In dieser begleitenden Serie zur Europameisterschaft in Frankreich werden während des Turniers die Schlüsselduelle der einzelnen Begegnungen kurz unter die Lupe genommen. Wer die Duelle für sich entscheiden konnte und ob es überhaupt zu den vorgestellten Auseinandersetzungen gekommen ist, wird vor den folgenden Partien besprochen. Diesmal mit der Halbfinalpaarung Deutschland – Frankreich.
Thomas Müller vs. Antoine Griezmann
Wie bei manch einem anderen Superstar, blieb Thomas Müller bisher hinter den hohen Erwartungen zurück. Die Frage ist: was erwartet man von dem Deutschen oder anderen Stars? Sollte man bei der Bewertung, die teilweise unfair oder gar vernichtend ausfällt, nicht auch einmal über den Tore-Tellerrand schauen? Zugegeben, Müller agierte im Abschluss bisher unglücklich; aber ist es nicht bereits ein Qualitätsmerkmal, das der Deutsche überhaupt zu diesen Gelegenheiten kommt? Dass er sich Chancen erarbeitet, immer wieder Lücken findet und keinem Zweikampf mit den Verteidigern aus dem Weg geht, um zum Torerfolg zu kommen? Auf einen Spieler wie den Bayern muss eine Abwehr über die gesamte Spielzeit ein Auge haben, womit sich Platz für andere ergibt. Hat Müller damit sein Soll erfüllt? Nicht unbedingt – aber er ist auch Spiel für Spiel nicht weit davon entfernt.
Nach einem etwas holprigen Start in das Turnier, hat Griezmann rechtzeitig zu seiner Topform gefunden. Mit bisher vier Toren führt er nicht nur die Torjägerliste an, sondern trug sein Team in den bisherigen K.o.-Spielen auch offensiv auf seinen schmalen Schultern. Vor allem gegen Irland im Achtelfinale riss der Mann von Atletico Madrid das Spiel an sich und half mit einer überragenden Leistung die Blamage gegen die Boys in Green abzuwenden. Zu Beginn des Turniers war Griezmann noch für den Flügel vorgesehen, mittlerweile gibt er einen Hybrid aus Zehner und hängender Spitze, was seiner Handlungsschnelligkeit, seiner Übersicht und seinem Passspiel, sowie seinen Stärken im Abschluss zugutekommt. Während dieser EM ist der Franzose endgültig in der Weltklasse angekommen und Deutschland wird defensiv alles aufbieten müssen, wenn sie den 25-Jährigen in seinem Spiel einschränken wollen.
Bastian Schweinsteiger vs. Paul Pogba
Nach der Verletzung von Sami Khedira ist es soweit: der etatmäßige deutsche Kapitän wird im EM-Halbfinale aller Voraussicht nach von Anfang an spielen. Inwieweit das nun gut oder schlecht ist, wird sich erst während und nach dem Spiel herausstellen. Fakt ist jedoch, dass Schweinsteiger sehr lange verletzt war und sich wohl gar nicht in Topverfassung befinden kann. Dies wurde im Viertelfinale gegen Italien sehr deutlich sichtbar, wo der 31-Jährige wirkte, als würde ihm im Spiel alles etwas zu schnell gehen. An seiner Bereitschaft, sich zu schinden und in jeden Zweikampf zu hauen, dürfte es keinen Zweifel geben – aber kann ein Schweinsteiger, der mittlerweile über seinen Zenit hinaus zu sein scheint, Maschinen wie Pogba oder Matuidi über ein gesamtes Spiel Paroli bieten?
Von der Antwort auf diese Frage wird für Deutschland, wie auch Frankreich einiges abhängen. Rein objektiv bewertet besitzt Frankreich auf der Position von Schweinsteiger mit Paul Pogba einen der potentiell besten Spieler der Welt. Dieser scheint, mit der Rückversetzung auf die etwas defensivere Sechser-Position, endgültig im Turnier angekommen zu sein, wobei man den Sieg gegen Island auch nicht überbewerten darf.
Was Deutschland bzw. Jogi Löw und seinem Trainerstab Sorgen bereiten dürfte, ist die Athletik und Power von Pogba, der ein nicht ganz fitter Schweinsteiger wohl nicht viel entgegenzusetzen hat. Aber vielleicht kann das alte bayerische Schlachtenross nochmal alle überraschen, die bereits den Abgesang auf einen der besten deutschen Spieler aller Zeiten angestimmt haben.
Nachbetrachtung der letzten Duelle
Einen eindeutigen Sieger im Superstar–Duell zu ernennen, ist gar nicht so einfach, wie die Spielstatistik einem weismachen will. Dieser weist bei Cristiano Ronaldo ein Tor und eine Torvorlage beim 2:0-Erfolg aus, während bei Gareth Bale in diesen Statistiken eine Null steht. Eine klare Angelegenheit also?! Nicht unbedingt, muss man doch auch betrachten, wie das Spiel gelaufen ist.
In der ersten Hälfte war wieder das alte Bild des portugiesischen Angriffs zu sehen: zwar spielten die Iberer etwas entschlossener nach vorne, versuchten aber wieder möglichst schnell den Ball zu ihrem Superstar zu passen, der sich wieder in Einzelaktionen verstrickte. Auch in diesem Spiel schien es Portugals Trainer Fernando Santos nicht zu gelingen Ronaldo sinnvoll einzubinden. In der zweiten Halbzeit änderte sich nicht viel an diesem Muster, jedoch hatte CR7 mit zwei Aktionen das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. Im Endeffekt entschieden zwei Einzelaktionen das Spiel zugunsten der Portugiesen. Nicht falsch verstehen: Ronaldo lieferte eine starke Partie ab und konnte so seine Kritiker wohl erst mal zum Verstummen bringen.
Bale hingegen fehlte mit Aaron Ramsey ein ganz wichtiger Partner im Offensivspiel, und trotzdem machte der walisische Superstar erneut ein großartiges Spiel. Immer wieder riss er das Spiel an sich, überlief mit seiner unglaublichen Schnelligkeit die portugiesische Abwehr, ging ins Eins gegen Eins und versuchte mit gefährlichen Weitschüssen zum Torerfolg zu kommen. Jedoch half dies alles nichts, fehlte Bale in der Offensive doch ein Partner, der auf ähnlichem Niveau agieren konnte.
Pepe konnte leider verletzungsbedingt nicht spielen und so kam es nicht zum Duell der Abwehrrecken zwischen ihm und Ashley Williams, der eine solide Leistung zeigte.
Ral, abseits.at
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