EM-Tagebuch aus Frankreich (19): Offenherzige Franzosen, schottische EM-Touristen und irische Skisprungtalente
EURO 2016 29.Juni.2016 Emanuel Graf 0
Leider ist jeder Urlaub einmal vorbei, aber bei diesem fällt es besonders schwer, sich von der Atmosphäre zu trennen, in die man sich während der Europameisterschaft eingelebt hat. Hier möchte ich euch an ein paar Geschichten teilhaben lassen, denn wer eine Reise tut, der hat was zu erzählen.
Zuerst möchte ich mich aber bei diesem freundlichen Land namens Frankreich für den netten Umgang bedanken. Wir konnten immer wieder mit Franzosen ins Gespräch kommen, mit der jüngeren Generation auch meist problemlos in englischer Sprache. Einer Familie, die sich sehr über das Gespräch mit Fans gefreut hat, haben wir „Eine Straße, mit vielen Bäumen, ja das ist eine Allee“ gelehrt. Mit einem PSG-Fan haben wir kurz in dessen Mittagspause über das EC-Finale Rapid-PSG 1996 gesprochen. Ein Bewohner von Marseille, der eigentlich gerade auf seine Freundin gewartet hat, bot uns sofort hilfsbereit sein Handy an, als wir an unserer Reise etwas verändern wollten – danach führte er uns durchs Zentrum, an einen Strand und erzählte uns vom Leben und der Musik in seiner Stadt. Ein Gruppe von aus Tunesien stammenden Franzosen hat mit uns gemeinsam in Saint Denis getrunken und sich mit der österreichischen Fahne fotografieren lassen. In den Geschäften war man vorbereitet, hatte Nachsicht mit EM-Touristen, außerdem war die Polizei in Frankreich wirklich unser Freund und Helfer: Ein junger Polizist hat mir sogar den Namen der Kreuzung, an der wir standen, in mein Mobiltelefon getippt, damit ich einen Treffpunkt mit Freunden ausmachen konnte. Auch ansonsten waren die französischen Polizisten immer eine gute Anlaufstelle für Fragen betreffend der Organisation (Wo sind die Schließfächer beim Stadion? Wie finde ich bitteschön ein Taxi in Bordeaux? Darf ich diesmal mit meinem Feuerzeug ins Stadion oder muss ich es wieder wegwerfen? etc.). Auch das (noch schwerer) bewaffnete Militär, das nicht ganz so stark präsent war, hatte für typische Touristenfragen immer ein offenes Ohr.
Ich denke ein kurzer Ablauf an Begegnungen mit Fans verschiedenster Länder ist für meine Reise repräsentativ. Beginnen möchte ich neben den Franzosen mit den großartigen irischen Fans. Im zweiten Teil folgen dann weitere Begegnungen. Ja, sie tranken viel, vielleicht zu viel, aber sie präsentierten sich uns auch als Volk lebenslustiger, kommunikativer und äußerst freundlicher Menschen. Ein nach Kanada ausgewanderter Ire diskutierte mit uns zum Beispiel über Politik, wusste über die Situation in Österreich unfassbar gut Bescheid; kannte Waldheim, Haider und Hofer – nur den englischen Begriff für Kornblume konnten wir gemeinsam nicht herausfinden (cornflower ist die richtige Lösung, wer kann auf sowas bitte kommen? …). Auf der anderen Seite der demographischen Spannbreite stand ein Nordire, der sich am Vorabend des Spiels gegen Deutschland derart aus der Welt gesprengt hat, sodass er nicht mehr in sein Zimmer kommen konnte, weil er seinen Schlüssel verloren/vergessen hatte. Auf die Frage der Rezeptionistin, welche Zimmernummer er denn habe, wusste der lallende Nordire einfach keine Antwort, er hatte seine Erinnerung daran schlicht weggesoffen. Am Tag der 0:1-Niederlage gegen Deutschland sahen wir ihn wieder, nur so viel sei gesagt: Es erging ihm nicht besser als am Vorabend. Eine schöne Begegnung hatten wir dagegen mit Mitgliedern eines Sportklubs aus der Nähe von Dublin, zwar waren sie nur schwer zu verstehen, weil sie sich nach fünf oder sechs Minuten störungsfreier Kommunikation immer wieder in ihren Dialekt begaben, aber die Unterhaltung mit ihnen über typische und extreme Sportarten aus unseren Ländern war sehr nett. Sie zeigten uns Videos von Hurling, dem brutalsten Mannschaftssport aus ihrer Sicht. Wir redeten über Gaelic Football und sie bewunderten unseren Skisprungsport. Für sie stellt es eine der extremsten Sportarten dar, die sie kennen. Man muss aber dazusagen, dass sie auch glaubten, dass nahezu jeder Österreicher in seiner Freizeit den Skisprungsport ausübt. Unsere Aussage, dass das nur eine kleine Menge an trainierten Athleten machen und es sich (noch) nicht um einen Breitensport handelt, fassten sie daher etwas desillusioniert auf. Nichtsdestoweniger waren sie von diesem Sport begeistert – einer von ihnen präsentierte uns seine revolutionäre Anfahrtstechnik; auf eine größere Anzahl irischer Skispringer kann man sich wohl einstellen.
Auch schottische Fans fanden wir auf unserer Reise. Auf unsere Frage: „What are you doing here?“ meinten sie nur trocken „Austria has played yesterday, what are you doing here in Bordeaux? Where are you playing? Shouldn’t you be in Paris then?“ – und recht hatten sie! Einer von ihnen hatte eine Irlandflagge dabei, mit der er seine Freunde immer verärgerte, ob er wirklich Ire ist, hat er mir aber nicht gesagt.
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Emanuel Graf, abseits.at
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