufenen Kalenderwoche stattgefunden hat: Heute lassen wir Alex Fergusons Karriere anlässlich seines 80. Geburtstages Revue passieren…
Von Glasgow ins Old Trafford
Der Guardian schrieb 2013, dass das Ende einer Ära gekommen sei, als Sir Alex Ferguson am 8. Mai bekanntgab, sich am Ende der Saison als Trainer von Manchester United zurückzuziehen. Der Schotte war seit 1986 Übungsleiter der Red Devils gewesen, hatte das Team in vier CL-Finali geführt, wovon zwei gewonnen wurden. Außerdem holte „the Boss“, wie er ehrfürchtig genannt wurde, dreizehn englische Meisterschaften und fünf FA-Cup-Titel. Sein Führungsstil wurde als autoritär und knallhart beschrieben. Tatsächlich stand für Ferguson allerdings das Gefüge innerhalb der Mannschaft im Vordergrund und so gab er allen Teammitgliedern das Gefühl, sie seien für den Erfolg bedeutend. Es schien so, als hätte der meistdekorierte Trainer der Welt von der Wiege an für seine späteren Errungenschaften Erfahrungen gesammelt: Er wurde als Alexander Chapman Ferguson am Silvestertag 1941 in Glasgow geboren und wuchs nahe der Docks in einfachen Verhältnissen auf. Ferguson begann bei Harmony Row Boys Club mit dem Kicken und arbeitete nach seiner Schulzeit als Werkzeugmacher. Als 16‑jähriger feierte er beim Glasgower Fußballklub Queen’s Park sein Debüt in der Schottischen Liga, sechs Klubstationen später beendete er bei Ayr United seine aktive Fußballkarriere.
1974 begann „Fergie“ beim FC East Stirlingshire als Trainer zu arbeiten: Für ein 40-Pfund-Wochengehalt sollte er als 32-jähriger die Mannschaft in der Liga halten. Schon damals war der dreifache Vater vor allem eines: Furchterregend. Der schottische Stürmer McCulley erzählte später, er hätte nie vor etwas Angst gehabt, außer vor dem knorrigen Schotten. Vier Jahre später erlebte Alex Ferguson bei Aberdeen einen ersten Karrierehöhepunkt, als erstmals seit 15 Jahren weder die Rangers noch Celtic die schottische Meisterschaft holten, sondern das Team der Hafenstadt im Nordosten der Insel. Ferguson wusste: „Endlich glaubten die Spieler an mich.“ Der Erfolgsrun ging sodann weiter: Aberdeen wurde nach Siegen über Bayern und Real Madrid 1983 Europapokalsieger und gewann weiters dreimal hintereinander den schottischen Pokal und zwei weitere Meistertitel.
Für Alex Ferguson ging die Reise schließlich weiter, nach einem kurzen Stop als schottischer Nationaltrainer unterschrieb er bei den Red Devils und begann in Nord-England aufzuräumen: Ferguson stellte die Ernährungsgewohnheiten der Spieler und ihren Lebensstil infrage: „Manchmal blieben sie nach dem Training am Gelände und tranken den ganzen Tag.“ Er duldete keinen Widerspruch und führte ein strenges Regiment. „Fergie“ bildete mit David Beckham, Paul Scholes, Nicky Butt, Ryan Giggs, Gary und Phil Neville die goldene Generation der 90er aus und hatte Spieler wie Brian Robson, Roy Keane oder den legendären Eric Cantona in seinem Team. Letzterer war der absolut Einzige, dem der Trainer etwas durchgehen ließ, Cantona war schließlich nicht zu bremsen. 1999 war Man. United das Maß aller Dinge und die Mannschaft aus dem „Theatre of Dreams“ gewann das Triple. Ferguson wurde von der Queen zum Ritter geschlagen und avancierte mit jedem Jahr, das vorbeiging mehr zur britischen Trainerikone. Sein Erfolgsrezept blieb immer gleich: Zusammen etwas zu erreichen, Risiken einzugehen und diese als Team zu meistern. Anfang der 2000er überwarf er sich deswegen auch mit Mittelfeldass David Beckham. Gipfel der Auseinandersetzung war ein Schuh, den er „Becks“ an den Kopf warf. Der spätere Real Madrid-Profi wollte daraufhin auf den Übungsleiter, der eigentlich wie ein zweiter Vater für ihn gewesen war, losgehen und konnte nur von Mitspielern gebremst werden. Es war Beckhams Ende bei seinem Kindheitsklub, das Urteil des Bosses war gefallen: „Ein Spieler alleine kann es nicht schaffen. Es gehört immer ein Team dazu und der Trainer muss das kontrollieren.“, sagte er einst.
Fünf Jahre nach seinem Rückzug erlitt der achtfache Ehrendoktor einen Schlaganfall. Seitdem geht er es ruhiger an: Er widmet sich seinen Hobbys wie Weine sammeln, Golf, Snooker und Pferderennen. Schiedsrichter schreit Sir Alex schon lange nicht mehr an.
Marie Samstag, abseits.at
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Marie Samstag
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