Das Wintertransferfenster steht vor der Tür und verspricht zahlreiche spannende Wechsel. Doch welcher Klub hat eigentlich auf welcher Position den dringendsten Handlungsbedarf? Nach einem... Wintertransferfenster: Die Baustellen der Top-10 Premier-League-Klubs

Das Wintertransferfenster steht vor der Tür und verspricht zahlreiche spannende Wechsel. Doch welcher Klub hat eigentlich auf welcher Position den dringendsten Handlungsbedarf? Nach einem wahren Run auf zentrale Mittelfeldspieler im Sommertransferfenster, stehen nun wenig überraschend Innenverteidiger und Stürmer hoch im Kurs. Ein Überblick welche Baustellen die Top 10 Klubs der Premier League haben.

Liverpool FC

  • Innenverteidigung
  • Mittelstürmer

Es klingt auf den ersten Blick etwas komisch, wenn man bedenkt, dass der FC Liverpool die beste Verteidigung der Liga mit nur 16 Gegentoren aufweist. Seit Jahren aber mangelt es bei den Reds an einem zweiten starken Innenverteidiger. Joel Matip, Joe Gomez und Ibrahima Konaté wechseln sich neben Superstar Virgil van Dijk in der Innenverteidigung ab, so richtig überzeugen konnte aber keiner.

Es verwundert daher auch nicht, dass der Name Piero Hincapié immer wieder an der Anfield Road gehandelt wird. Zum einen, weil sich die Reds gerne in der deutschen Bundesliga bedienen, zum anderen, weil Hincapié sowohl links hinten als auch in der Innenverteidigung spielen kann. Ob Hincapié die Lösung ist, ist fraglich, da er in Leverkusen seinen Stammplatz verloren hat.

Generell wäre es aber nicht überraschend, wenn sich die Reds mit einem starken Innenverteidiger verstärken würden und es sollte auch nicht überraschen, wenn der Name Matthijs de Ligt wieder aufs Tapet kommt. In Liverpool war man schon vor Jahren am Niederländer interessiert und sah in ihm den perfekten Partner zu Virgil van Dijk.

Auch im Angriffszentrum besteht bei den Reds durchwegs noch Bedarf. Darwin Nunez hat in dieser Saison zwar in 18 Spielen fünf Tore und fünf Assists beigesteuert, kommt aber nur in knapp 60% aller Spiele zum Einsatz. Wenn er sticht, dann meist als Joker. Ob man in Liverpool bereut im Sommer nicht bei Joao Pedro zugeschlagen zu haben? Der Brasilianer hätte perfekt in das System von Jürgen Klopp gepasst und war für eher schlappe 32 Millionen Euro zu haben. Was er kann, zeigt er nun in Brighton. 25 Spiele, 13 Tore und zwei Assists in der Premier League und der Europa League.

Arsenal FC

  • Mittelstürmer

36 Tore haben die Gunners in 18 Spielen erzielt. Toptorschütze ist Bukayo Saka mit gerade einmal sieben Toren. Die beiden nominellen Mittelstürmer Eddie Nketiah und Gabriel Jesus kommen auf magere fünf bzw. drei Tore.

Arsenal agiert offensiv gefällig, agiert mit viel Spielwitz, erzielt die Treffer aber meist aus dem Mittelfeld, von den Flügeln oder aus Standardsituationen.

Die Position des Mittelstürmers ist in einer ansonsten starken Mannschaft der Schwachpunkt und auch, wenn Mikel Arteta sein Spiel nicht auf einem Mittelstürmer aufbaut, es wird Spiele geben, die man nur mit einem Brecher im Sturmzentrum gewinnen kann. Bei der 0:2 Niederlage gegen West Ham United wurde wieder einmal deutlich, dass man mit dem schnellen und dribbelstarken Gabriel Jesus gegen einen tiefstehenden Gegner nur wenige Chancen herausspielen kann, weil dieser dies nicht zulässt.

Kein Wunder, dass im Emirates die Namen von Serhou Guirassy und Ivan Toney sowie Dominic Solanke kursieren. Günstigste Variante wäre jedenfalls Guirassy, er soll eine Ausstiegsklausel in Höhe von 17,5 Millionen Euro in seinem Arbeitspapier haben.

Heißesten Eisen wäre aber wohl Feyenoords Tormaschine Santiago Gimenez. Der Mexikaner hat in 16 Spielen 18 Tore in der Eredivisie erzielt. Für den 22-Jährigen müssten wohl an die 60 Millionen Euro auf den Tisch gelegt werden. Nur zur Erinnerung: Im Sommer 2022 hatten die Holländer schlappe 4 Millionen Euro an CD Cruz Azul für den Torjäger überwiesen.

Aston Villa

  • Innenverteidiger

Die Villans haben 25 Tore zugelassen, was sicherlich auf die Umstellungen im Abwehrzentrum nach der Verletzung von Tyrone Mings zurückzuführen ist.

Neuzugang Pau Torres hat seinen Job zwar bislang solide erledigt, mit Clemens Llenglet, Diogo Carlos und Ezri Konsa fehlt es aber im Abwehrzentrum an Qualität. Mings fällt noch bis Saisonende aus, wodurch Unai Emery dringenden Bedarf auf der zweiten Innenverteidigerposition hat. Victor Lindelöf von Manchester United würde gut nach Birmingham passen. Ein verbissener Zweikämpfer, der derzeit bei Erik ten Hag nicht erste Wahl ist. Günstig zu haben wäre wohl aber auch Eric Dier, der nach einer guten letzten Saison unter Ange Postecoglou gar keine Rolle mehr spielt. Zuletzt wurden ihm sogar die beiden Außenverteidiger Emerson Royal und Ben Davies in der Innenverteidigung vorgezogen.

Im Sturm hat man mit Ollie Watkins einen der besten Scorer der Liga unter Vertrag, es fehlt aber an Alternativen. Und so soll man in Birmingham an Timo Werner und Kelechi Iheanacho interessiert sein, um in der Rückrunde im Angriff stärker aufgestellt zu sein.

Manchester City

  • Verteidigung

Oberste Priorität hat es bei Manchester City Kevin de Bruyne so schnell wie möglich fit zu bekommen. Der Belgier ist in der starken Truppe von Coach Guardiola nicht zu ersetzen und fehlt im Spielaufbau, was man den Citizens auch anmerkt. Phil Foden und Jack Grealish sind zwar gute Spielmacher, fühlen sich aber auf dem Flügel wohler und haben zudem nicht das besondere Etwas eines Kevin de Bruyne, der Spiele auch allein entscheiden kann.

Was dem Meister aber guttun würde, wäre ein neuer Verteidiger. Während man im Offensivbereich auf eine große Auswahl an starken Spielern zurückgreifen kann und den besten Angriff der Liga vorweist, hat man in Manchester im Defensivbereich durchaus Probleme. Josko Gvardiol ist der Durchbruch bisher verwehrt geblieben und Manuel Akanji und Nathan Aké haben nicht die Extraklasse, die man im Abwehrzentrum braucht.

Jarrad Branthwaite von Ligakonkurrent Everton, der eine ausgezeichnete Hinrunde gespielt hat, soll dem Vernehmen nach weit oben auf der Liste stehen und würde auf Grund seiner Attribute (Schnelligkeit, technische Stärke) perfekt in Guardiolas System passen.

 

Tottenham Hotspurs

  • Innenverteidigung

Das größte Kopfzerbrechen bereitet Ange Postecoglou wohl derzeit das offensive Mittelfeld. Nach dem Ausfall von James Maddison wirken die Spurs ideenlos, was sich insbesondere auch im Spiel gegen Brighton gezeigt hat. Kulusevski wirkt im Zentrum oftmals eingeengt und weicht gerne auf den Flügel, wodurch ein Vakuum im Zentrum entsteht.

Maddison wird aktuellen Meldungen zufolge aber im Jänner wieder einsatzbereit sein, weswegen die Spurs auf dieser Position nicht am Transfermarkt aktiv werden.

Nach den Verletzungen von Micky van de Ven und Cristian Romero ist aber klar, dass die Spurs einen neuen Innenverteidiger brauchen, denn mit Eric Dier verfügt Coach Postecoglou nur noch über einen arrivierten gelernten Mann fürs Abwehrzentrum. Eben dieser spielt aber in den Planungen des Coaches keine Rolle und so wurden ihm gegen Brighton die beiden gelernten Außenverteidiger Ben Davies und Emerson Royal vorgezogen. Die verheerenden Folgen spiegeln sich im Ergebnis wider – es setzte ein verdiente 4:2 Klatsche.

Radu Dragusin von Genua soll auf Ange Postecoglous Liste ganz oben stehen und im Jänner nach London wechseln.

 

Manchester United

  • Flügelspieler
  • Torwart

Der Mannschaft im Old Trafford fehlt es an einigen Positionen an Qualität.

André Onana schien seine schwierigste Zeit hinter sich zu haben und zu stabilisieren, gegen Aston Villa sah der Kameruner dann aber bei beiden Gegentoren wieder ziemlich alt aus. Die Diskussionen um einen neuen Torhüter werden nicht abreißen, auch weil der Kameruner am Africa Cup teilnehmen wird. Mit Altay Bayindir kann man in Manchester auf eine gute Nummer 2 zurückgreifen, eine Rückkehr von David de Gea scheint aber dennoch nicht ausgeschlossen.

Apropos Stabilisierung: Für die sorgt im Abwehrzentrum derzeit einer, mit dem keiner mehr gerechnet hatte: Harry Maguire. Der ehemalige Kapitän feierte auf Grund zahlreicher Verletzungen in der Innenverteidigung sein Comeback und bot starke Leistungen, womit die Baustellen in der Innenverteidigung beseitigt scheinen. Auch, wenn Raphael Varane die Red Devils im Winter verlassen sollte, so hat man mit dem wiedererstarkten Harry Maguire, Victor Lindelöf und Jonny Evans neben Lisandro Martinez, der im Jänner wieder von seiner Verletzung zurückkehren soll, Optionen.

Aber auch hier gilt: Manchester United sollte die Situation von Jarrad Branthwaite bei Everton genau beobachten, denn er würde perfekt zu den Red Devils passen.

Wo es aber definitiv nach wie vor krankt, ist das Flügelspiel. Rashford ist außer Form, Antony besitzt nicht das Kaliber, das man für die Premier League braucht und so ruht die ganze Last auf Alejandro Garnacho. Der ist zwar in Topform, aber ein Flügel ist bekanntlich einer zu wenig. Anthony Gordon hätte im Old Trafford perfekt ins System gepasst, geigt nach seinem Wechsel von Everton zu Newcastle United aber jetzt im St. James Park groß auf.

Crysencio Summerville von Leeds United könnte für die Red Devils Sinn machen. 22 Jahre alt, in der Championship mit 11 Toren und sechs Assists in 21 Spielen gut unterwegs. Letztes Jahr in der Premier League schaffte er es auf vier Tore und zwei Assists in 28 Spielen. Kolportierte 18 Millionen Euro beträgt der Marktwert des Holländers. Ein Schnäppchen für den Klub aus Manchester, aber ein Spieler, der im Old Trafford fehlt. Schnell und mit Zug zum Tor.

Für einen anderen spannenden Spieler, nämlich Johan Bakayoko von PSV, der drei Tore und acht Assists in der Liga verbuchen könnte, müsste man wohl um die 45 Millionen Euro berappen.

Stärkt man in Manchester die Flügel, funktionieren die Stürmer auch weiter. Zwar haben sowohl Rasmus Hojlund als auch Marcus Rashford im Sturmzentrum bisher jegliche Torgefahr vermissen lassen, dies liegt aber zu einem großen Teil daran, dass das Flügelspiel der Red Devils nicht funktioniert und der Spielaufbau durch die Mitte erfolgen muss. Denkbar ungünstig für zentrale Spitzen.

 

West Ham United

  • Stürmer

Kurz vorab: West Ham United liegt weit über den Erwartungen und generell davon zu sprechen, dass man in London Verstärkungen brauche, ist weit hergeholt.

Gerade beim 2:0 Sieg gegen Arsenal hat man gesehen, wie stark die Truppe von David Moyes ist. Taktisch diszipliniert und aggressiv gegen den Ball, die Hammers zeigen Fußball mit Leidenschaft.

Einziger kleiner Schwachpunkt ist der Sturm. Jarrod Bowen hat in 18 Spielen 11 Tore und zwei Vorlagen beigesteuert, sollte er sich verletzen, hätte man in London aber Probleme, denn Danny Ings könnte Bowen nicht einmal ansatzweise ersetzen.

Zudem wird über einen Wechsel von Lucas Paqueta spekuliert, der dann im Mittelfeld fehlen würde. Bowen könnte dann eines zurück ins Mittelfeld rutschen, ohne dass man sich Sorgen über die Position des Stürmers machen müsste.

Nachdem David Moyes gerne auf Spieler setzt, die „underrated“ sind, ins Kollektiv passen und zum Charakter der Mannschaft, ist nicht mit der Verpflichtung eines bekannten Namens zu rechnen.

Adam Armstrong könnte aber durchaus eine Überlegung wert sein. Die Kontakte zu Southampton nach dem Wechsel von James Ward Prowse im Sommer dürften noch intakt sein und die 12 Tore und neun Assists in 24 Ligaspielen sprechen für sich. Armstrong ist flexibel einsetzbar, beweglich und schnell und passt daher perfekt in die Vorstellungen von David Moyes.

Newcastle United

  • Torwart

Die Magpies brauchen nach der Verletzung von Nick Pope einen neuen Keeper, das steht fest. Martin Dubravka hat zwar Premier League Erfahrung und ist ein solide Nummer 1, ob man mit ihm, den man letztens sogar an Manchester United verliehen hat, aber um die Champions League mitspielen kann, ist fraglich.

Und: Mit David de Gea wäre ein derzeit vereinsloser Spieler, der auf ein Jahrzehnt in der Premier League zurückblicken kann, sofort und ablösefrei verfügbar.

Eine weitere Option wäre Aaron Ramsdale, der in dieser Saison bei Arsenal seinen Stammplatz verloren, aber jedenfalls zu den besseren Torhütern der Liga zählt, bedenkt man seine Leistungen im letzten Jahr. Arsenal wäre einer Leihe sicherlich nicht abgeneigt, um Ramsdale wieder Spielpraxis zu geben.

 

Brighton FC

  • Spielmacher

Auch, wenn das Team aus Brighton derzeit hochgelobt wird, so liegt man bisher, nüchtern betrachtet, hinter den Erwartungen zurück. Mit einem der meistgefragten Trainer Europas und dieser hochtalentierten Mannschaft wäre mehr drin.

Zwar hat Brighton gegen Tottenham eine hervorragende Leistung abgeliefert, so wurde eines deutlich: Die Lücke, die Alexis Mac Allister hinterlassen hat, konnte man bei den Seagulls bis dato nicht schließen und so lastet eine große Last auf den Schultern von Pascal Groß. Der Deutsche spielt bis dato zwar eine großartige Saison, ist aber kein klassischer oder zumindest ein verkappter Zehner, wie es der Argentinier war.

Was es braucht, ist ein torgefährlicher Mittelfeldspieler, der im offensiven Mittelfeld agiert. Matt O’Reilly von Celtic wäre daher eine Option. Neun Tore und fünf Assists in 19 Spielen stehen auf der Visitenkarte des Dänen. Auch der Isländer Kristian Hlynsson, der für Ajax vier Tore in zwölf Spielen geschossen hatte, würde das Anforderungsprofil der Seagulls erfüllen. Denn auch in Brighton gilt, dass man keine namhaften Spieler sondern Talente holt.

 

Chelsea FC

  • Konstanz

Beim Chelsea FC über Neuzugänge zu sprechen, wäre abstrus. In den letzten beiden Jahren wurde in London die Schatulle so weit geöffnet, wie bei keinem anderen Verein. Das Ergebnis: Horrende Ablösesummen, eine junge Mannschaft ohne wirkliche Führungsspieler und ein viel zu großer Kader.

Was bei den Blues einkehren muss, ist Ruhe und Vertrauen in den Trainer. Von Graham Potter hat man sich letztes Jahr viel zu früh getrennt, weil die Erwartungshaltung eine viel zu große war. Eine, die Coach und Mannschaft nicht erfüllen konnten. Daraus scheint man gelernt zu haben, denn Mauricio Pochettino sitzt trotz eines eher mauen Starts fest im Sattel.

Versäumt wurde neben dem Einkauf vieler junger Spieler, dass es für eine funktionierende Mannschaft auch erfahrene Spieler braucht. Man blicke nach Brighton, wo man neben den hochtalentierten Youngstars auf Lewis Dunk, James Milner und Pascal Groß setzt.

Patrick Stummer, abseits.at

Patrick Stummer