Glück und Pech liegen wohl mindestens genau so nah beieinander, wie der Grat zwischen dem für das Österreich typische Himmelhochjauchzende und das zu Tode betrübt sein. Gerade letzteres wurde gestern deutlich spürbar.
Wer weiß, wie das Turnier verlaufen wäre, wäre der Schuss von Alaba gleich zu Beginn der Partie gegen Ungarn reingegangen. Das gerade bei österreichischen Fußballfans beliebte „hätti wari“ hatte in den letzten Tagen wieder Hochsaison und wird möglicherweise darüber hinwegtrösten, dass vielleicht nicht alles so schlecht war, wir nicht so chancenlos und die anderen vielleicht auch nicht so viel besser waren.
Die Entwicklung
Die letzten Spiele haben in erster Linie eines gezeigt; und das nicht nur in der Österreich-Gruppe.
Der Fußball hat gerade in den Ländern, die in der Vergangenheit eher die Kategorie „Wunschlos“ gefallen sind, enorm aufgeholt. Gerade zu Beginn der EURO folgte ein knappes und ausgeglichenes Spiel dem nächsten – unabhängig davon, wie groß die theoretischen und Marktwert-bezogenen Qualitätsunterschiede waren.
Auch wenn die Spiele für den gemeinen Zuschauer nicht besonders spannend oder torreich waren, so waren sie in erster Linie taktisch hochklassig. Die Defensivleistungen der Rumänen oder der Albaner gegen die Franzosen waren aller Ehren wert und blieben nur durch das erzwungene Glück des Tüchtigen unbelohnt. Auch Nordirland, Island oder Ungarn zeigten, dass ihre Erfolge nicht auf dem Prinzip des Zufalls gebaut sind.
Das Scheitern
Was wohl auch mit ein Grund für das rot-weiß-rote Scheitern ist. Nach der souveränen Qualifikation, den ständigen Berichten über im Ausland begehrte Kicker, der Platzierung in der Weltrangliste und der anfangs einfach geglaubten Gruppe, kehrte ein lange verschollener Optimismus in die Köpfe der heimischen Fans, Medien und der Mannschaft ein, der sich aber spürbar in Hochmut und einer unbewiesenen Überlegenheit anderen gegenüber gebildet hat. Wir waren auf einmal wer und wer sollte uns stoppen?
Die Euro hat aber eines offenbart: Selbst Nationen wie Albanien, Island, Ungarn etc. sind keine „Zwerge“ mehr – was angesichts ihrer erfolgreichen Qualifikation ohnehin ein krasser Denkfehler wäre.
Sie haben auch seit Jahren „ihren Koller“ auf der Trainerbank sitzen, haben die Vorteile von international erfahrenen Fachtrainern erkannt und dem Nepotismus in Teamchef-Fragen abgeschworen. Sie investieren seit Jahren in eine funktionierende Jugendarbeit und können starke Legionäre in guten Ligen vorweisen.
Um beim Beispiel der Gruppengegner zu bleiben – sie hatten nur eines nicht: Eine überzogene Erwartungshaltung, die schlussendlich dafür gesorgt hat, dass Österreich naiv gespielt und blind ins offene Messer gelaufen ist. Das, sowie die fehlende Flexibilität in Aufstellungsfragen haben dafür gesorgt, dass die so souveräne Qualifikationsmannschaft während der Euro teilweise wie ein kopfloses Huhn agiert hat. Ängstlich, orientierungslos, planlos – während Island und Ungarn nur clever abwarten mussten.
Die Hoffnung
Trotz dieses harten Aufpralls auf den Boden der Tatsachen gibt es Grund zur Hoffnung. Vor über zwei Jahren scheiterte man denkbar knapp in der WM-Qualifikation, weil man gefühlt dieselben Fehler wie in den vergangenen Tagen gemacht hat. Bei der darauffolgenden Qualifikation haben Marcel Koller und die Mannschaft aber daraus gelernt.
Diese EURO wird man in Zukunft ebenfalls als wertvolle Lehrstunde bezeichnen können, mit der Gewissheit, dass Qualifikation und Turnier zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind und wir nicht in einem Atemzug mit den Top-Nationen genannt gehören.
Die nächsten Qualifikationsspiele werden wieder hart und sehr eng werden, wie bereits auch in der EM-Qualifikation, in der man auch nur selten brillierte. Ganz wesentlich ist die Tatsache, dass mit Marcel Koller bereits vor dem Turnier verlängert wurde und man darauf bauen kann, dass die Lernkurve wieder steigen wird und die Fortschritte auch in der dritten Qualifikation sichtbar werden. In der Zwischenzeit gilt es wieder aufzustehen, wieder hart zu arbeiten, das Glück zu erzwingen und die Fehler nicht mehr zu wiederholen.
Francois Plaiasu, abseits.at
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Francois Plaiasu
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