Drei Spiele der EURO 2016 sieht Gastredakteur Pascal Günsberg in den kommenden Tagen. Für abseits.at berichtet er von seinen Erfahrungen in Lyon, Saint-Étienne und Marseille.
Wer eine Reise tut, hat vieles zu erzählen, sagt man. Dass sich dieser Ausspruch schon am Anreisetag bewahrheitet, hätte gewissermaßen nicht sein müssen. Was problemlos mit dem ersten Flug von Wien-Schwechat nach Brüssel begann, fand mit einem fehlenden Sitzplatz beim Weiterflug von Brüssel nach Lyon seine erste Komplikation. Diese einmal bewältigt und doch noch in Lyon angekommen, musste ich eben dort jedoch feststellen, dass das für mein Gepäck nicht gilt.
Um welchen Sport geht’s eigentlich?
Zwei zusätzliche Stunden am Flughafen Lyon und ein reinstes Chaos lassen den fehlenden Koffer auch nicht wieder auftauchen, selbiges gilt für alle anderen Passagiere, die in Brüssel umstiegen und ihr Gepäck den dortigen Kräften anvertrauten. Das betrifft nicht nur eine kanadische Rennradfahrerin, die so ihr für tagsdarauf geplantes Radrennen absagen muss, sondern auch fünf Fußballfans aus Manchester, deren Koffer und somit auch ihre Matchtickets weit weg von Lyon sind. Als sie dies einem anderen gepäcklosen Kanadier erzählen, fragt dieser verwundert, um welche Sportart es bei der „European Championsship“ geht und hält die fünf mit Wohlstandsbäuchen ausgestatteten Engländer kurzzeitig sogar für Spieler. Tja, wer eine Reise tut, hat tatsächlich vieles zu erzählen.
Stimmungsvolle Nordiren…
Aber auch ohne Gepäck lässt sich Lyon ganz gut kennenlernen. Und dabei ist es egal, ob man durch die Altstadt spaziert, Sehenswürdigkeiten aufsucht oder einen Aussichtspunkt besucht, Fußballfans findet man überall – und die aus allen Ecken Europas. Naturgemäß sind vor dem heutigen Spiel zwischen Albanien und Rumänien schon viele Fans ebendieser Mannschaften hier, wobei die Albaner hier bislang numerisch wie auch stimmungstechnisch in Überzahl sind. Besonderen Eindruck hinterlassen aber die zahlreichen Nordiren, die nach ihrem Spiel gegen die Ukraine vor einigen Tagen noch immer in großer Zahl in Lyon weilen und für lautstarke Stimmung in der Stadt sorgen.
… und stimmungsvolle Engländer
Auch Engländer werden es immer mehr, spielen die „Three Lions“ schließlich morgen im benachbarten Saint-Étienne gegen die Slowakei. Dass auch die Engländer über ein lautes Stimmorgan und jeder Menge Lust zu singen verfügen, muss dabei nicht extra betont werden. Dass das dabei allerdings überaus fair, friedlich und auch gemeinsam mit anderen Nationen geschieht, muss dieser Tage leider sehr wohl hinzugefügt werden.
Die Nullnummer in der Fanzone
So waren es auch abends in der offiziellen Fanzone, die auf zwei großen Leinwänden alle Spiele zeigt, nicht die Portugien oder die Österreicher – und schon gar nicht die Isländer oder die Ungarn zuvor –, die für Stimmung sorgten, sondern erneut die Inselbewohner. In Halbzeit Zwei kam dennoch auf das Spiel bezogene Stimmung auf. Erst großer Jubel der doch zahlreich anwesenden Portugiesen, als sie einen Strafstoß zugesprochen bekommen. Danach Pfeifkonzert der restlichen Anwesenden für Cristiano Ronaldo. Ein ähnliches Bild bei dessen wegen Abseits aberkanntem Tor kurz später. Rot-Weiß-Rot genoss in der Fanzone von Lyon durchaus Sympathien und Unterstützung, dies war großteils aber nicht so sehr auf Österreich selbst, sondern mehr auf die Nummer Sieben des Gegners zurückzuführen.
Zwischen Sicherheit und Angst
Diese Fanzone ist übrigens nur über Flughafen-ähnliche Sicherheitskontrollen zu erreichen, was die Sicherheitsvorkehrungen rund um die EURO ganz gut widerspiegelt. Schwer bewaffnete Polizisten sind in ganz Lyon kaum zu übersehen, vor Einkaufshäusern müssen Rücksäcke hergezeigt werden, die Reisepässe werden sowieso kontrolliert. Ein Sicherheitsgefühl wird dadurch gewissermaßen vermittelt, unbewacht ist man tatsächlich nahezu nie. Dass über dieser EURO aber auch ein wenig Angst schwebt, kann einem nicht entgehen. Bislang dominiert allerdings König Fußball und damit einhergehend die stimmgewaltigen Fans aller Lager.
Lyon war bislang in nordirischer Hand, spätestens jetzt wird sich dies ändern, wenn heute Albanien und Rumänien um das letzte Aufstiegsticket der Gruppe A spielen!
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Pascal Günsberg, abseits.at
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Pascal Günsberg
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