In dieser begleitenden Serie zur Europameisterschaft in Frankreich werden pro Gruppenspieltag die Schlüsselduelle der einzelnen Begegnungen kurz unter die Lupe genommen. Wer die Duelle für sich entscheiden konnte und ob es überhaupt zu den vorgestellten Auseinandersetzungen gekommen ist, wird am folgenden Tag besprochen. Diesmal mit den Paarungen Schweiz – Frankreich und Rumänien – Albanien.
Xherdan Shaqiri vs. Dimitri Payet
Der aufgrund seiner körperlichen Statur auch gern „Kraftwürfel“ genannte Shaqiri, ist ein klassischer Flügelspieler, der mit Tempo über die Außen kommt und das Eins-gegen-Eins sucht. In diesen Situationen setzt sich der gebürtige Kosovare dank seiner Wucht und Dribbelstärke sehr oft durch und leitet so viele gefährliche Offensivaktionen der Eidgenossen ein. Zudem tritt er hervorragende Standards, die ebenso zu den Stärken der Schweizer gehören. Bei all seiner fußballerischen Klasse heftet dem 24-Jährigen jedoch ein kleiner Makel an: bisher konnte er sich bei keinem europäischen Topverein richtig durchsetzen. Weder bei Bayern München, noch bei Inter Mailand spielte er sich dauerhaft in die erste Elf. Bei seinem aktuellen Verein Stoke City und in der Nati ist er aber unumstrittener Stammspieler.
Payet gehört bisher zu den überragenden Akteuren dieses EM-Turniers. Der 29-Jährige war in beiden bis dato absolvierten Spielen jeweils der beste französische Spieler auf dem Platz und erzielte bereits zwei Tore. Der Mann von West Ham United kurbelt das Spiel der Equipe Tricolore über den Flügel an, zieht gerne in die Mitte, bringt seine Mitspieler immer wieder in aussichtsreiche Abschlusssituationen und sucht diese, dank seiner tollen Schusstechnik, auch häufig selbst. Payet galt lange Zeit als ewiges Talent, das vor allem die nötige Konstanz in seinen Leistungen vermissen lies. Bei dieser EM hat er es aber bisher all seinen Kritikern gezeigt und verkörpert derzeit konstante Weltklasse.
Nicolae Stanciu vs. Arlind Ajeti
Nach einer guten Partie im Auftaktmatch gegen Gastgeber Frankreich, ließ Rumäniens Nationaltrainer Anghel Iordanescu Stanciu im Spiel gegen die Schweiz überraschend auf der Bank. Im entscheidenden Spiel um den möglichen Aufstieg gegen Albanien, werden die Rumänen wohl aber wieder auf ihren individuell besten Offensivakteur setzen. Gegen Albanien werden die Osteuropäer sich nicht in der Defensive verbarrikadieren können, wenn sie ihre Chance auf das Achtelfinale wahren wollen. Der 23-Jährige von Steaua Bukarest könnte mit seiner Technik und Übersicht in diesem Spiel sehr wichtig für die Rumänen werden.
Albanien hat sich bisher bei dieser EM sehr teuer verkauft. Leider blieben die nötigen Resultate aus, sodass die Südosteuropäer nach zwei Spieltagen mit leeren Händen dastehen. An der Defensive um Arlind Ajeti hat es jedenfalls nicht gelegen. Der 22-Jährige Innenverteidiger von Frosinone Calcio überzeugte bisher durch seine Zweikampfstärke und taktische Reife. Mit stabilen Leistungen spielte sich der bis dato wohl beste Defensivakteur seiner Mannschaft, bei diesem Turnier in den Fokus der größeren europäischen Vereine.
Nachbetrachtung der gestrigen Duelle
Im ersten Spiel des Tages zwischen Belgien und Irland, konnte das Beneluxland zum ersten Mal sein Potential zumindest in Ansätzen abrufen. Dies gilt auch für Kevin De Bruyne, der offensiv ein sehr gutes Spiel machte, viel unterwegs war und seiner Mannschaft mit seinem Passspiel immer wieder wichtige Impulse geben konnte. Das 1:0 durch Romelu Lukaku bereitete er beispielsweise mustergültig vor. Auch die Passquote von 88 Prozent bestätigte den guten Eindruck des 24-Jährigen. Sein Gegenüber Wes Hoolahan darf man in einem offensiv-bemüht aber limitierten Team getrost noch als den besten Angriffsspieler bezeichnen. Trotz einer Passquote von ebenfalls 88 Prozent, konnte der Ire seiner Mannschaft jedoch zu selten entscheidenden Impulse geben.
In der vielleicht taktisch und spielerisch bisher schwächsten Partie, passten sich sowohl Zoltan Gera als auch Gylfi Sigurdsson der Leistungen ihrer Mannschaft an. Überraschenderweise versuchte vor allem die Ungarn offensiv Akzente zu setzen, während sich die Isländer nur der Sicherung des eigenen Tors widmeten. Bis auf seinen verwandelten Elfmeter zum 1:0 war Sigurdsson kein entscheidender Faktor im tendenziell aber eher auch nicht vorhandenen Offensivspiel der Isländer. Dennoch war das Passspiel des 26-Jährigen mit einer Quote von 84 Prozent wieder sehr gut. Gera hatte die zweitmeisten Ballkontakte seiner Mannschaft, war aber im Spielaufbau eher durchschnittlich und konnte auch nach vorne keine Impulse setzen; defensiv erfüllte er seine Aufgaben aber sehr diszipliniert. Die Leistung beider Akteure ist mit dem Begriff solide wohl am treffendsten zusammengefasst.
Das Spiel gegen Portugal wird in Österreich wohl als die Robert-Almer-Show in die Geschichte eingehen. Der Austrianer war an diesem Abend die allesüberstrahlende Figur im Spiel von Österreich. Wir können uns beim Spielglück und Robert Almer bedanken, dass die Begegnung nicht mit 0:3 endete. Bei den Portugiesen war Cristiano Ronaldo die zentrale Figur in der Offensive, und so stand Ricardo Quaresma, der wegen einer Undiszipliniertheit früh die gelbe Karte sah, mit seiner Leistung im Schatten des Superstars. Der 32-Jährige zeigte gute Ansätze, agierte aber teilweise etwas fahrig und überhastet. Auch Marko Arnautovic ging in einer schwachen österreichischen Offensive eher unter und war im Angriff kein Faktor. Sein kämpferisches Engagement muss man ihm, wie der gesamten Mannschaft, jedoch zugute halten.
Ral, abseits.at
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