Diese Serie mit den Betrachtungen der Schlüsselduelle kommt, wie die gesamte Europameisterschaft, mit dem Finale zu ihrem Ende. Noch einmal werden die vielleicht entscheidenden... Die Schlüsselduelle des EM-Finalspiels: Trägt Griezmann Frankreich erneut zum Sieg?

_Antoine Griezmann - FrankreichDiese Serie mit den Betrachtungen der Schlüsselduelle kommt, wie die gesamte Europameisterschaft, mit dem Finale zu ihrem Ende. Noch einmal werden die vielleicht entscheidenden Spieler-Konfrontationen im Finale zwischen Portugal und Frankreich besprochen.

Renato Sanches  vs. Paul Pogba

Viele junge Talente haben bei dieser EM nicht den Sprung ins Rampenlicht geschafft. Portugals Renato Sanches bildet hier die Ausnahme. Bereits vor der Europameisterschaft sorgte sein Transfer für ca. 35 Millionen Euro zum FC Bayern für Schlagzeilen. Während des Turniers war es vor allem die Abgeklärtheit und das Selbstbewusstsein mit dem der erst 18-Jährige agierte und konstant einer der besten Spieler seines Teams war. Zugegeben, Sanches lässt teilweise noch die taktische Reife vermissen und geht gelegentlich etwas zu ungestüm in die Zweikämpfe; für sein Alter ist dies jedoch normal. Gerade mit dieser Wildheit bringt Sanches aber eine gewisse Unberechenbarkeit in das oft statisch wirkende Offensivspiel der Portugiesen. Zudem sorgt er mit seiner Physis und seiner Dynamik immer wieder für Unordnung in der gegnerischen Defensive. Für sein noch junges Alter übernimmt Sanches auch schon erstaunlich viel Verantwortung und hat sich im Laufe des Turniers zu einem Leader entwickelt. Die Bayern können sich also freuen.

Freuen wird sich auch Manchester United, falls der Transfer von Paul Pogba tatsächlich über die Bühne gehen sollte. Mit der geforderten Ablöse von kolportieren 120 Millionen Euro, würde der Franzose über Nacht zum teuersten Fußballer aller Zeiten werden. Die ethische Diskussion, die bei solchen Wahnsinnsbeträgen immer zwangsläufig aufkommt, einmal außer Acht lassend, ist Pogba dieses Geld auf lange Sicht gesehen wohl wert, kann er doch den Fußball mit seiner einzigartigen Mischung aus Größe, Physis, Athletik, Technik und Spielintelligenz in Zukunft prägen. Wohl dem Verein also, der den 23-Jährigen in den nächsten Jahren in seinen Reihen weiß.

Cristiano Ronaldo vs. Antoine Griezmann

In diesem Duell treffen die beiden für das Offensivspiel ihrer jeweiligen Mannschaft wohl wichtigsten Akteure aufeinander. Beide waren die Hauptverantwortlichen für den Erfolg im Halbfinale und sollten auch im Finale für Erfolg und Misserfolg ihres Teams eine entscheidende Rolle spielen.

Es wird interessant zu sehen sein, ob Ronaldo von den Leistungen Griezmanns bei dieser EM in seinem Stolz verletzt ist und versuchen wird zu zeigen, wer der derzeit beste europäische Fußballer ist. Gegen seinen Teamkollegen bei Real Madrid Gareth Bale, vor deren Duell im Halbfinale bereits medial Wachablöseszenarien entworfen wurden, lief der Portugiese jedenfalls, zumindest in Halbzeit zwei, zur Höchstform auf, erzielte einen Treffer selbst und bereitete den anderen vor.

Ein entscheidender Unterschied zum Duell gegen Bale wird jedoch sein, dass Griezmann über die weitaus stärkeren Mitspieler als der Waliser verfügt. Trug Bale im Halbfinale die alleinige Verantwortung für das Offensivspiel seiner Mannschaft, ist diese Last bei den Franzosen auf mehreren Schultern verteilt, sodass es Spieler gibt, die Griezmann in gute Abschlusssituationen bringen und sich gleichzeitig als hochkarätige Abnehmer seiner Pässe in Position erweisen können.

Nachbetrachtung der letzten Duelle

Es gibt einfach Spiele, da soll es nicht sein: zwei mehr als unglückliche Gegentore, der Ausfall von Boateng und das Auslassen einiger Hochkaräter – fertig ist die, nicht unbedingt unverdiente, Niederlage der deutsche Mannschaft im Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich.

Während des Spiels wurde es in einigen Aktionen offensichtlich, das Thomas Müller nur bedingt zur alleinigen Spitze taugt und auf dieser Position sein Spiel nicht entfalten kann. Zudem muss einfach konstatiert werden, dass es wohl einfach nicht die Europameisterschaft Müllers war, so zeigte er sich auch gegen Frankreich im Abschluss vor dem Tor ungewohnt fahrig. Trotzdem gab „der Raumdeuter“ wieder alles, wollte sein Tor vielleicht aber zu krampfhaft erzwingen. Sein „Duell-Gegner“ ist in diesem Punkt so etwas wie die Müllersche Antithese: Antoine Griezmann ist, unabhängig davon was im Finale passiert, wohl der Spieler der EM. Unabhängig von seinen zwei Toren, was seine Ausbeute auf sechs steigert, wofür er nur zwölf Abschlüsse brauchte, war er gegen Deutschland zudem überall auf dem Platz zu finden: Der Franzose warf sich in jeden Zweikampf am Boden und, was bei einer Größe von 175cm noch bemerkenswerter ist, jedes Kopfballduell; bei Kontern der Equipe Tricolore zeigte er immer wieder seinen enormen Antritt und seine tolle Technik, außerdem gibt es wohl derzeit wenig Spieler, die im Abschluss besser sind, als der Mann von Atletico. All diese Fähigkeiten machen Griezmann zu einem legitimen Kandidaten für die diesjährige Auszeichnung zum Weltfußballer des Jahres.

Auch Paul Pogba wird sicherlich im Laufe seiner Karriere einmal für diesen Titel in Frage kommen. Bei dieser EM spielte der Mittelfeldspieler aber noch zu inkonstant, wobei er das 2:0 großartig vorbereitete. Ansonsten war Pogba viel mit Defensivarbeit beschäftigt, konnte vereinzelt aber seine Dynamik bei Kontern ausspielen. Sein Pendant Schweinsteiger ist so etwas wie die tragische Figur dieses Halbfinals: In der ersten Halbzeit lieferte der Kapitän, wie die gesamte deutsche Mannschaft, eine sehr gute Leistung ab. Mit der Hereinnahme von Emre Can in die Startelf als Unterstützung für Schweinsteiger, hatte Joachim Löw eigentlich alles richtig gemacht. Deutschland hatte das Spiel im Griff und gegen zu passive Franzosen schien es kurz vor Ende der ersten Halbzeit nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die deutsche Elf in Führung geht. Doch dann zeigte sich mal wieder, was den Fußball so unvorhersehbar macht: ausgerechnet einer der erfahrensten Spieler auf dem Platz geht im Strafraum ohne Not mit der Hand zum Ball und so blieb Schiedsrichter Rizzoli gar keine andere Wahl, als auf Elfmeter für Frankreich zu entscheiden. Natürlich war dies eine spielentscheidende Szene, trotzdem machte Schweinsteiger ein mehr als ordentliches Spiel und kann die große internationale Bühne erhobenen Hauptes verlassen

Ral, abseits.at

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