In dieser begleitenden Serie zur Europameisterschaft in Frankreich werden während des Turniers die Schlüsselduelle der einzelnen Begegnungen kurz unter die Lupe genommen. Wer die Duelle für sich entscheiden konnte und ob es überhaupt zu den vorgestellten Auseinandersetzungen gekommen ist, wird vor den folgenden Partien besprochen. Diesmal mit der Viertelfinalpaarung Polen – Portugal.
Grzegorz Krychowiak vs. William Carvalho
Der polnische Modellathlet gehört auf seiner Position im defensiven Mittelfeld mittlerweile wohl zu den besten zehn Spielern der Welt. Neben seiner enormen Zweikampfstärke am Boden, wie in der Luft, ist er das Hirn der polnischen Auswahl. Er ist für den Spielaufbau zuständig, wobei er oft zwischen die beiden Innenverteidiger abkippt und sich dort den Ball abholt. Der 26-Jährige ist der Spieler bei den Polen, der pro Partie die meisten Ballkontakte und die beste Passquote aufweist. Nicht nur für Polen ist Krychowiak sehr wertvoll, auch beim FC Sevilla ist er einer der wichtigsten Akteure. Lange wird er jedoch, wenn man diversen Gerüchten Glauben schenkt, sein Geld nicht mehr in Spanien verdienen: der französische Serienmeister Paris St. Germain will Krychowiak unbedingt verpflichten und dafür kolportierte 45 Millionen Euro auf den Tisch legen.
Bei der letztjährigen U21-Europameisterschaft ging Carvalhos Stern auch international auf. Mit der portugiesischen Mannschaft kam der Mittelfeldspieler ins Finale, unterlag dort jedoch Schweden, wurde aber zum besten Spieler des Turniers gewählt. Zum Leidwesen des Youngsters zog er sich danach eine schwerwiegende Schienbeinverletzung zu und fiel für mehrere Monate aus; sonst wäre der defensive Mittelfeldspieler wohl damals zu einem internationalen Topverein gewechselt. Mittlerweile hat Carvalho seinen Vertrag bei Sporting Lissabon zwar verlängert, was aber nicht heißen muss, dass der Portugiese nach der EM nicht doch den Verein wechselt, ist ein Spieler in diesem Alter und mit diesen Fähigkeiten im Zweikampf und Passspiel, auf dem internationalen Spielermarkt doch sehr begehrt.
Cristiano Ronaldo vs. Robert Lewandowski
In diesem Duell treffen nicht nur die beiden Superstars der jeweiligen Teams aufeinander, sondern auch die beiden Spieler, die gemessen an ihren Möglichkeiten, für ihre Mannschaften noch nicht die entscheidende Rolle spielen konnten, die für sie vorgesehen war.
Ronaldo konnte vorbehaltlos bisher nur im Spiel gegen die Ungarn überzeugen, indem er zwei Tore erzielen konnte. Im Achtelfinale gegen Kroatien präsentierte der dreimalige Weltfußballer seine mannschaftsdienliche Seite: er rackerte auf den Flügel und war sich auf für den ein oder anderen Zweikampf, sowie Defensivaufgaben, nicht zu schade. Beispielsweise erkämpfte er vor dem entscheidenden 1:0 den Ball, leitete ihn sofort weiter, stürmte danach in den Strafraum, scheiterte dann aber an Subasic; Quaresma konnte aber abstauben.
Auch Lewandowski präsentierte sich bisher sehr mannschaftsdienlich, wobei ihm der persönliche Torerfolg bei dieser EM noch verwehrt blieb. Der polnische Superstar reibt sich im Strafraum auf und wirft seinen kantigen Körper in jeden Zweikampf. Hiermit leistet er einen wertvollen Beitrag für eine, aus polnischer Sicht, höchsterfolgreiche Europameisterschaft. Zudem muss man Lewandowski zu Gute halten, dass sich teilweise drei gegnerische Spieler auf ihn stürzen, so wird es für jeden noch so großartigen Stürmer natürlich schwer.
Auch wenn es noch nicht die Europameisterschaft der beiden Superstars ist, wird der weitere Erfolg für die jeweiligen Teams bei dieser EM von der Form von Lewandowski und Ronaldo abhängen.
Nachbetrachtung der letzten Duelle
Morata zeigte sich, wie die gesamte spanische Mannschaft, im Spiel gegen Italien weit von seiner Topform entfernt. Der Stürmer von Juventus Turin konnte sich gegen das von Vereinskollege Bonucci exzellent orchestrierte italienische Bollwerk, nie durchsetzen und wurde folgerichtig ausgewechselt. Der italienische Verteidiger hingegen lieferte eine großartige Partie ab und war in der Defensive jeder Zeit Herr der Lage. Bonucci überzeugte jedoch nicht nur in der Verteidigung, sondern zeigte im Spielaufbau seine Qualitäten. Mit einer Passquote von 88 Prozent war er zudem einer der passichersten Akteure seiner Mannschaft.
Sehr zum Leidwesen der Engländer, lieferte Rooney im Achtelfinale seine schwächste Partie bei dieser Europameisterschaft ab. Dem 30-Jährigen gelang im zentralen Mittelfeld so gut wie nichts: er leistete sich immer wieder ungewohnte Fehlpässe und Ballverluste. Gunnarsson hingegen war vielleicht nicht der beste Spieler der Isländer an diesem Abend, aber was heißt das schon bei einer Mannschaft, die sich über das Kollektiv und die mannschaftliche Geschlossenheit definiert? Genau, eher wenig, spielte doch jeder Isländer gegen England die Partie seines Lebens.
Ral, abseits.at
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