In dieser begleitenden Serie zur Europameisterschaft in Frankreich werden pro Gruppenspieltag die Schlüsselduelle der einzelnen Begegnungen kurz unter die Lupe genommen. Wer die Duelle für sich entscheiden konnte und ob es überhaupt zu den vorgestellten Auseinandersetzungen gekommen ist, wird am folgenden Tag besprochen. Diesmal mit den Paarungen Italien – Schweden, Tschechien – Kroatien und Spanien – Türkei.
Giorgio Chiellini vs. Zlatan Ibrahimovic
Chiellini ist in der Squadra Azzurra mittlerweile eine Institution und führt die lange Reihe legendärer italienischer Abwehrspieler nahtlos fort. Der Innenverteidiger zeigte bereits im Auftaktmatch eine starke Leistung, sodass die hochgelobte belgische Offensive torlos blieb. Der 31-Jährige von Juventus Turin hat seine Stärken im Zweikampf und Stellungsspiel, wobei auch sein Passspiel ausgezeichnet ist. Mit 187 cm und 85 kg Gewicht, bringt Chiellini ebenso alle körperlichen Vorrausetzungen mit, um einen Ibrahimovic aus dem Spiel zu nehmen.
Eben jener ist die einzige Offensivwaffe Schwedens. Im Angriff läuft alles über Ibrahimovic; diese Tatsache macht das schwedische Spiel natürlich extrem ausrechenbar, und sollte der italienischen Defensive voll in die Karten spielen. Trotzdem darf man den 34-Jährigen als Abwehrspieler über das gesamte Spiel nicht aus den Augen verlieren. Die kleinste Unkonzentriertheit kann fatal enden – was die Iren im ersten Gruppenspiel bereits leidvoll erfahren mussten.
Ladislav Krejci vs. Sime Vrsaljko
Krejci ist neben Altmeister Tomas Rosicky der wohl wichtigste Spieler der Tschechen im letzten Angriffsdrittel. Der 23–Jährige kommt vorwiegend über den linken Flügel, zieht aber auch gerne ins Zentrum. Krejci gilt als eines der größten Offensivtalente im tschechischen Fußball, wobei er seine Fähigkeiten bisher noch nicht auf der großen Bühne präsentieren konnte, da er immer noch in der heimischen Liga bei Sparta Prag spielt. Mit einer guten EM könnte sich Krejci, dessen Spiel immer noch etwas unausgereift wirkt, jedoch ins Blickfeld der größeren europäischen Vereine spielen.
Der kroatische Außenverteidiger gilt in seinem Jahrgang als einer der hoffnungsvollsten Spieler in diesem Mannschaftsteil. Die Stärken des 24-Jährigen liegen in seinem Zweikampfverhalten und seiner taktischen Intelligenz. Vrsaljko ist etatmäßiger Rechtsverteidiger, muss im kroatischen Team aber auf der linken Seite aushelfen, da er an Platzhirsch Dario Srna (noch) nicht vorbeikommt. Der Kroate steht derzeit noch beim italienischen Erstligisten US Sassoulo unter Vertrag, wird nach der EM aber zu Atletico Madrid wechseln.
Andres Iniesta vs. Arda Turan
Über den Spanier braucht man eigentlich nichts mehr zu erzählen. Iniesta ist einer der fußballerisch intelligentesten Spieler, der je diesen Sport ausgeübt hat. Seine Pässe und Dribblings sind ein Augenweide; im Zweikampf ist es fast unmöglich ihn vom Ball zu trennen. Wenn Busquets das Hirn der Seleccion ist, dann muss man Iniesta als Herz der spanischen Auswahl bezeichnen. Mittlerweile merkt man dem 32-Jährigen in puncto Dynamik jedoch das Alter an. Dass Iniesta trotzdem immer noch Weltklasse ist, zeigte er beispielsweise im Auftaktmatch gegen Tschechien.
Auch Arda Turan kann getrost als Herz der türkischen Mannschaft bezeichnet werden. Gegen Kroatien im ersten Gruppenspiel blieb der Kapitän der Türken jedoch weit unter seinen Möglichkeiten. Falls Turan seine Stärken im Passspiel und seine Aggressivität gegen Spanien auf den Platz bringen kann, sind die Türken jedenfalls nicht chancenlos. Gegen die Iberer braucht es aber dringend einen Turan in Topform, andernfalls könnte das Turnier für die Türken nach diesem Spiel schon vorbei sein.
Nachbetrachtung der gestrigen Duelle
In einem intensiven Spiel war auf walisischer Seite erneut Gareth Bale der zentrale Akteur. Er sorgte über die Flügel und aus der Zentralen heraus immer wieder für Gefahr und war von Kyle Walker nicht zu stoppen. Auch präsentierte Bale beim 1:0 wieder einmal seine überragende Schusstechnik, wobei der Freistoß zum Führungstreffer alles andere als unhaltbar war. Im Laufe der Partie zeigte sich aber, dass ein Bale offensiv zu wenig ist. Der Rest der Waliser schaffte es während der britischen Drangphase nicht, offensiv für Entlastung zu sorgen. Ein Unentschieden wäre in dieser Begegnung aber wohl das gerechtere Ergebnis gewesen, fehlten den Engländern gegen gut organisierte Waliser doch meist die offensiven Einfälle.
Im zweiten Spiel des gestrigen Tages offenbarte die Ukraine eklatante Schwächen im Spielaufbau und zeigte einen erschreckenden Mangel an offensiver Variabilität. Auch die im Vorfeld so hochgelobten ukrainischen Flügelzange, inklusive Evgen Konoplyanka, fehlten die Ideen, um die disziplinierte Verteidigung der Nordiren ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Für die Ukraine ist das Turnier damit beendet, während sich Evans und Co. überraschenderweise noch Hoffnungen auf den Aufstieg ins Achtelfinale machen können.
Im Duell der Mittelfeldstrategen im Spiel zwischen Deutschland und Polen, konnte kein eindeutiger Sieger ermittelt werden. Kroos und Krychowiak gehörten beide zu den besten Akteuren ihrer jeweiligen Mannschaft, und sorgten dafür, dass das Spiel vor allem im Mittelfeld sehr intensiv und auf taktisch höchstem Niveau geführt wurde. Kroos konnte dem deutschen Team in der Offensive jedoch keine zündenden Ideen liefern und sein polnisches Pendant rieb sich immer wieder in der Defensive auf. Rein statistisch lieferte der Deutsche wieder einmal überragende Werte: seine Passquote lag bei 93 Prozent und die Anzahl der Ballkontakte belief sich auf sehr starken 125. Aufgrund der defensiven Orientierung kam Krychowiak nur auf 52 Ballkontakte und eine Passquote von 75 Prozent.
Ral, abseits.at
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Ral
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