Perfekt durchorganisiert: Auf Deutschland warten bärenstarke Azzurri
EURO 2016 2.Juli.2016 Marius Kaltwasser 0
Die DFB-Auswahl hatte es im Laufe der Europameisterschaft bis jetzt mit eher schwächeren Teams zu tun. Im Viertelfinale trifft sie nun auf eine italienische Nationalmannschaft, die durch taktische Flexibilität, balancierte Positionsfindung sowie Halbraumpräsenz besticht.
Zwar konnte sich die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw im Laufe des Turniers steigern, offenbart aber sowohl gegen die Ukraine als auch gegen die Slowakei Schwächen in der vertikalen Kompaktheit. Die Abstände waren oftmals zu groß, was die Italiener zu Nutzen wissen. Im Folgenden wird die Mannschaft von Trainer Antonio Conte einer detaillierteren Analyse unterzogen.
Taktische Ausrichtung und mögliche Aufstellung
Italien ist eine der wenigen Mannschaften die mit einer Dreierkette – bestehend aus Bonucci, Chiellini und Barzagli – in der ersten Linie agiert. Das Trio wird von zwei Wingbacks flankiert, welche bei eigenem Ballbesitz offensiv aufrücken und ein 3-5-2-System herstellen. Defensiv orientieren sie sich an der Abwehrreihe und lassen ein 5-3-2 entstehen.
Die Flügel sind zwar nur einfach besetzt, dafür gibt es viele Spieler in den Halbpositionen, die vor allem gegen den Ball das Zentrum verdichten können.
Im Aufbau bietet die Dreierkette den Italienern zwei diagonale, sowie eine vertikale Aufbaurolle. Zurückfallende Spieler können dadurch in einem vorteilhaften Passwinkel angespielt werden.
Die Fünferkette, die situativ von den zurückfallenden Wingbacks hergestellt werden kann, ermöglicht den Italienern auch bei aggressivem Herausrücken einzelner Spieler eine angemessene Breitensicherung. Löst sich beispielsweise Außenspieler Florenzi aus der Fünferkette und verfolgt seinen Gegner mannorientiert, kann die Restverteidigung immer problemlos die Breitensicherung der ersten Linie sicherstellen.
Das Zentrum besetzt Cheftrainer Antonio Conte in allen relevanten Spielen mit De Rossi, Giaccherini und Parolo. Insbesondere letztgenannte verlassen bei eigenem Ballbesitz ihre eher tiefere Position rücken in ballnahe Räume vor, besetzen die Flügel oder schieben bis in den gegnerischen Strafraum nach vorne.
Das Sturmduo bilden Pelle und Eder. Pelle dient als Anspielstation für lange, hohe Bälle, während Eder leicht versetzt hinter ihm startet und auf Ablagen bzw. zweite Bälle lauert. Beide haben ihre Stärken in der Ballbehauptung und können auch aus aussichtslosen Situationen zumindest eine Standardsituation herausholen.
Strategische Ausrichtung
Die Mannschaft von Antonio Conte macht sich die Spezifika des 3-5-2 Systems zu Nutze. Die Wingbacks werden meist relativ früh in den Spielaufbau mit einbezogen, die jeweiligen ballnahen Achter orientieren sich ebenfalls Richtung Seitenauslinie, rücken weit heraus und ziehen den Gegner horizontal auseinander. Dadurch werden Räume im Zentrum geöffnet, in denen De Rossi angespielt werden kann. So zu sehen im Duell mit den Spaniern: Iniesta, Nolito und Alba orientierten sich an dem nach außen drifteten Parolo, ließen dabei De Rossi unbeobachtet, welcher sich klug aus dem Deckungsschatten löste, damit als Anspielstation frei wurde und den Spielvortrag vertikal nach vorne weiterführen konnte.
Spanien lässt sich nach außen locken, De Rossi wird im Zentrum frei
Wird De Rossi – wie gegen Belgien – mannorientiert verfolgt, spielen die Wingbacks sofort diagonal in die Spitze. Das italienische Spiel ist darauf ausgelegt möglichst schnell in das letzte gegnerische Drittel zu gelangen. Der Ball wird häufig rasch vertikal/diagonal nach vorne auf die beiden Stürmer Pelle und Eder gespielt. Da die gegnerische Formation meist horizontal auseinandergezogen wird, finden die Stürmer große Räume im Zentrum vor, in die sie sich zurückfallen lassen um die Ballzirkulation im letzten Drittel zu sichern, oder auf nachrückende Mitspieler abzulegen.
Eder und Pelle lassen sich in Zwischenlinienraum fallen, Wingbacks und Giacherini rücken nach, dadurch Überzahl im letzten Drittel
Dieses risikoreiche, aber oftmals stark vorgetragene Vertikalspiel bringt dem Team von Antonio Conte offensiv und defensiv wichtige Vorteile:
Die gegnerische Abwehrreihe kann meist mit Tempo angelaufen werden, da Eder und Pelle auf die schnell nachrückenden Mitspieler ablegen.
Der Gegner kann durch diese risikoreiche Spielweise selten in Gegenpressingsituationen gelangen, bzw. den Ball in einer aussichtsreichen Position erobern.
Phasenweise streuen die Italiener auch gezielte lange Bälle aus der letzten Abwehrreihe in das Sturmzentrum ein. Zwar verfügen die Italiener nicht über solch aufbaustarke Spieler wie Boateng oder Hummels, doch auch Bonucci kann -wie gegen Belgien- gefährliche Vertikalbälle hinter die gegnerische Abwehrreihe spielen, was insbesondere für hochstehende Abwehrreihen Gefahren birgt.
Auch in der Defensivarbeit zeigt sich die „Squadra Azzurra“ äußerst flexibel und aufeinander abgestimmt. Beide Wingbacks lassen sich bei gegnerischem Ballbesitz neben die Dreierkette fallen und stellen eine 5er Kette her, die vor allem für aggressive Herausrückbewegungen genutzt werden kann: Rückt ein Spieler heraus, können die verbliebenen vier Spieler problemlos den verlassenen Raum kontrollieren. Gegen Spanien stellten die Italiener dadurch häufig eine Viererkette her: Der ballnahe Wingback rückte heraus, während sich der ballferne Wingback neben die Dreierkette orientierte.
In sämtlichen Pressingphasen versuchen die Italiner das Zentrum zu versperren und lauern auf aussichtsreiche Ballgewinne. Das spanische Aufbauspiel wurde durch Mannorientierungen (Pelle-Busquets, De Rossi-Fabregas) lahm gelegt und bereits früh gestört. Die Spanier konnten somit nie dynamisch aus der ersten Reihe das Spiel eröffnen und wurden immer wieder zu Rückpässen gezwungen. Statt weiträumige Verlagerungen anzubringen rieben sie sich in kleinräumigen Kombinationen in den Halbräumen auf. Die Italiener verengen das Zentrum, rücken aggressiv heraus und halten den Gegner aus den strategisch wichtigen Zonen des Spielfeldes heraus.
Halbraum wird von Italien dominiert, Italien bildet situativ eine Viererkette, Spanien verrennt sich in kleinräumigen Kombinationen à Keine Verlagerungsoptionen
Fazit
Auf die deutsche Nationalmannschaft wartet eine taktisch perfekt organisierte Mannschaft, die den Ball weiträumig zirkulieren lässt, schnell vertikal nach vorne spielt und durch nachrückende Spieler Präsenz im letzten Drittel erzeugt. Defensiv besticht die „Squadra Azzurra“ durch kluge Herausrückbewegungen, variable Pressinghöhen und klug gewählte Mannorientierungen.
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Marius Kaltwasser
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