Woran der Madl-Fulham-Deal noch scheitern könnte und was ihn dort erwarten würde
England 28.Januar.2016 Werner Sonnleitner 1
Michael Madl, der Kapitän des SK Sturm Graz, steht kurz vor einem Transfer in die englische Championship, die zweithöchste Spielkasse auf der Insel. Woran es noch scheitern könnte, was ihn in der britischen Metropole erwarten würde und wer der FC Fulham eigentlich ist, haben wir uns heute näher angesehen.
Am Montag brach der 27-jährige Kapitän der Steirer vorzeitig vom Trainingslager in Belek auf – Ziel London. Dort stand für den Innenverteidiger tags darauf der Medizincheck beim Fulham Football Club am Programm. Der vorläufige Höhepunkt eines schon länger andauernden Flirts. Medienberichten zufolge bestätigte General Manager Gerhard Goldbrich, dass die Engländer schon im Sommer aktiv Abwerbungsversuche unternahmen und es immer wieder Kontakt gab. Nun wären sich beide Klubs allem Anschein nach soweit einig, für den österreichischen Jugend-Nationalspieler würde sich ein Kindheitstraum erfüllen.
Soweit die offiziellen Fakten. Auf einen bestätigten Deal wartet man seitdem jedoch noch vergeblich. Sowohl in den sozialen Netzwerken, als auch auf den beiden Klubhomepages findet man die bestätigte Transfer-Schlagzeile (noch) nicht. Am Medizincheck wird es wohl nicht liegen und auch an den finanziellen Forderungen sollte es nicht hapern, der Grund könnte ein ganz anderer sein.
Eigentlich dürfen nämlich die abstiegsbedrohten Londoner in dieser Transferzeit keine Spieler verpflichten. Unter bestimmten Umständen ist momentan rechtlich gesehen nur das „Ausleihen“ möglich. Laut Klubangaben ist diese Sanktion übrigens ein Überbleibsel aus der Magath-Ära, in der die Spielereinkäufe die Personalkosten explodieren ließen. Dadurch wurden die Financial Fair Play Richtlinien torpediert, weshalb das aktuell gültige Transfer-Embargo verhängt wurde.
Madl hat bei den Blackies noch einen Vertrag bis 2017, den Medizincheck am Dienstag in London absolviert und die Klubs dürften sich einig sein. Jetzt sind die Juristen der Londoner gefordert, einen möglichen Wechsel so zu verpacken, um die Transfersperre rechtlich zu umschiffen und ihn so bei der englischen FA abwickeln zu dürfen. Zeit bleibt noch bis Montag, dann schließt das Wechselfenster wieder.
2015/16 – bislang nur wieder eine weitere Saison zum Vergessen
Was würde den gebürtigen Steirer am Ufer der Themse – wo der Klub seine Heimstätte hat – erwarten? Die Abwärtsspirale beim FFC ist alarmierend. Zuerst 2013/14 der bittere Gang in die Championship. Nachdem die Mission „direkter Wiederaufstieg“ in der Vorsaison grandios mit Rang 17 scheiterte, ging man mit gemischten Gefühlen ins zweite Jahr. Nach einem Stotterstart schienen die Londoner im Herbst wieder in die Spur gefunden zu haben. Durften die „Cottagers“ sogar zwischenzeitlich mit einem Aufstiegs-Playoff Platz liebäugeln. Doch seit Anfang November geht fast gar nichts mehr beim FC Fulham: Nur ein Sieg konnte seitdem gefeiert werden. Gleich fünf Unentschieden und acht Niederlagen kosteten mittlerweile Kit Symons den Job.
Mit Jahresbeginn übernahm der Serbe Slavisa Jokanovic die Geschicke im Craven Cottage, der aber noch immer auf seinen ersten Sieg in der Coaching Zone wartet. Die Krise manövrierte den Klub zurück in den Abstiegskampf. Nur mehr vier Punkte beträgt der Polster für den aktuell Siebzehnten der Liga. Gelingt am Samstag kein Erfolgserlebnis gegen den direkten Abstiegskonkurrenten aus Blackburn, wird auch dieser davonziehen und die Lage dadurch noch dramatischer. Kommende Woche wartet dann mit Derby County schon ein heißer Aufstiegskandidat. Da könnte es schon zu einem direkten Österreichduell zwischen Weimann und Madl kommen.
Die Kadersituation
Das Prunkstück ist unbestritten die Offensive, die mit 43 Volltreffern zu den besten der Liga zählt. Star der Mannschaft ist der Schotte Ross McCormack, der sich mit 15 Saisontreffern in die Notizbücher zahlreicher Scouts ballerte. Dazu brachte es das französische Talent Moussa Dembélé auf neun Tore. Madls direkte Konkurrenten in der Innenverteidigung wären mit Richard Stearman, Nikolay Bodurov und Tim Ream drei gestandene Innenverteidiger. Dazu hat sich mit Dan Burn ein Eigengewächs zu einer fixen Größe im Abwehrzentrum etabliert. Harte Konkurrenz, die den ehemaligen Sturm-Kapitän in der britischen Metropole erwarten würde. Doch mit 48 Gegentoren in 28 Spielen ist die Defensive alles andere als sattelfest, frisches Blut in der löchrigen Hintermannschaft wäre eine durchaus realistische Konsequenz. Im Mittelfeld zieht mit Kapitän Scott Parker ein Premier League erprobter Crack und 18-facher Teamspieler der Three Lions die Fäden.
Der Klub – lange Tradition aber ohne Trophäen
Premier League Fans ist das alte Stadion mit der markanten Holztribünen-Konstruktion noch immer ein Begriff. Bei Spitzenspielen tummeln sich im „Graven Cottage“ an die 25.000 Zuschauer, im Liga-Alltag dann aber doch meist deutlich weniger. In die internationalen Schlagzeilen kam der Verein erstmals 1997, als der ägyptische Milliardär Mohamed Al-Fayed den Klub in Liga drei übernahm und ihn im Eilzugtempo in die Premier League führte. Dort mauserte man sich im neuen Jahrtausend zu einem Stammgast, erst 2014 stieg der Klub wieder ab. Felix Magath brachte damals den FFC zwar mit Schlagzeilen am Fließband und Transfergerüchten in den deutschsprachigen Sport-Boulevard, den Klub aber in Liga zwei.
Mittlerweile aber alles schon unter einem neuen Eigentümer: Shahid Khan – ein schwerreicher Pakistani kaufte den Klub im Jahr 2007. Zu Titel reichte es in der langen Historie des Vereins noch nicht, je eine Finalteilnahme im FA Cup (1975) und eine in der Europa League (2010) ließen die Cottagers kurzfristig von Trophäen und Ruhm träumen. Einen kleinen Beisatz hat der Fulham Football Club dann aber doch für alle Fußballnostalgiker auf der Visitenkarte stehen: 1879 gegründet, bedeutet nämlich „ältester Profifußballklub Londons“.
Die nächsten Tage werden also noch spannend, ob der Transfer über die Bühne geht. Klappt der Deal wäre Madl schon der fünfte Österreicher in der Championship: Weimann (Derby County), Marco Djuricin, Konstantin Kerschbaumer (beide Brentford) und Atdhe Nuhiu (Sheffield Wednesday) verdienen bereits in Englands zweiter Leistungsklasse ihre Brötchen.
Werner Sonnleitner, abseits.at
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